Blutleer
ein sehr öffentlichkeitswirksamer Fall, und wir werden es uns nicht leisten können, die Medien außen vor zu lassen. Das würde ein denkbar schlechtes Bild in der Öffentlichkeit ergeben. Aber alle Kontakte zu Presse und Fernsehen werden ausschließlich über das LKA und die Duisburger Staatsanwaltschaft laufen, haben Sie das verstanden?«
Patrick Linssen warf ein: »Ich glaube nicht, dass ich unseren Lokalredakteuren so kommen kann. Schließlich sind wir manchmal auch auf deren Hilfe angewiesen.«
»Sie werden alles auf das böse LKA schieben und warten, bis Ihnen jemand aus der Pressestelle des LKA oder der Staatsanwaltschaft zur Seite gestellt wird. Wir werden das noch organisieren.« Es kam kurz Unruhe auf.
Jakubian seufzte: »Ich möchte hier keinesfalls den Anschein erwecken, es wollten irgendwelche Leute, die die Arbeit nicht getan haben, die Lorbeeren dafür einheimsen. Das dient vor allem Ihrem Schutz – und auch dem Schutz Hirschfelds. Die Atmosphäre um die Fälle Janicek und die kleine Fatma ist schon aufgeheizt genug. Wenn Sie hinausgehen, finden Sie links von der Tür auf dem Tisch ein Päckchen Visitenkarten. Ich bin für jeden Einzelnen von Ihnen jederzeit erreichbar. Wenn wir heute Abend das Ergebnis der DNA-Spuren haben, werden wir sofort mit der Arbeit beginnen.«
Langsam leerte sich der Raum. Ein paar Leute kamen noch zu Jakubian, um die eine oder andere Frage zu stellen, Heyer wollte in sein Büro, aber dazu kam es nicht. Ein gut und teuer gekleideter Mittvierziger kam auf sie zu und packte Heyer am Arm. »Wo ist der Kerl? Ich will ihn sehen!«
»Herr Dewus.« Sven löste sich aus dem Griff. »Bitte verlassen Sie das Präsidium, Sie haben hier nichts verloren.«
»Als unschuldig Verdächtigten haben Sie mich aber sehr gern hier gesehen, Herr Heyer.«
»Das hat sich doch erledigt, Herr Dewus, und ich habe mich auch dafür entschuldigt. Der Verdächtige ist nicht hier, sondern im Untersuchungsgefängnis. Sie haben also keine Möglichkeit, ihn zu sehen. Gehen Sie also jetzt bitte nach Hause.«
Dewus sah nicht aus, als wollte er nachgeben. Plötzlich stand Jakubian bei ihnen. »Kann ich helfen?«, fragte er und schüttelte dem verblüfften Dewus die Hand. »Ruben Jakubian, LKA. Ich leite die Ermittlungen.«
»Dann kommt vielleicht mehr dabei heraus als bei dem famosen Herrn Heyer.«
Barbara hörte deutlich, wie Sven heftig atmete.
»Nun, wir stehen noch am Anfang. Ich muss etwas aus dem Auto holen, begleiten Sie mich?« Jakubian drückte Dewus sanft aber bestimmt in Richtung Ausgang. Er machte das gut. Barbara sah, wie er eine Karte zückte und sie Dewus gab, bevor sie aus ihrem Blickfeld verschwanden.
»Jakubian muss mich für einen kompletten Idioten halten«, sagte Sven bitter.
»Wer war das überhaupt?«
»Harald Dewus? Das ist nicht ganz einfach. Julia Janicek lebte in seinem Haus, ihre Mutter ist seine Haushälterin. Und da wir von einer Beziehungstat ausgingen …«
»… hast du ihn verdächtigt, ein Kinderschänder und Mörder zu sein.« Barbara war sich sicher, sie wäre nicht anders an den Fall herangegangen.
»Das Problem ist nur, er hat viel für die Stadt getan und ist hochangesehen. Da tat sich ein Fettnäpfchen nach dem anderen auf. Und schließlich war der DNA-Vergleich negativ.«
»Kurz, er hat dir jede Menge Ärger bereitet.«
»Und er wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass wir bis jetzt keine Spur von Julias Mörder haben.«
»Jakubian hält ihn dir jetzt vom Hals, Sven. Und wenn er dich für einen Idioten halten würde, dann würde er dir nicht so viel Verantwortung überlassen.«
»Die Lorbeeren wird jedenfalls er kassieren, glaub mir, Barbara.« Damit ging er in sein Büro.
Barbara blieb kopfschüttelnd sitzen und ordnete noch ihre Notizen. Sie hatte sie gerade zusammengerafft und war aufgestanden, als Jakubian zurückkam.
»Ich wollte zum Untersuchungsgefängnis. Und vielleicht sollten wir das mit dem psychiatrischen Gutachten schon anleiern, das muss ja ein klinischer Psychiater machen.«
»Gut«, meinte Jakubian und zog etwas aus seiner Aktentasche. »Das wird dir die Arbeit erleichtern!« Es war eine Karte, die sie als Beraterin des LKA auswies. Er dachte wirklich an alles.
»Danke. Die Leute machen alle einen sehr guten Eindruck.«
»Ja, das finde ich auch. Ich hoffe, das gilt auch umgekehrt.« Er grinste.
Also doch, dachte Barbara, auch er ist nicht frei von Eitelkeit.
In dem kleinen Raum mit den nackten Wänden standen nur ein Tisch und
Weitere Kostenlose Bücher