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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Lederanzug. »Master?«, fragte er, und seine tiefe Stimme zitterte vor Wut.
    »Es wird erledigt«, versprach Criminy leise hinter mir.
    »Dank Euch, Lady Letitia«, sagte Torno. Er holte von irgendwoher aus seinem Anzug eine Goldmünze und legte sie vor mir auf den Tisch, dann ging er zurück zu seinem Wagen, und ballte dabei immer wieder seine nun wieder behandschuhten Hände zu Fäusten.
    »Siehst du?«, fragte Criminy und nahm die Münze an sich. »Ich wusste es. Du bist ein Naturtalent.«
    »Ich habe kaum begriffen, was ich sage. Aber ich nehme an, er weiß, was es bedeutet?«, fragte ich.
    »Er weiß es. Und ich weiß es auch. Catarrh und Quincy haben immer zu ihm aufgesehen, aber offenbar hatten sie vor, ihm etwas Wertvolles zu stehlen. Ich werde ein ernstes Wort mit ihnen reden. Problem gelöst.«
    »Es macht dir nichts aus, Leute hierzuhaben, die sich als Diebe versuchen?«, fragte ich, doch dann musste ich lachen. »Oh.«
    »Genau. Oh«, bestätigte er. »Ich habe sie selbst ausgebildet. Aber wir bestehlen uns nicht gegenseitig. Sie sind jung. Sie werden es noch lernen.«
    Der Nächste kam auf mich zu. Es war der Echsenjunge, Eblick. Bis jetzt hatte ich ihn tatsächlich noch nie in der Senkrechten gesehen – nur schlafend in der Sonne liegend. Er war dünn, sah kränklich aus, hatte blassgrüne Schuppen und wässrige schwarze Augen und war nur mit einer braunen Weste und Hosen bekleidet. Er war eines der wenigen Wesen, die ich bisher getroffen hatte, die ihren Körper teilweise unbedeckt zeigten – allerdings sah er auch nicht gerade schmackhaft aus.
    »Master«, grüßte er mit einer respektvollen Verbeugung. »Lady.«
    »Hi«, sagte ich, und Criminy schüttelte den Kopf.
    » Hi ist nicht wirklich ein guter Anfang, Liebes. Versuch es mit etwas Geheimnisvollerem. Das Jenseits grüßt dich oder Deine Zukunft erwartet dich oder etwas Dramatisches in der Art. Oder sag einfach gar nichts und schüchtere sie mit deinem durchdringenden Blick ein.«
    Ich fixierte Eblick mit meinem drohendsten Blick, und er erbebte und musste schlucken. »Wenn du so freundlich bist, mir deine rechte Hand zu geben«, sagte ich, »werde ich in deine Zukunft sehen.«
    Er streckte eine krallenbewehrte, schuppige Hand aus. Die Handfläche war grauweiß, mit langen Schuppen, wie am Bauch einer Schlange. Ich ergriff sie und wartete auf den Schock – doch nichts passierte. Ich sah Eblick an, und er saß ganz steif da, die Augen fest zusammengepresst, als warte er auf seine Hinrichtung.
    Zeit zu improvisieren.
    »Ah, ja«, sagte ich. »Du bist voller Furcht, doch du musst diese Furcht überwinden, um dein ganzes Potential zu entfalten. Nimm deinen Platz ein in dieser Welt, indem du Stärke gewinnst und … gesund isst und … ein magisches Öl verwendest. Besuche später den Master«, sagte ich und versuchte dabei, dieselbe rauchige Stimme nachzuahmen, wie sie mich bei Torno überkommen hatte.
    »Dank Euch, Lady«, sagte Eblick, und in seinem Blick lag Verehrung. Er legte eine durchsichtige silbrige Schuppe vor mir auf den Tisch. »Ich werde tun, was Ihr sagt.«
    Als er ging und dabei auf seine Hand starrte, fragte Criminy: »Das war keine Vision, nicht wahr?«
    »Nein, das habe ich mir ausgedacht«, bestätigte ich. »Gib ihm einfach irgendein wohlriechendes Öl, damit er nicht so fleckig aussieht. Er muss Muskeln aufbauen und sich mehr bewegen.«
    »Gut gemacht, Liebes«, lobte Criminy mit einem glucksenden Lachen. »Jetzt hast du es erfasst.«
    »Was ist mit der Schuppe? Dürfen Leute jetzt auch mit Körperteilen bezahlen?«
    »Sie können immer mit Blut bezahlen, aber Echsenblut will niemand«, sagte er. »Diese Schuppe ist in der Tat ein schönes Geschenk. Hat großartige heilende Kräfte. Oder man kann sie zerstampfen und einem Trank oder Zauber hinzufügen. Kluges Mädchen – du hast erkannt, dass Stärke das ist, was der Bursche am meisten will.«
    »Du hattest recht«, sagte ich. »Es ist ziemlich offensichtlich, wenn man nur genau hinsieht.«
    Mein nächster Kunde erschien: das dünne Mädchen mit den vorstehenden Zähnen, das ich mit Emerlie im Speisewagen gesehen hatte. Sie trug einen albernen Schlapphut, der kaum in mein Zelt passte. Sie warf sich in den Sessel und sagte: »Ich wünsche zu erfahren, wie ich mein … Problem lösen kann.«
    »Wenn du bitte den Handschuh deiner rechten Hand ablegst«, erwiderte ich und streckte ihr meine bloße Hand hin.
    »Ausgeschlossen. Ich bin eine Dame«, wehrte sie naserümpfend

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