Blutland - Von der Leidenschaft gerufen
Nüstern sehen konnte, flog ihr plötzlich etwas gegen die Füße. Sie kreischte auf und ging krachend zu Boden, drei Beine in einer Bola verheddert. Das Seil hatte sich mehrere Male um ihre kräftigen Fesseln gewickelt, und darüber war sie alles andere als glücklich.
Ich stand wie erstarrt auf der Stelle, schockiert, aber gleichzeitig fasziniert. Wie ein Blitz aus Smaragdgrün und Silber tauchte Criminy auf. In seinen Händen hielt er die Zaumkappe, die er in Apollinaires Laden für alles gekauft hatte. Er stülpte sie der Bludstute über Nüstern und Gebiss, und ihr Geschrei wich einem wütenden Schnauben. Dann zog er das Ledergeschirr über ihre Ohren und machte es unter ihrem Kiefer fest. Das ergab einen effektiven Maulkorb.
Er stand auf und blickte grinsend auf die Bludstute, in deren hervortretenden Augen Wut und Vorwurf standen. Ich konnte sie beinahe denken hören: Wir sind beide Bludgeschöpfe, du und ich. Wie kannst du mir das nur antun? , und einen Moment lang tat sie mir leid.
Doch dann fielen mir ihre Zähne wieder ein, und ich meinte: »Vielleicht solltest du das noch ein Loch enger schnallen?«
Das tat er, und sie seufzte gegen das Metall. Dann schnitt er die Bola an ihren Beinen ab und trat etwas zurück. Er hielt die Lederzügel fest in der Hand, als sie ihren massigen Körper vom Boden in die Höhe stemmte und sich schüttelte. Dann trat er näher und tätschelte ihren kräftigen, eleganten Nacken.
»Sie ist eine Schönheit«, meinte er. »Wie sollen wir sie nennen?«
Ich hatte Angst, ging aber trotzdem zu ihr hin. Und während ihre rollenden Augen mich anstarrten, wandelte sich die vorgebliche Beute zu ihrer Herrin. Vorsichtig streckte ich eine Hand, noch immer ohne Handschuh, aus, um ihren Hals zu streicheln. Sie erschauerte unter meiner Berührung, als würde sie eine Fliege abschütteln.
»Ihr Name ist Erris«, sagte ich sachte.
Criminy sah mich nachdenklich an. »Wusste gar nicht, dass das auch bei Tieren funktioniert.«
»Ich auch nicht«, sagte ich.
Eine derart genaue Untersuchung machte die riesige schwarze Bludstute nervös, und sie tänzelte auf der Stelle, schüttelte den Kopf und schnaubte. An dem metallenen Maulkorb bildete sich langsam Schaum, so wie ich es bei den Tieren der Coppers gesehen hatte.
»Bist du schon einmal geritten?«, fragte Criminy.
»Ein wenig, im Ferienlager«, antwortete ich. Dabei sah ich ihr in die intelligenten roten Augen und fühlte mich etwas unbehaglich angesichts ihrer Beurteilung meiner Person. »Ich mag Reiten. Theoretisch. Aber sie ist so groß. Und wild.«
»Die Reise, für die wir zwei Tage bräuchten, wird auf ihrem Rücken nur einen halben Tag dauern«, antwortete er. »Aber ich kann mir vorstellen, dass der Ritt ein wenig hart für deinen Allerwertesten wird. Vor allem ohne Sattel. Tut mir leid deswegen.«
»Wenn ich so an meine Tage auf einem Pferderücken zurückdenke«, antwortete ich mit einem frechen Lächeln, »dann wird es für dich noch härter.«
»Das glaube ich nicht«, gab Criminy zurück und tätschelte ihren breiten Rücken. »Sie ist ein breites Mädel. Gut genährt. Und ich mag ein hübsches dickes Hinterteil. Ich muss nur ihren Willen beugen, bevor ich aufsteigen kann.«
Während ich meine Handschuhe wieder anzog und mein Kleid zuschnürte, sah ich zu, wie der flinke, gutaussehende Mann mit dem Pferd arbeitete. Die Stute versuchte, auszuweichen, scharrte und schnaubte. Er ließ die Lederzügel ein wenig lockerer, um ihr etwas Raum zu geben. Dann huschte er an ihre Flanke, drehte den Lederriemen und schlug damit gegen ihre Hüfte. Sie sprang von ihm weg und versuchte, ihre Kehrseite von ihm fernzuhalten. Aber er stupste sie immer wieder an und hielt sie in Bewegung. Und sie bewegte sich. Ich sah zu, wie gebannt von dem Wechselspiel zwischen Mann und Bestie, der eleganten Balance zwischen Aggression und Geduld. Als er bemerkte, dass ich ihn anstarrte, zwinkerte er mir zu, und ich sah schnell weg, um zu verbergen, dass ich rot wurde.
Nach ein paar Minuten senkte sie den Kopf und blinzelte, schwer atmend. Ich konnte hören, wie sie innerhalb des Maulkorbs mit der Zunge über ihre Lippen leckte. Criminy lächelte und streichelte ihren Hals.
»Ich würde sie niemals völlig unterwerfen wollen, einen wilden Geist wie sie«, murmelte er. »Nur so weit, dass sie mir entgegenkommt. Sie und ich haben eine Menge gemeinsam.«
Ich lächelte in mich hinein und dachte an meine eigenen Jahre der völligen Unterordnung mit Jeff.
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