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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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machten mir die rotgefärbten Zähne der beiden echt Angst.
    »Du lachst mich aus?«, rief ich. »Erst lässt du mich bluten, und dann lachst du mich aus?«
    »Tut mir leid, Liebes«, sagte Criminy und versuchte nicht zu kichern. »Es ist nur ein altes Sprichwort: Menschen sind wie Kätzchen: ihre Zähnchen kitzeln, wenn sie wütend sind . Und im Moment hast du wirklich so viel Ähnlichkeit mit einem wütenden Kätzchen.«
    Es war eine schauderhafte Situation für mich. Einfach hinausstürmen konnte ich nicht; ich konnte ja nirgendwo sonst hin. Es war zu gefährlich in Sang, als dass ich es hätte riskieren können, mich auch nur einen kurzen Moment lang nicht in Sichtweite der beiden zu befinden. Aber allein mit zwei Raubtieren fühlte ich mich weniger wie ein Kätzchen, sondern eher wie lebendes Anschauungsmaterial im Kochkurs.
    So hatte ich mich Criminy gegenüber noch nie gefühlt. Untergeordnet und albern. Ich hasste es, dass jemand außerhalb unseres kleinen Kreises über mich lachte. Ich kämpfte mit den Tränen, und genau das erinnerte mich wieder an meine andere Welt, meinen Körper, der zu Boden gestürzt war, und an meine Großmutter, die leiden musste. Würde ich sie jemals wiedersehen? Und dann schniefte ich auch schon in meinen Ärmel.
    Antonin schaute betreten drein und musterte intensiv die Wand. Criminy stellte seine Tasse ab und kam näher, um mich in die Arme zu nehmen.
    »Aber, aber, nun«, murmelte er. »Selbst wütende Kätzchen haben Krallen. Wir meinen es ja nicht böse. Alte Freunde, die sich einen Witz erzählen, das ist alles. Wir holen dein Medaillon zurück.«
    »Ich bin kein Witz«, schniefte ich. »Ich vermisse mein Zuhause. Meine Großmutter.«
    Antonin räusperte sich und wollte gerade etwas sagen, als eine Glocke losbimmelte, gefolgt von dem unmissverständlichen Ruf einer Eule. Antonin machte große Augen und flüsterte: »Copper.« Dann schob er schnell den gelben Flickenteppich zu unseren Füßen zur Seite und enthüllte darunter eine Falltür. Criminy packte den eisernen Ring und zog die Falltür auf, während Antonin mit Teetassen klapperte, Wandschränke zuschlug und rief: »Bin gleich da!«
    Ich raffte meinen Rock und stolperte die Steinstufen hinunter in einen unbeleuchteten Keller, in dem es erdig und alt roch. Criminy kam direkt hinter mir her. Er schloss die Falltür, sodass wir in Dunkelheit getaucht wurden. Ich hörte, wie der Teppich über uns wieder an seinen Platz geschoben wurde und lehnte mich mit einem Seufzen an Criminy.
    Genau in dem Moment spürte ich etwas Schweres, Warmes auf meinem Stiefel.

17.
    W as immer es war, ich sprang auf und nieder, bis es herunterfiel. Ich wollte danach treten, aber ich hatte keine Ahnung, welche Art Harken, Einmachgläser oder Orgelpfeifen vielleicht um uns gelagert waren und nur darauf warteten, das Geräusch von sich zu geben, das den Coppers über uns unser Versteck verraten würde.
    Ich führte meine Lippen dorthin, wo ich Criminys Ohr vermutete und flüsterte: »Hier drin ist irgendwas. Es war auf meinem Fuß. Töte es!«
    Seine Lippen bewegten sich an meiner Wange, und ich konnte seinen Atem warm an meiner Haut spüren, als er antwortete: »Du hast gerade eine sehr liebe Hauskatze getreten, Liebling. Und eine gutmütige dazu. Hörst du nicht, wie sie schnurrt?«
    Und als ich mich zwang, langsamer zu atmen und nicht mehr nur auf mein eigenes Herzklopfen zu horchen, hörte ich es: ein sanftes, leises Grollen, das von unten kam.
    »Warum hält Antonin eine Katze unter der Erde?«, flüsterte ich.
    »Um sie zu beschützen, nehme ich an«, sagte er. »Es gibt nichts, was Bludratten so sehr lieben wie eine hübsche, saftige Katze. Wahrscheinlich lässt er sie nachts nach oben, wenn die Vordertür verriegelt ist.«
    Ich fühlte, wie er sich anmutig auf den Boden zu meinen Füßen niederließ, und das Schnurren wurde intensiver. Der Bluttrinker streichelte eine Katze. Und summte dabei vor sich hin.
    »Wo sind wir hier?«, fragte ich im Flüsterton.
    »Im Keller«, antwortete er. »Du weißt doch sicher, was ein Keller ist?«
    »Natürlich weiß ich, was ein Keller ist«, zischte ich. »Und was ist sonst noch hier unten?«
    Er stand auf, flüsterte ein Wort – und eine kleine blaue Flamme leuchtete in der Dunkelheit auf. Das Erste, was ich sah, war sein Gesicht. Das nächste, was ich sah, war ein Totenschädel, der etwas hinter ihm schwebte. Ich öffnete den Mund, um zu schreien, aber er legte mir seine behandschuhte Hand auf den

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