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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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die in meine Haut piekten, spüren, selbst durch die Decken und mein Nachthemd hindurch.
    »Schlafen? Wenn du so nah und wachsam bist? Ein Raubtier wie ich? Niemals«, sagte er, und seine Stimme klang belegt.
    »Du musst müde sein. Tut mir leid, dass ich dich gestört habe.«
    Ich war verwirrt und versuchte, mich mit den Armen hochzustemmen. Das allerdings drückte meine Hüften noch stärker gegen seine, und sein Gesicht verzog sich langsam zu einem Lächeln.
    »Versuch weiter zu entfliehen, Liebes. Es ist himmlisch. Stört mich ganz und gar nicht.«
    Er bewegte sich ein wenig unter mir, als wollte er mir eine Frage stellen, die ich noch nicht zu beantworten bereit war. Ich ließ mich auf ihn sinken und vergrub mein hochrotes Gesicht an seinem Hals, bevor er sehen konnte, wie verlegen ich war. Seinen Körper konnte ich nicht ignorieren, ebenso wenig wie meine Reaktion darauf, aber seinem Blick konnte ich ausweichen. Ich seufzte in sein Haar und ließ mich von seinem Duft umfangen. Auch er seufzte auf und ließ mich auf das Bett gleiten, sodass ich an seine Seite gekuschelt lag, in seinem Arm. Zusammen passten wir kaum auf die Matratze, aber es fiel mir im Traum nicht ein, zu gehen.
    »Du bist noch immer scheu, mein Kleines. Warum ist das so?«, flüsterte er mir ins Ohr. Ein Schauer lief mir über den Rücken, und er ließ ein Stöhnen hören, als ich mich gegen ihn drückte.
    »Ich habe Angst«, flüsterte ich in das Dunkel seines Haares.
    Daraufhin hob er mein Gesicht an und sah mir fest in die Augen.
    »Wovor?«
    »Ich –«
    Seine Lippen legten sich auf meine und unterbrachen die Liste aller Dinge, vor denen oder um die ich Angst hatte: die Stadt, der Magistrat, die Bludratten, die Copper, Leute wie Elvis, meine Welt, meine Großmutter, meine geistige Gesundheit, meine Freiheit. All das fiel von mir ab, als seine Hand sich sanft an mein Gesicht legte und sein Daumen über meine Wange streichelte, sachte wie ein Flüstern. Es gab nichts mehr auf der Welt außer ihm und mir und die Stelle, an der wir uns trafen, Mund an Mund und Herz an Herz. Seine Lippen waren weich und warm, und sein Kuss war zurückhaltend und sanft. Antwort und Erbarmen. Trost. Ich entspannte mich und wand meine Finger in sein Haar.
    Er zog sich ein wenig zurück und sah mir in die Augen. Das Feuer in seinem Blick war verschwunden und einem endlosen, verhangenen Blau gewichen.
    »Solange du keine Angst vor mir hast, werden wir, denke ich, klarkommen«, flüsterte er. »Und jetzt versuch, ein wenig zu schlafen.«
    Das nahm ich als Stichwort, um in mein eigenes Bett zu krabbeln, das frisch gemacht und kühl war und ganz wundervoll nach Salbei roch. Merkwürdigerweise hatte mich sein Kuss beruhigt. Ich wusste, dass er mich hätte festhalten können, entweder gewaltsam oder einfach durch die magische Anziehungskraft, die mich immer wieder zu ihm hinzog. Aber er hatte es nicht getan. Stattdessen hatte er mir genau das gegeben, was ich brauchte. Kein Feuer. Keine Flammen. Sondern einfach nur Wärme.
    »Danke«, wisperte ich, gerade so laut, dass er es auf die kurze Entfernung hören konnte.
    »Jederzeit«, wisperte er zurück.
    Und in Sekundenschnelle war ich eingeschlafen.
***
    Als ich nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich ein wenig traumverloren. Ein Teil von mir hatte immer noch erwartet, in meiner eigenen Welt wieder aufzuwachen. Ein anderer Teil von mir hatte damit gerechnet, dass ein bestimmter, auf finstere Art gutaussehender Magier zu mir ins Bett schlüpfen und die Leidenschaft wieder entfachen würde, die er in seinem Kuss so strikt unter Kontrolle gehalten hatte. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich dankbar oder enttäuscht darüber sein sollte, dass er auf Distanz geblieben war. Der Kuss hatte sich angefühlt wie eine Verheißung von Dingen, die da kommen konnten, und jetzt, da ich wieder wach und ausgeruht war, war ich mir nicht so sicher, ob ich diese Dinge wollte. Ich setzte mich auf und schaute mich um, während die schwache Morgensonne durch die Vorhänge drang.
    Criminy saß im Schneidersitz auf seinem Bett, vollständig angezogen, nur ohne Schuhe. Er trug zwei verschiedene Socken mit Argyle-Muster und hatte eine altmodische Landkarte vor sich liegen. Ich beugte mich darüber, um die gemalten Bilder zu betrachten, die den Kontinenten meiner Welt so sehr ähnelten: Europa, ein Teil von Asien und der obere Teil von Afrika. Aber die Grenzen waren alle verkehrt, und die Namen waren eigenartig – und ich hatte so eine

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