Blutland - Von der Leidenschaft gerufen
ab.
»Möchtest du eine Lady mit oder ohne Arbeit sein?«, knurrte Criminy über meine Schulter.
»Master, ich bin zweiundzwanzig, und ich habe noch nie jemanden außerhalb meiner Familie berührt«, antwortete sie empört. »Und, Verzeihung Sir, aber ich kenne diese … Person gar nicht.«
»Ich kenne sie«, sagte Criminy. »Und ich habe zugelassen, dass sie mich berührt. Das sollte für deinesgleichen genug sein.«
Ich konnte förmlich zusehen, wie sie dieses Stück Tratsch für später in ihrem Hinterkopf abspeicherte, aber sie wusste, dass sie keine Wahl hatte. Geziert zog sie den Handschuh ab und streckte eine Hand aus, deren Fingernägel bis zum Ansatz abgekaut waren. Sie schnaubte und starrte über meinen Kopf in die Luft.
Ich ergriff ihre Hand und wartete auf den Stromschlag.
Da war er .
»Die Antwort liegt in der Stadt Bixby. Dort gibt es einen Chirurgiker.« Ich stolperte über das fremdartige Wort, das in meiner Vision auf einem Schild stand. »Er ist ein Pionier. Aber der Preis wird sehr hoch sein. Bedenke es gut, bevor du einen Handel eingehst.«
»Wie viel?«, flüsterte sie schockiert.
Ich nagelte sie mit meinem Blick fest. »Hoch«, antwortete ich. »Mehr gestatten mir die Geister nicht zu sagen.«
»Dank Euch, Lady.« Geistesabwesend legte sie eine Münze auf den Tisch und rückte beim Weggehen ihren riesigen Hut zurecht. Darunter hielt das arme Ding Eselsohren verborgen, und jeder Zauber, den sie bisher versucht hatte, um sie loszuwerden, war nach hinten losgegangen. Der Chirurgiker war offenbar eine Art magischer Chirurg und konnte ihr helfen. Aber sie war arm, und die Sache war teuer. Am Ende würde sie einwilligen müssen, ihn zu heiraten, und er war alt und hässlich. Es war schon faszinierend, mein kleines Fenster in das Leben dieser bizarren Leute.
»Du machst das wunderbar, Liebes«, lobte Criminy.
»Wie viele sind es noch?«, fragte ich. »Es ist ein wenig ermüdend.«
»Ich habe alle Schausteller aufgefordert, zu kommen«, sagte er. »Heute Abend werden es sogar noch mehr sein, daher solltest du dich an die Anstrengung gewöhnen. Entspanne dich noch etwas. Trink ein wenig Wein. Ich kann die Sorge an der Haltung deiner Schultern sehen.«
Er massierte kurz meine verspannten Schultern. Ich konzentrierte mich darauf, mich zu entspannen, und nahm einen Schluck Wein aus dem Fläschchen unter meinem kleinen Tisch. Es war nicht so anstrengend, wie ich es mir machte. Dann fühlte ich, wie Criminys Hände von meinen Schultern an meinen Armen hinabglitten, und sein Kinn sich besitzergreifend auf meine Schulter legte. Als ich aufsah, sah ich Casper da stehen und warten. Er sah sogar noch hinreißender aus als gestern. Sein Blick war verhalten, aber hoffnungsvoll. War er ebenso erfreut, mich zu sehen, wie ich mich meinerseits über sein Erscheinen freute?
»Wie funktioniert das genau?«, fragte er mit einem höflichen Lächeln.
»Man berührt ihre Hand«, erklärte Criminy schroff. »Nur ihre Hand. Sie sagt die Zukunft voraus. Man bezahlt sie.«
Casper streckte die Hand aus. Seine Augen zogen mich magisch an, aber er konzentrierte sich gerade auf das Blickduell mit Criminy.
»Ich kann wirklich nicht arbeiten, wenn du auf meiner Schulter kauerst«, meinte ich in scherzhaftem Tonfall.
Er gab mich frei, aber nicht ohne mit seiner schwarz behandschuhten Hand liebkosend über mein Gesicht zu streichen. Ich konnte ihn spüren, hinter mir in den Schatten meines Zeltes, angespannt und lauernd. »Mach weiter, Liebes«, flüsterte er.
Ich konzentrierte mich auf Casper. Sein Piratenhemd war offen und enthüllte eine gebräunte Brust mit einigen wenigen goldenen Haaren. Sein nach hinten gekämmtes Haar war wellig und schimmerte, und an einem Ohr hingen Silberringe, wie bei einem Piraten. Seine langen, schönen Finger streckten sich mir entgegen, als würden wir zu einem Picknick auf einer magischen Wiese spazieren. Für einen kurzen Moment vergaß ich den besitzergreifenden Bludmann hinter mir völlig. Ich ergriff Caspers ausgestreckte Hand.
Da . Der Stromstoß, wie ein Sonnenstrahl, der die Wolken durchbohrt.
Interessant . Was der Junge doch für ein Geheimnis hatte. Und jetzt hatte ich auch eines.
Ich musste die Kontrolle behalten. Ich kämpfte darum, mich nicht durch meine Stimme zu verraten. Und ich kämpfte darum, ein Lächeln zu zeigen und fragte mich, ob es mir gelang oder ob nur eine Grimasse daraus wurde.
»Du hast gefunden, wonach du suchtest«, sagte ich. »Deine Zukunft ist lang
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