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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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einen kurzen Blick zu Criminy und hoffte, dass er noch in der Lage war, mir zu vertrauen. Nach unserer Zufallsbegegnung mit der Hexe konnte er das vielleicht nicht mehr.
    »Dein Bludmann bleibt am Leben, und du kannst mit deinem Wanderzirkus voller Wilder verschwinden und tun, was zur Hölle du willst. Und du kannst das Medaillon behalten.«
    »Das wird mir nicht viel bringen, wenn ich mit einer Krankheit infiziert bin«, antwortete ich vorsichtig.
    »Es ist mir egal, ob du selber krank wirst. Bring mir einen Styroporbecher mit Blut oder einen abgeschnittenen Finger von einem Drogensüchtigen. Einfach irgendwas, das sich durch Blut überträgt und sie alle tötet. Diese Welt hier kennt keine Krankheiten. Eine Grippe würde wahrscheinlich die halbe Bevölkerung umbringen. Aber es ist das Risiko wert.«
    Da waren mindestens drei unlogische Aussagen drin, aber ich ging nicht darauf ein und spielte mit.
    »Ich will nicht, dass Sie ihm wehtun«, sagte ich. »Ich mache es.«
    Criminy schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
    Jonah Goodwill lächelte und seine strahlend weißen Zähne verrieten seine guten amerikanischen Zahnpflegegewohnheiten.
    »Dann wollen wir uns darauf die Hand geben und dich bettfertig machen, Süße.«
    Er griff nach meiner Hand, die noch immer blutleer und reglos an meiner Seite lag. Ich gab mein Bestes, zu lächeln und begeistert mit den Fingern zu wackeln.
    Wir hatten eine Abmachung.
***
    Wie angekündigt ließ der alte Mann mich bettfertig machen. Ich wurde losgebunden, und eine Schar verängstigter Pinkiedienerinnen half mir beim Ausziehen und Baden in einer Kupferwanne voll heißem, parfümiertem Wasser. Obwohl mir der Kopf schwirrte, war es ein wundervolles Gefühl, wieder warm, trocken und sauber zu sein. Die Mädchen frisierten mein Haar und hüllten mich in ein übermäßig züchtiges, blusenartiges graues Nachthemd, das an ein Seemannshemd erinnerte. Es war hässlich und fade im Vergleich zu den schillernden Dingen, an die ich mich gewöhnt hatte, und ich hätte mich nicht mal tot darin erwischen lassen wollen. Der schlaffe Strohhut mit den langen Bändern machte das Ganze noch schlimmer.
    Danach drängten sie mich in den Speiseraum, wo ich Magistrat Goodwill gegenüber am Fußende der Tafel sitzen und Suppe schlürfen musste. Obwohl ich seit Tagen kaum gegessen hatte, hielt mein Appetit sich in Grenzen. Die toten, blutdürstig starrenden Augen der Hirsche, Antilopen und Elche schienen mich bei jedem Löffel des Verrats anzuklagen.
    Ich war dankbar, dass der alte Mann keine Konversation betreiben wollte. Von Zeit zu Zeit richtete er in seinem kultivierten Sang-Akzent freundliche Worte an die Bediensteten oder lobte das Essen. Ich dachte an meine guten Manieren und hielt den Mund. Ich hoffte, blöde zu wirken, oder zumindest schwerfällig und unkreativ. Mir drängte sich die Frage auf, ob Criminy und ich die Einzigen waren, die seinen echten Akzent zu hören bekommen hatten, seit seinen frühen Tagen in Sang, bevor er gelernt hatte, ihn zu verbergen.
    Während die Bediensteten um mich herumwuselten und meinen eleganten Teller mit nicht gegessenem Kirschkuchen wieder vom Tisch nahmen, zappelte ich herum und hielt den Blick gesenkt, als ich fragte: »Master Goodwill, dürfte ich wohl bitte Criminy sehen?«
    »Oh nein, meine Liebe«, deklamierte er. »Ich glaube, das ist eine ganz schlechte Idee. Dieser bösartige Mörder hat einen sehr schlechten Einfluss auf dich. Er könnte sogar versuchen, dich zu verletzen. Das kann ich doch niemals zulassen.«
    Das Hausmädchen, das Mr Goodwills Teller abräumte, wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und sah ihn mit hingebungsvoller Zuneigung an. Ich versuchte, nicht zu kotzen.
    »Ich werde dir jedoch gestatten, noch eine Stunde lang still im Garten zu sitzen, bevor es Schlafenszeit ist. Die frische Luft wird recht erquicklich sein. Ich bin festen Glaubens, dass eine Nacht guter Schlaf jedes Übel heilen kann, du nicht auch?«
    »Ja, Sir«, murmelte ich, während ich die abschätzenden Blicke der Bediensteten auf mir spürte. Hier war keine Unterstützung zu erwarten.
    Nach dem Abendessen eskortierte mich ein mürrisch schweigsamer Copper durch die Flügeltüren in einen wunderschönen Garten. Bis auf seine scharf geschnittene Nase und den mürrisch verzogenen Mund war sein Gesicht völlig von Schutzbrille und Leder verhüllt, aber es war meinem Bewacher anzumerken, dass ihm solch Frivolität missfiel. Oder vielleicht missfiel ihm einfach nur so

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