Blutland - Von der Leidenschaft gerufen
er, und doch gelang es ihm nicht, mir in die Augen zu sehen. »Aber ich wurde zu dem Glauben erzogen, dass Visionen eine gotteslästerliche Narretei sind. Ich glaube, dass Sie eine Betrügerin sind und eine Braut des Teufels. Ich möchte nicht daran teilhaben.«
»Du schuldest mir was, Elvis«, knurrte Criminy. »Und es ist mir egal, ob du ihr glaubst oder nicht, aber du wirst mitmachen, so wie alle anderen.«
Der Mann kochte vor Wut, und ich konnte ihn mit den Zähnen knirschen hören. Mit ruckartigen, wütenden Bewegungen zog er einen dünnen Stoffhandschuh ab. Darunter war ein Lederhandschuh, und als er es schließlich geschafft hatte, den von der Hand zu ziehen, konnte ich seine Haut riechen. Diese stinkende, schwitzige Hand wollte ich wirklich nicht anfassen.
Aber wenn er musste, dann musste ich auch.
Als ich die Hand ausstreckte, wich er zurück und wandte den Kopf ab, als wollte ich ihm ins Gesicht schlagen. In der Sekunde des Hautkontakts spürte ich auch schon den Stromschock.
Oh, das hier war echt übel.
Jetzt fiel mir wieder ein, wo ich seinen Namen schon mal gehört hatte.
Ich kämpfte dagegen an – diesmal wollte ich die Vision nicht durch mich sprechen lassen. Jetzt war ich diejenige, die mit den Zähnen knirschte, und meine Hand umklammerte seine krampfhaft.
»Sag es, Liebes«, flüsterte Criminy. »Kämpfe nicht gegen die Vision.«
»Du hast sie getötet«, sagte ich leise. »Als sie in den Wäldern tanzte. Aber sie konnte nichts für das, was sie war. Du hältst es für deine heilige Mission, aber du bist nur ein kleingeistiger Feigling. Du willst auch Criminy töten. Es wird zu einer Abrechnung kommen.«
»Du bist eine lügnerische Schlampe!«, kreischte er los, und Speicheltröpfchen flogen von seinen trockenen Lippen.
»Du bist ein Mörder«, konterte ich.
Criminy schoss wie ein Blitz an mir vorbei. Seine Hand schloss sich um den Hals des Mannes, sein Arm war unnachgiebig, und seine Miene von tödlicher Wildheit erfüllt, als er den lederverhüllten Körper vom Boden hob, mit mehr Kraft, als ich ihm zugetraut hätte. Ich befreite meine Hand aus seinem Griff und wischte sie an meinem Rock ab.
Den Teil hatte ich nicht gesehen, nur das, was danach kam.
»Sag ihren Namen«, knurrte er.
»Wer, ich?«, quiekte ich.
»Nein. Er. Ich will, dass er ihren Namen sagt.«
»Niemals«, rief Elvis. »Sie war unrein. Sie verdiente weit Schlimmeres als alles, was ich hätte tun können!«
Criminys Hand drückte noch fester zu. »Sag ihn!«
Elvis’ Gesicht wurde langsam bläulich. Aber ich fühlte mich gleichgültig gegenüber diesem Akt der Gewalt, so weit entfernt und unbeteiligt wie jemand, der im Fernsehen zusieht, wie ein Löwe eine Antilope tötet. Ich hatte gesehen, was passieren würde, und ich akzeptierte es einfach als eine Tatsache. Er verdiente es, und die einzige Art Gerechtigkeit, die in Sang zu bekommen war, war Selbstjustiz.
»Belleen«, flüsterte Elvis.
Criminy ließ ihn fallen, und unter Husten und Würgen rappelte der Mann sich wieder auf die Füße, während er fieberhaft nach seinem Handschuh grapschte. Unwirsch stopfte er seine Hand zurück in die Sicherheit des Leders, und Worte sprudelten aus seinem Mund, abgehackt und grausam.
»Belleen, die unsterbliche Verführerin, die böse Dämonin. Sie machte Jagd auf die Seelen der Männer und stellte ihren lasterhaften Körper zur Schau, mit verderbten Posen. Und dann hat sie ihr Blut getrunken. Und es gefiel ihnen, sie sahen es als Privileg und bezahlten auch noch dafür. Ich habe sie in den Wäldern erwischt, wo sie nackt im Mondlicht tanzte, und ich habe ihr das Herz herausgeschnitten und verbrannt. Ihren Körper habe ich in den Sumpf geworfen und dann zugesehen, wie die Krokogatoren ihr verdorbenes Fleisch gefressen haben, bis sie unterging.«
Criminy hörte sich das Geständnis an, schweigend, mit undeutbarer Miene.
Als er sah, dass Criminy keine Anstalten machte, auf ihn loszugehen, schrie Elvis weiter, und in seiner Stimme lag eine hässliche, stolzerfüllte Selbstgerechtigkeit. »Die Götter sprechen durch mich. Ich bin ihr Werkzeug. Die Coppers brauchen zu lange. Die Bludleute müssen vernichtet, die Erde von der Seuche ihrer Existenz gereinigt werden. Nur der Mensch ist rein, und nur die Menschheit kann Sang zum Ruhme der Ewigkeit zurückführen.«
»Bist du jetzt fertig?«, fragte Criminy.
Mittlerweile hatten sich alle in der Nähe um meinen Wagen versammelt, um zu sehen, was los war. Ich konnte Geflüster und
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