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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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schmale Brust, während er seinen Hosenstall wieder zumachte. »Es soll so aussehen, als gäb’s da was, das bewacht werden muss, auch wenn’s nicht so ist. Ist schon lustig, was man alles für Geheimnisse erfährt, wenn man erst mal ’n Copper ist.«
    Er seufzte und streckte sich, dass das Leder seiner neuen Uniform knarrte. Der Hund tanzte um uns herum und drängte zu mir und Criminy. Gerren schlug ihn auf die Nase, und der Hund blieb entmutigt sitzen.
    »Glaubst du, das stimmt, was man über Goodwill so sagt?«, fragte der Dicke.
    »Was, dass er in Wirklichkeit ’n Fremdling ist?«, fragte Gerren spöttisch zurück. »Die Geheimgesellschaft und das unterirdische Versteck und das alles?«
    »Jau.«
    »Das is lächerlich, das isses«, sagte Gerren, während sie davonschlenderten und den riesigen Hund hinter sich herzogen. »Er ist bloß ein alter Heuchler, der sich auf seiner magischen Insel mit ’ner Dirne trifft oder sich um die Probleme in Brighton kümmert. Manchester ist so stumpfsinnig und grässlich, das jeder denkt, jeder andere hat nix Gutes im Sinn, und dass es irgendwo einen besseren Ort gibt. Aber es gibt keinen. Die Städte sind alle so wie die hier, Joff, mein Junge, und das wird sich nie ändern. Nich’ mit dem ganzen Bludvolk überall. Du musst noch ’ne Menge lernen, Junge.«
    »Verdammtes Bludvolk«, pflichtete der Dicke bei, und dann waren sie um die Ecke verschwunden.
***
    Ich war per Magie versteinert, aber dazu war ich so schockerstarrt, dass es ohnehin schwer gewesen wäre, sich zu bewegen. Jonah Goodwill war nicht hier – er war auf einer Insel, irgendwo weit weg. Wir hatten keine Ahnung, wo das Medaillon steckte, und der tief hängende Himmel färbte sich zunehmend purpurfarben, als der Abend nahte. Ich fühlte, wie mir unter der eigenartigen Kruste eine Träne über die Wange lief, und plötzlich endete der Zauber, und ich fiel auf die Knie.
    »Geht es dir gut, Liebes?«, fragte Criminy und betrachtete forschend mein Gesicht.
    Nein, es ging mir nicht gut, überhaupt nicht. Ich befühlte mit der Hand meine Wange, aber die war sauber und normal. Ich hatte erwartet, matschigen Schlamm aus Staub und Tränen auf meiner Wange zu spüren, oder irgendeinen Rest von Magie. Aber da war nichts.
    »Ich will nach Hause«, klagte ich mit brüchiger Stimme. »Ich will mein Medaillon.«
    »Und wir werden es finden, koste es, was es wolle. Für dich und für diese Kinder; und was auch immer Goodwill plant, wir werden es aufhalten. Aber jetzt müssen wir erst mal runter von der Straße. Wir werden morgen früh noch einmal mit Antonin reden«, sagte er. Dann wischte er seine Weste ab und grinste mir zu. »Wir haben Glück, dass diese Bastarde hier angehalten haben, um auf ein heiliges Relikt zu pinkeln. Wenigstens wissen wir jetzt, wo wir suchen müssen.«
    »Und wo?«
    »Laut Gerüchten gibt es eine geheime Insel, auf der noch immer unschuldige Tiere umherstreifen, ein Paradies, frei von jeglichen Bludgeschöpfen. Wenn die sagen, er ist auf einer Insel, dann muss es diese sein.«
    »Aber wie sollen wir sie finden? Eine Insel, irgendwo auf dieser Welt, und nichts als Gerüchte als Anhaltspunkt? Es ist hoffnungslos.« Ich warf ihm die Arme um den Hals und vergrub meinen Kopf an seiner Schulter.
    Er schlang die Arme um mich. »Mein süßes Kätzchen«, sagte er und streichelte meine Wange. »Weißt du denn nicht, dass Gerüchte fast immer wahr sind? Und ich habe noch andere Methoden, um Dinge zu erfahren.«
    Ich schniefte und sah auf die irrgartengleiche Stadt, die sich unter uns erstreckte. Ganz unten am Fuße der hohen Mauer drängte sich eine Herde aschgrauer, kränklicher Schafe, winzig wie Ameisen. Eigentlich hätten sie grasen sollen, aber der Boden war nur eine schmutzige Masse aus Schlamm. Ihr Blöken klang wie Weinen.
    »Alles ist so verkehrt«, klagte ich.
    »Nicht alles«, sagte Criminy und strich mir übers Haar. »Aber wie es scheint, ist Mr Goodwill nicht ganz das, was er zu sein scheint. Ich kann es kaum erwarten, ihn selbst zu fragen.«
    Die Regeln der Stadt trieben uns für die Nacht nach Darkside – kein Gasthaus der Pinkies würde auch nur im Traum daran denken, einem Bludmenschen seine Türen zu öffnen. Wir hielten vor der Herberge der Magie an, von Antonins Laden aus auf der anderen Seite des Berges. Das Holzschild über der blutroten Tür zeigte drei Männer mit Turban, und als wir eintraten, spürte ich, wie Criminy sich ein wenig entspannte. Der Empfangsraum war sehr elegant,

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