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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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doch ein und machte sich auf den Heimweg.
    Thomas war nicht zu Hause. Aber er musste in der Zwischenzeit da gewesen sein, denn die Spuren ihres überstürzten Aufbruchs waren beseitigt. Gerade als sie ihre Tasche aufhängen wollte, klopfte es leise an die Tür. Es war Annette, Thomas’ Mutter. Barbara öffnete ihr wie gewöhnlich: Obwohl die Tür ein normales Schloss hatte, trat Thomas’ Mutter nie einfach ein. » Hallo, Annette.«
    »Thomas ist zum Joggen. Ich wollte mit dir reden. Er tut es ja nicht.«
    »Möchtest du einen Kaffee?«, fragte Barbara.
    »Nein, danke.«
    »Aber hier herumstehen möchtest du sicher nicht?«
    Annette schüttelte den Kopf. Sie folgte Barbara in den Wintergarten. Barbara öffnete die große Schiebetür zur Terrasse, und sie setzten sich in die bequemen Loomchairs.
    »Euer Krach heute Morgen war nicht zu überhören, Barbara. Was wirft er dir da vor? Dass du ihn betrogen hast?«
    Barbara seufzte. Klar, dass Annette nur ihren Ausbruch mitbekommen hatte. Und klar, dass es nur Barbara sein konnte, die Probleme machte. Obwohl sie und Annette ein gutes Verhältnis zueinander hatten – Thomas schwere Krankheit hatte sie zusammengeschweißt – bildete sich Barbara keineswegs ein, dass Annette im Falle einer Konfrontation auf ihrer Seite stehen könnte.
    »Nein, die Sache liegt etwas anders, Annette. Dein Sohn hat mich betrogen. Nicht möglicherweise und nicht vielleicht, und es ist auch kein Missverständnis. Er hat es zugegeben.«
    »Oh.« Das schien nicht das Gespräch zu sein, das Annette sich erhofft hatte.
    »Er hat mich um Verzeihung gebeten. Ich gehe allerdings davon aus, dass er es mir verschwiegen hätte, wenn ich nicht davon erfahren hätte.«
    »Wie hast du denn davon erfahren?«
    »Özay.« Barbara bereute sofort, Annette den Namen genannt zu haben. Diese hatte von jeher eine Abneigung gegen ihn gehabt.
    »Heißt das, du hast Thomas von diesem … diesem …«
    »Detektiv.«
    »Du hast Thomas bespitzeln lassen?« Jetzt war Annette empört.
    »Nein.« Barbara hoffte, dass Annette nicht zu erregt war, um ihr jetzt zuzuhören, und erklärte ihr, was passiert war. Annette war die Geschichte sichtlich unangenehm, weil ganz klar wurde, dass Thomas tatsächlich nicht unschuldig war.
    »Barbara, könnt ihr das nicht klären? Ihr liebt euch doch.«
    Barbara ging nicht darauf ein. »Ich … ich hätte dich übrigens heute noch gefragt, ob ich für ein paar Tage ins Gästezimmer oben ziehen kann.«
    »Natürlich. Manchmal tut etwas Abstand ganz gut.«
    Abstand ist nicht das Problem, dachte Barbara. Eigentlich haben wir reichlich Abstand in letzter Zeit.
    »Wenn Leo und ich richtig Krach hatten«, fuhr Annette fort, »dann hat es uns auch ganz gut getan, uns etwas aus dem Weg zu gehen. Er machte eine kleine Geschäftsreise oder ich besuchte eine Freundin.«
    »Hat Leo dich jemals betrogen, Annette?«
    Annette sah auf den Boden. »Wenn, dann habe ich jedenfalls nichts davon gewusst.« Dann blickte sie Barbara direkt ins Gesicht: »Nein. Ich denke, er hat mich niemals betrogen.« Sie stand auf und ging wieder hoch in ihre Wohnung. Wenig später brachte Barbara ein paar Sachen ins Gästezimmer, auch ihr Notebook, das in der Workstation im gemeinsamen Arbeitszimmer steckte. Es würde leicht werden, Thomas aus dem Weg zu gehen. Er war ja ohnehin selten da.

3.
    Barbara schaffte es am nächsten Morgen gerade noch rechtzeitig ins Duisburger Polizeipräsidium. Heinz hatte, um Jakubian nicht noch mehr Zeit verlieren zu lassen, die Leute für neun Uhr dorthin bestellt.
    Sie dachte mit gemischten Gefühlen daran, wie sie auf Thomas getroffen war, als sie im Schlafzimmer einen Pulli aus dem Schrank holen wollte. Er bereitete gerade ein Frühstück zu – für zwei.
    »Mutter sagte, du hättest oben übernachtet.«
    »Ich fand es ebenso wenig passend, mit dir in einem Bett zu liegen wie du in der vorherigen Nacht.«
    Er nickte. »Ich weiß, ich muss dir etwas Zeit geben.«
    Zeit? Was dachte er sich? Es vergehen ein paar Wochen, und alles ist vergessen?
    »Aber vielleicht möchtest du wenigstens mit mir frühstücken.« Er deutete auf das fertige Tablett.
    »Tut mir Leid. Ich habe einen Termin im Duisburger Polizeipräsidium. Es scheint sich tatsächlich um einen Serienmörder zu handeln.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich dachte, das LKA hat inzwischen eigene Leute dafür.«
    »Nein, sie wollen mich, und ich habe zugesagt.«
    Thomas runzelte fast unmerklich die Stirn, dann seufzte er.
    Barbara wartete nicht

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