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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Korsett aufzuschnüren, sah ich mich plötzlich im Spiegel: dickes Make-up, schwarzes Korsett, schwarze Petticoats und schwarze Stiefel. Ich sah aus wie die Cancan-Tänzerin der Verdammten. Aber so sehr ich es auch versuchte, ich bekam das Korsett nicht weit genug auf, um mich herauszuschlängeln.
    Wie unangenehm .
    »Criminy, ich brauche Hilfe«, rief ich leise durch die Tür.
    Von der anderen Seite hörte ich seine Stimme: »Sag an.«
    »Ich bekomme das verdammte Korsett nicht auf«, sagte ich. »Kannst du die Schnüre aufziehen? Oder hältst du überhaupt so viel nackte Haut in deiner Nähe aus? Vielleicht kann dein Äffchen helfen?«
    Whoa . Das klang überhaupt nicht gut. Ich merkte, wie mein Gesicht tiefrot anlief und wandte der Tür den Rücken zu.
    Ich hörte, wie er hinter mir in den Raum schlüpfte. »Hast du vergessen, dass ich dich heute Morgen vollkommen unbekleidet gefunden und es geschafft habe, dich in einem Stück hierher zu bringen? Ich habe es dir gesagt, Mäuschen: Du bist anders. Für mich.«
    Ohne ein weiteres Wort, begann er an meinem Korsett zu ziehen, grober als mir lieb war. Ich konzentrierte mich darauf, nicht vornüber zu fallen, und als ich spürte, wie es lockerer wurde, hielt ich es mit der Hand fest, damit es da blieb wo es hingehörte, wenn er fertig war.
    Ich konnte Criminy atmen hören, konnte seine Augen auf meiner bloßen Haut spüren. Nanas Badeanzug zeigte mehr Haut als das, was er zu sehen bekam. Aber ich konnte nicht vergessen, dass es drei Jahre her war, seit ein anderer Mann als Jeff mich nackt gesehen hatte. Na ja, von heute Morgen mal abgesehen.
    Ich schätze mal, in einer Welt, in der die Menschen gezwungen waren, sich vollständig zu bedecken, galt ein bisschen nackter Rücken als höchst gewagt. Ich versuchte immer noch, mein Selbstvertrauen wieder aufzubauen, nach Jeffs ständiger Nörgelei, dass ich um die fünf Kilo zu viel hätte. Aber das schwere Atmen in diesem kleinen Raum sagte mir, dass Criminy Stain an meinem Körper absolut nichts auszusetzen hatte.
    »Danke«, sagte ich. »Ähm, du kannst jetzt gehen.«
    »Ich gehe dann, wenn ich bereit dazu bin«, schnaufte er mit tiefer Stimme.
    Das Korsett vor meiner Brust fest umklammert, wirbelte ich herum. Ich trat einen Schritt auf ihn zu und versuchte, ihn zur Tür zu scheuchen. Er rührte sich kein bisschen. Der Blick seiner Augen war hungrig. Ich wich einen Schritt zurück. Dann noch einen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, und er leckte sich über die Lippen. Wenn da irgendwo in ihm ein Gentleman war, dann war ich dabei, ihn zu verlieren.
    »Nicht so, Criminy«, flüsterte ich. »Bitte.«
    Er presste die Augen fest zu und schüttelte sich, dann ging er zur Tür hinaus und machte hinter sich zu. Erst in dem Moment wurde mir klar, dass ich Angst spürte. Und Erregung. Aber mehr als das würde ich nicht zugeben, nicht einmal vor mir selbst.
    So schnell ich konnte, schlüpfte ich in das Nachthemd und ließ sowohl Korsett als auch die Unterröcke erst danach fallen. Trotzdem fühlte ich mich immer noch entblößt und verwundbar, also zog ich so schnell wie möglich meine Stiefel aus und krabbelte schutzsuchend unter die Bettdecke. Es war kühler in Sang, als ich es gewohnt war.
    Ein Teil von mir misstraute ihm und wollte ihn nicht ins Zimmer lassen. Aber der andere Teil von mir wusste, dass es Schlimmeres in dieser Welt gab als Criminy Stain, und dass er mehr Schutz darstellte als zwei Holztüren und vier Schlösser.
    »Du kannst jetzt reinkommen«, rief ich, und die Tür öffnete sich gerade weit genug, um sein Gesicht zu zeigen, das betont ausdruckslos war. Zurückhaltend.
    »Nun, sieht aus, als hättest du es schön gemütlich«, sagte er höflich. »Bereit für eine Gutenachtgeschichte?«
    »Ich denke schon«, antwortete ich. Ich fühlte mich wie ein Kind, klein und zerbrechlich, das Nachthemd am Hals in einer unschuldigen Schleife zugebunden. »Wird sie mir gefallen?«
    »Wahrscheinlich nicht«, meinte er mit einem Schulterzucken. »Aber das ändert nichts.«
    »Wo fängt sie an?«
    Er ließ sich am Bettrand nieder. »Vor langer Zeit brach mir eine Bludfrau im Zirkus das Herz. Ihr Name war Merissa, sie führte Kunststücke auf dem Rücken zweier weißer Bludstuten vor. Sie war ein böses Mädchen; sie nutzte mich aus und verließ mich dann für einen Nekromanten. Damals war ich nichts weiter als ein gewöhnlicher Magier, und ich war verzweifelt. Der Wanderzirkus hatte in der Nähe eines dichten Waldes

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