Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
Vom Netzwerk:
fuhr mit der Hand durch sein lockiges goldblondes Haar, sodass es nach allen Seiten abstand. »Die Copper werden mit jedem Jahr gemeiner. Hättest du je gedacht, ich würde mal den Tag erleben, an dem ich in Darkside festsitzen würde? Aber der Magistrat hat neue Beschränkungen erlassen, und da bin ich nun.«
    »Ist mir aufgefallen«, antwortete Criminy und sah sich im Raum um. »Trotzdem, hübsches Plätzchen. Ich nehme an, die feinen Damen und Herren der Hauptstraße schicken heimlich ihre Lakaien mit Abmessungen vorbei?«
    »Das tun sie«, kicherte Antonin. »Kein Pinkie macht feinere Nähte als ich. Das Geschäft geht gut, wenn die Gesellschaft schon schlecht ist. Und wer ist dieses reizende Geschöpf?«
    Als er seinen Blick auf mich richtete, konnte ich unter seiner freundlichen Oberfläche einen latenten aber höflichen Hunger spüren. Criminy schlang den Arm um meine Taille, zog mich an sich und erklärte: »Meine Frau, in der Tat. Letitia, das ist Antonin Scabrous, aus Scarborough stammend und der beste Schneider in Sang. Wir haben als junge Burschen im selben Wanderzirkus angefangen und uns während unserer Lehrjahre ein Quartier geteilt.«
    »Ah, ja. Die Geschichte von zwei Schneidersöhnen, die auszogen, um sich dem Zirkus anzuschließen. Tja, du hast dabei den aufregenden Teil erwischt, und ich bin doch noch mit einer Nadel im Mund geendet«, meinte Antonin mit einem Lachen. »Und, wie geht’s dem Zirkus so?«
    »Eigentlich gut«, meinte Criminy. »Das heißt, so lange, bis irgend so ein ungehobelter Bastard das Hochzeitsgeschenk meiner Lady gestohlen hat, ein schönes Medaillon mit einem Rubin. Wir glauben, der Dieb ist in der Stadt.« Seine Stimme wurde leiser. »Und wir glauben, du könntest etwas über ihn wissen.«
    Antonin zwinkerte. »Komm doch mit in die Stube auf ein Tröpfchen. Vielleicht habe ich auch noch irgendwo etwas Zwieback für deine Dame.«
    Wir folgten ihm durch einen Vorhang aus klimpernden Perlenschnüren, einen engen Flur entlang, fröhlich dekoriert mit hunderten bemalter Garnspulen auf Nägeln. Wir schlängelten uns durch die hohe Tür am Ende des Flurs, und ich musste blinzeln. Es war eine enge Stube und so leuchtend gelb, dass es war, als würde man in einer Zitrone sitzen. Die Samtcouch war gelb, die Stühle waren weiß mit gelben Punkten, und die Wände waren mit gelbem und weißem Damast tapeziert. Es war so grell, dass es schon fast wehtat.
    Criminy schwang Pemberly von seiner Schulter und murmelte ihr zu: »Pem, bewach den Flur.« Sie flitzte zur Mitte des Flurs und stellte sich dort auf die Hinterbeine. Ihr Kopf begann, sich langsam zu drehen, und ihre Augen warfen rote Lichtpunkte an die Wände, die über den Regenbogen der Garnspulen tanzten. Sie sah aus wie eine kupferne Discokugel. Die schlafende Schlange an meinem eigenen Handgelenk hatte ich völlig vergessen.
    »Hübsches Äffchen«, meinte Antonin. »Aber mach dir keine Sorgen. Owlice hält immer Wache in den Dachsparren im Vorderzimmer.«
    »Man kann gar nicht vorsichtig genug sein«, murmelte Criminy. »Nicht heutzutage.«
    Antonin drückte einen Knopf auf einem kleinen weiß emaillierten Würfel, der aussah wie ein Safe. Die Tür klappte auf, und eine Welle warmer Luft wehte heraus. Darinnen standen Schachteln, die mehrere Reihen Blutphiolen enthielten, ganz ähnlich wie Eierschachteln in meiner Welt. Er nahm eine Phiole heraus, überprüfte das Datum, das auf dem Glas stand und verteilte den Inhalt auf zwei Mokkatassen. Eine davon reichte er Criminy, der einen kleinen Schluck nahm und aufseufzte:
    »Erfrischend«, sagte er. »Danke.«
    Die zwei Männer nippten an ihrem Blut und ignorierten mich. Stattdessen fingen sie an, sich über achtzehnhundertirgendwas zu unterhalten und über Leute mit kuriosen Namen, die noch kuriosere Dinge taten. Ich musste gähnen. Ich las Titel von Büchern in dem gelben Bücherregal und betrachtete Gemälde in gelben Rahmen. Da war ich nun, gefangen in einer unwirklichen Welt, machte mir Sorgen um meine Großmutter und meine wirkliche Welt und klopfte ungeduldig mit den Zehen auf den Boden, während zwei gefährliche Bluttrinker ihr Teekränzchen genossen.
    »Criminy?«, fragte ich.
    »Hmm?«
    »Was machen wir eigentlich hier?«
    »Ich trinke mit einem Freund, während du herumzappelst wie ein Kind«, gab er heiter zurück.
    Ich funkelte ihn an.
    Antonin lachte und sagte etwas in einer undeutlichen fremden Sprache voller S- und Z-Laute.
    Auch Criminy lachte, und in dem gelben Raum

Weitere Kostenlose Bücher