Blutland - Von der Leidenschaft gerufen
ich zuckersüß durch zusammengebissene Zähne, »ich war mir nicht bewusst, dass ich heute Blut spenden würde.«
»Liebling«, antwortete mir Criminy, »wir beide bringen verschiedene Gaben mit in unsere Ehe, und jetzt im Augenblick brauchen wir dein Blut. Also, warum setzt du dich nicht und entspannst dich? Ich habe mir sagen lassen, dass es gar nicht wehtut. Nur ein kleiner Pieks.«
Ich schaute ihn finster an, aber er lächelte. Also ließ ich mich in den Sessel fallen, umklammerte die Armlehnen und trommelte mit den Fingern. Ich hatte keine Angst davor, mir Blut abnehmen zu lassen, und schon gar nicht davor, mir selbst welches abzunehmen. Aber diesen primitiven Werkzeugen hier traute ich gar nicht, nicht einmal in einer Welt ohne Infektionen oder Krankheiten.
»Und jetzt?«, grollte ich.
»Wenn Madam bitte ihre Halsbinde öffnen möchten? Ich versichere Ihnen, meine Qualifikation ist ohnegleichen.« Dabei lächelte er wie ein Gynäkologe.
Ich griff nach oben und kämpfte mit den Knöpfen, dann rollte der Mann sachte den Kragen meines Kleides ein wenig nach unten.
»Nur ein kleiner Pieks, wenn Sie bitte stillhalten wollen, Madam«, murmelte er, und ich drehte den Kopf und schloss die Augen.
Etwas Kaltes und Betäubendes wischte über meine Haut, und gleich darauf fühlte ich nur einen ganz leichten Piekser. Ich hörte, wie Criminy sich entfernte, auf die andere Seite des Zimmers, und so tat, als interessiere er sich für ein Gemälde an der Wand. Ich versuchte, ganz still zu sitzen und zu vergessen, dass mir gerade ein Wildfremder Blut am Hals abzapfte. Ich machte jeden Tag dasselbe bei meinen Patienten, nur eben am Arm. War es denn so anders, nur weil jemand es danach trinken würde anstatt es zu testen?
Mr Ariel hielt ein weiches Tuch an meine Haut, wischte wieder etwas Kaltes darüber und brachte dann etwas Klebriges an. »Wir sind fertig, Madam«, erklärte er, und mit immer noch geschlossenen Augen versuchte ich ungelenk, mein Kleid wieder zuzuknöpfen.
Criminy tauchte an meiner Seite auf, mit behänden Fingern an meinen Knöpfen, während er meine Hand tätschelte.
»Ich frage mich, Sir«, fragte er, »wo wir wohl Antonin Scabrous finden könnten?«
Der Mann fingerte an seinen Werkzeugen herum, und Criminy nahm eine der drei Phiolen mit Blut vom Tablett und schob sie ihm beiläufig zu, nebst einer Silbermünze. Beides verschwand in der Weste des Mannes, und ohne sich umzudrehen murmelte er: »Schneider, West Darkside. Suchen Sie nach dem Gasthaus zum Alten schwarzen Hund. Passen Sie auf, wenn Sie die Hauptstraße überqueren. Sie beide werden nicht willkommen sein. Die Copper sind hier schlimmer als irgendwo sonst.«
»Und der Magistrat?«
Der Mann grunzte nur. Criminy schob eine weitere Phiole hinüber.
»Jonah Goodwill. Lebt in der Priorei neben der Kirche. Ist gut bewacht und gefährlich.«
»Vielen Dank«, sagte Criminy.
Ich versuchte, aus dem Stuhl aufzustehen, aber er legte mir väterlich die Hand auf die Schulter und hielt mich zurück. »Sie sollten noch einen Moment sitzen bleiben, Madam. Und essen Sie einen Keks.«
Es fiel mir schwer, ihm nicht eine Standpauke zum Thema Aderlass zu halten, aber ich hielt den Mund und nahm einen Keks aus der Dose in seiner Hand. Ich seufzte, und der Mann sah Criminy mit unverhohlener Neugier an.
»Ihre Dame ist recht unwissend für die Frau eines Bludmannes«, meinte er.
Criminy stellte mich auf die Füße und antwortete: »Sie ist von zarter Gesundheit, und wir sind erst seit kurzem verheiratet.«
Damit nahm er die übrig gebliebene Phiole mit Blut und geleitete mich zur Tür hinaus. Als er mich durch den Irrgarten der Straßen wieder halb hinter sich herzog, packte ich ihn fest bei der Hand und zwang ihn damit, langsamer zu gehen.
»Wofür hältst du mich, für deine persönliche Blutbank auf zwei Beinen?«, zischte ich ihm aus dem Mundwinkel zu. »Du hättest mich zumindest warnen können. War das überhaupt steril?«
Er legte den Arm um mich, und ich fühlte seinen Atem an meinem Ohr, als er flüsterte: »Wir brauchten Informationen und Sicherheiten, und wir haben beides bekommen. Und natürlich ist es steril. Hast du den Alkool nicht gefühlt? Er betäubt und reinigt zugleich. Wir sind keine Wilden.«
»Und wo gehen wir jetzt hin? Verkaufen wir als Nächstes mein Haar?«
»Gütiger Himmel, warum sollte irgendjemand dein Haar haben wollen? Nicht dass es nicht sehr hübsch wäre«, sagte er. »Du hast den Mann gehört. Wir gehen ins
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