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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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öffnete die Tür und achtete darauf, nur den Türgriff zu berühren.
    Drinnen war es großartig: alles war frisch geputzt und roch nach Rosen anstelle von altem Hund. Ein neuer Teppich auf dem Boden und ein paar Möbelstücke ohne Kratzspuren hatten den kleinen Wohnwagen in einen fröhlichen Raum verwandelt. Criminy zeigte auf eine offene Tür am Ende, und dort fand ich einen kleinen Schlafraum mit einem schmiedeeisernen Bett, auf dem eine Patchworkdecke aus schimmernder Seide lag.
    »Es war das Beste, was wir so kurzfristig zustande bringen konnten«, meinte er mit seinem schiefen Lächeln.
    Ich öffnete die Tür zu einem Kleiderschrank, der neben das Bett gequetscht war. Dort hingen noch zwei Kleider, und in den Schubladen fanden sich Handschuhe und Strümpfe. Und, zu meinem Entsetzen, ein Turban.
    Ich hielt ihm das ärgerliche Kleidungsstück an einem Finger hin, ein malvenfarbiger Wirrwarr aus Stoffschichten mit einem großen künstlichen Edelstein vorne drauf, und hob eine Augenbraue.
    »Kostüme«, meinte er mit einem Schulterzucken. »Du wirst dich daran gewöhnen.«
    Ich warf das Ding zurück in die Schublade und stieß sie zu.
    »Und was passiert dann, wenn ich schlafe?«, wollte ich wissen.
    »Ich werde im anderen Raum sein, mit meinen Büchern und magischen Schriften, und versuchen, deine spezielle Situation zu enträtseln. Ich brauche nicht viel Schlaf.«
    »Du Glücklicher«, sagte ich und fuhr mit meiner behandschuhten Hand über das Bett. Dann ging mir auf, wie einladend die Geste wirken könnte, und ich zog rasch die Hand zurück. Er kicherte, ein überraschend dunkler und bezaubernder Laut, der mich den gutaussehenden, hier gestrandeten Cembalospieler aus meiner Welt völlig vergessen ließ.
    »Dann gefällt es dir?«, fragte er. Ich nahm mir einen Moment Zeit, bevor ich antwortete. Ein Teil von mir genoss seine Besorgnis.
    »Ich denke schon«, sagte ich dann. »Aber ich habe kaum eine Vergleichsmöglichkeit.«
    »Es ist besser als jede Stadt, versprochen«, sagte er spöttisch. »Wohnungen dicht an dicht, alle sitzen eng aufeinander. Die Luft ist faulig. Die Straßen sind verdreckt. Egal, was du tust, der Dreck dringt in jede Pore, unter deine Haut. Drinnen ist es sehr opulent, farbenfroh und glänzend, um die Düsternis draußen zu kompensieren.«
    »Hast du viel Zeit in Städten verbracht?«
    »Ich wurde in einer geboren. Devlin, von hier aus über dem Meer. Ich bin weggelaufen, als ich neun Jahre alt war, und nie zurückgekehrt.« Er hielt einen Moment lang inne und starrte versonnen in die Ferne. »Es ist schon seltsam. Ich bin seit Jahrzehnten mit diesem Wanderzirkus unterwegs, aber noch nie hat mich jemand gefragt, woher ich komme.«
    »Ich glaube, sie haben Angst vor dir«, sagte ich.
    »Und das sollten sie besser auch.«
    »Ich glaube nicht, dass du so bösartig bist, wie du behauptest«, erklärte ich.
    »Ich glaube nicht, dass du mich schon mal an einem schlechten Tag gesehen hast«, antwortete er. »Ich muss den Anschein aufrechterhalten, ihnen Angst machen, und sie auf Linie halten. Es ist ein Tanz auf Messers Schneide, eine Bande von Außenseitern, Monstern, Bettlern und Dieben anzuführen.«
    »Warum tust du es dann?«
    »Weil ich es liebe. Weil es das ist, was ich bin. Und sie sind gar nicht so übel. Du bist es, die anders ist. Du solltest mein Trost sein, mir das Herz leichter machen. Vielleicht erzähle ich dir deshalb so viel. Wahrscheinlich sollte ich das gar nicht tun.«
    »Ich verstehe nicht einmal, warum ich irgendwas sein soll«, sagte ich. Ich fühlte mich berührt, aber zugleich war ich auch seiner Mutmaßungen müde. »Du sagtest, du hättest mich hergebracht. Erzähl mir, warum.«
    »Das ist eine lange Geschichte, Mäuschen. Warum ziehst du dich nicht aus und legst dich ins Bett, und ich erzähle sie dir beim Einschlafen? Vielleicht kann ich dich damit ins Land der Träume langweilen.«
    Mit einem Grinsen schlüpfte er zur Tür hinaus und machte hinter sich zu, und ich hörte seine Schritte durch den Wagen knarren. Ich stöberte im Kleiderschrank, bis ich ein langes weißes Nachthemd fand. Dann ging mir auf, dass ich mich gar nicht allein ausziehen konnte. Aber ich würde es allein machen, soweit es eben ging.
    Als Erstes schnürte ich den Kragen auf, und es war ein wundervolles Gefühl. Dann die Handgelenke. Danach gelang es mir, die verschiedenen Schnüre so weit aufzuziehen, dass das Kleid über meinen Kopf gleiten konnte. Während ich mich drehte und wendete, um das

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