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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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zuhören, Zeuge sein von etwas, das so alt war, dass es schon zu erodieren angefangen hatte, und beobachten, wie Teile davon vom Regen hinweggespült wurden. Schon seine Nähe löste in mir ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit aus.
    »Eins bitte, Sir. Für meine Frau und mich«, sagte Criminy.
    »Hmph«, brummte Mr Haggard und heftete seine tiefgründigen Augen auf mich. »Dieses Geschöpf ist nicht deine Frau. Aber ein Zimmer sollt ihr haben, denn ich urteile nicht über die, welche heidnischen Neigungen erliegen.«
    Criminy verbeugte sich noch einmal und murmelte: »Vergeben Sie mir, Sir.«
    Der alte Bludmann nickte. »Das Leben heute ist zwangsläufig voller Lügen, Junge. Aber ich sehe, du weißt noch von einer Zeit, in der es nicht so war. Geboren oder gemacht?«
    »Geboren, Sir, im Jahre 1793.«
    »Du bist jünger als du aussiehst«, stellte Master Haggard fest. »Ich wurde ebenfalls geboren, 1438. Genau hier, als Bludshire noch Verwaltungssitz des Countys war. Weißt du noch, Junge, wie es war, bevor Brighton der Beute gehörte?«
    »Oh ja, Sir. Ein wunderbarer Ort, voller Parks, Brunnen und Gärten. Und jede Nacht Oper und Tanz.«
    »Und was haben sie daraus gemacht?«, klagte der alte Mann. »Jetzt ist es ein düsterer Ort. Schmutzig, gefährlich, verseucht. Beherrscht von den Pinkiemonstern. Unsere Leute hungern. Die Fabrikarbeiter sind kurz davor, zu meutern, und die Vorarbeiter drohen damit, sie ins Meer zu werfen. Aber was soll man schon erwarten, wenn die Copper das Sagen haben? Kein Bludmann kann von zwei Tropfen am Tag leben. Das ist Wahnsinn.«
    »Wir sind auf dem Weg nach Brighton, Sir«, warf Criminy behutsam ein. »Wir haben Geschäfte auf den Inseln zu erledigen.«
    »Dann solltest du dich am besten eilen, Junge«, sagte Master Haggard. »Aber was ist mit deiner Dame? Wie kam es, dass du dich verliebt hast in eine von denen? «
    »Ich habe sie gerufen, Sir«, erklärte Criminy. »Sie ist ein Fremdling.«
    Master Haggard starrte mich an und schnaubte. Dann kicherte er. Und dann lachte er schallend los.
    »Oh, das ist großartig. Das ist einfach reizend. Sie ist etwas Besonderes, nicht wahr?«
    »Sie ist eine Sehende«, antwortete Criminy. »Aber sie ist mein.«
    »Nimm meine Hand, Frau«, sagte Master Haggard zu mir und zog seinen Handschuh ab. Seine schuppige schwarze Hand war alt und runzelig, die Nägel waren verdrehte weiße Krallen. Ich war klug genug, um keinen Ekel zu zeigen, als ich meinen Handschuh abzog und seine Hand ergriff. Er mochte so langsam und melancholisch wie ein uralter Basset aussehen, aber ich konnte die Kraft spüren, die unter der Oberfläche schlummerte und nur auf eine Gelegenheit wartete.
    Seine Hand lag kühl in meiner. Der Stromschock war nur leicht, und ich war überrascht.
    »Aber warum wollen Sie sterben?«, fragte ich. »Die Dinge können sich ändern. Sie können besser werden.«
    Er ließ meine Hand los und wiegte den Kopf. »Alles was ich liebe, gibt es nicht mehr. Aber du hast die Flammen gesehen?«
    »Ja, Sir«, sagte ich feierlich. Dann wandte ich mich an Criminy und sagte: »Wir müssen gehen. Sofort.«

20.
    A ls ich die Hand des alten Bludmannes in meiner spürte, hatte ich Brighton in Flammen gesehen, unter dunklen, bedrohlichen Wolken, tief genug, um die Spitzen der brennenden Gebäude einzuhüllen. Schreie hatten die Luft erfüllt, und die Blitze waren purpurrot und böse. Ich wollte mit dem einstmals wunderbaren Badeort nichts zu tun haben.
    »Wenn wir dorthin gehen, sterben wir«, erklärte ich Criminy noch einmal, während Erris die Staubstraße nach Brighton entlangtrabte, um ihre Muskeln aufzuwärmen. »Ich weiß, dass wir uns beeilen müssen. Aber es muss einen anderen Weg zu den Inseln geben. Wir können nicht einfach einen Aufstand durchqueren. Oder ein Feuer.«
    »Es gibt keinen anderen Weg«, sagte er. »Wir brauchen ein Boot. Du hast gehört, wie Master Haggard sagte, sie hätten damit gedroht, die Bludmänner ins Meer zu werfen? Das liegt daran, dass Meerwasser tödlich für uns ist. Das Salz darin macht uns krank, und wir sind zu schwer. Wir gehen unter und ertrinken. Ich habe es gesehen. Und Brighton ist im Umkreis von Hunderten von Meilen der einzige Ort mit Booten.«
    Ich seufzte tief und lehnte mich mit dem Rücken an ihn.
    »Mir gefällt es auch nicht«, murmelte er.
    »Aber wenn du es nur gesehen hättest«, sagte ich. »Es wird entsetzlich. Feuer und Blitz, aber kein Regen.«
    »Wir werden um die Stadt herum direkt zum Hafen gehen. In

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