Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
Vom Netzwerk:
Ahnung, dass die kleinen Kreaturen um die Aufschrift »Hier gibt es Drachen« eine tatsächliche Bedrohung darstellten.
    Ich ließ mich am Bettrand nieder, unaufdringlich, aber nahe genug, um die Karte zu betrachten. Dazu waren einige sonderbare Kleinigkeiten über das Papier verstreut: Juwelen, Knochen und Steinchen. Die schüttete Criminy alle in einen Samtbeutel, den er in seiner Weste verstaute.
    »Also, wir sind hier«, erklärte er und deutete auf ein Gebilde, das Britannien gewesen wäre.
    Manchester lag im Zentrum, genau da, wo auf meiner eigenen Karte auch Manchester wäre. Aber eine Menge der anderen Namen waren anders. Frankreich war Frankia, direkt neben Vanien. Es gab ein Brussel – in Belgin. Aber ich registrierte mit einem Lächeln, dass London immer noch London war.
    »Und hier ist, glaube ich, Goodwills Insel, laut den Knochen«, sagte er und deutete auf eine Ansammlung von Klecksen im Meer, direkt südlich von Brighton. »Irgendwo in der Nähe der Isle of White. Sollte nicht schwer zu finden sein.«
    »Warum das?«, fragte ich.
    »Seine Insel wird die einzige mit einer Mauer darum sein«, erklärte er mit einem Grinsen. »Der Mann hat eine Mordsvorliebe für Mauern.«
    »Aber wie kommen wir da hin?«, fragte ich. »So weit kann ich nicht laufen. Nicht in diesen Stiefeln, und nicht mit Bludhäschen, die mich jagen.«
    »Das ist eine schwierige Frage«, antwortete er. »Ich will den Wanderzirkus da nicht mit hineinziehen, das scheidet also aus. Für ein Gefährt haben wir nicht genügend Geld, und außerdem werden sie ohnehin darauf warten, dass wir das versuchen. Und natürlich können wir den Banken nicht trauen.«
    »Was stimmt nicht mit Banken?«, fragte ich völlig verwirrt.
    »Sie fahren zu langsam, und wir wären leicht aufzuspüren«, erklärte er.
    »Da, wo ich herkomme, ist eine Bank eine Einrichtung, die Geld für einen aufbewahrt«, sagte ich.
    »Wer um alles auf der Welt sollte einem anderem sein Geld zur Aufbewahrung anvertrauen?«, fragte Criminy. Allein der Gedanke entsetzte ihn. »Banken, das sind diese riesengroßen Transporter, die du an unserem Premierenabend gesehen hast. Panzerbusse, wie du sie nennst. Aber die können wir nicht nehmen.«
    »Aber laufen können wir auch nicht«, wandte ich ein. »Das würde Tage dauern. Wir müssen schneller sein. Können wir irgendwas stehlen?«
    »So schnell bereit, eine kriminelle Karriere zu beginnen, Mäuschen?«, fragte er und streichelte mir liebevoll übers Haar. »Aber, nein. Das könnte man viel zu leicht zurückverfolgen. Wir brauchen etwas, das schnell ist, nichts kostet, und das sonst niemand haben will. Und darauf gibt es nur eine Antwort.«
    »Das klingt bedrohlich«, sagte ich.
    Er grinste und ließ seine spitzen Zähne sehen. »Ist es auch.«

18.
    A ls ich die Details seines Plans hörte, gefiel er mir noch weniger. Wir verließen die Herberge und verabschiedeten uns von dem Mädchen am Empfang mit einer weiteren Münze von hinter ihrem Ohr. Die ganze Zeit über schwieg ich gereizt, doch Criminy war voller Elan; er war sicher, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Ich hingegen war entschlossen, mir eine Alternative auszudenken, bei der ich mir nicht vor Angst in die Hosen machte.
    Mit gesenkten Köpfen eilten wir zum Tor auf der anderen Seite der Stadt, entgegengesetzt zu dem, das wir gestern passiert hatten. Auf dem Weg dorthin kaufte er mir einen Wrappie mit in Butter schwimmenden Eiern, Weißkäse und lavendelfarbenen Pilzen. Außerdem hielten wir bei einem merkwürdigen Laden mit dem Namen Apollinaires Laden für alles , der in der Tat alles zu haben schien. Es war wie eine Mischung aus Billigwarenhaus, Großmutters Dachboden und Zaubereiladen. Ich staunte über die eigentümliche Sammlung von Waren, die Criminy in seinen Tornister stopfte. Auf dem Weg nach draußen schlug sein Ledersäckel mit metallischem Klirren gegen seinen Rücken.
    Als wir uns dem Tor näherten, zog Criminy mich unvermittelt in eine dunkle Gasse und blies mir ein Pulver ins Gesicht, während er einen Zauber murmelte. Ich spürte gar nichts, also zuckte ich nur mit den Schultern. Er trat einen Schritt zurück und meinte lachend: »Dem Himmel sei Dank, dass der hier nicht lange anhalten wird. Beeilen wir uns.«
    Die Wachen am hinteren Tor waren genauso unfreundlich wie die am vorderen. Als der Wachmann erst mich und dann meine neuesten gefälschten Papiere ansah, zeigte sein höhnisches Grinsen Abscheu und – merkwürdig – Mitleid. Aber er winkte uns

Weitere Kostenlose Bücher