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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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erleuchteten Fenstern fickte. Und wenn wir anlegten, dann gab es auch immer was zu sehen.«
    »Würden Sie das Spannen nennen?«
    Hirschfeld lachte laut auf. »Klar bin ich ein Spanner. Was glauben Sie, wie mir einer abgeht, wenn ich bei so etwas zuschaue!«
    »Nackte Frauen? Sex?«
    Er nickte.
    »Gewalt? Blut? Töten?«, setzte Barbara nach.
    Er zögerte einen Moment mit der Antwort. »Ja. Das fing schon an, als ich beim Schlachten zusehen musste. Da war ich erst zehn, und ich wusste gar nicht, was da in meiner Hose passierte.« Unwillkürlich sah er an sich herab und nahm die Hände in seinen Schoß, als wolle er verhindern, dass sich dort etwas tat.
    »Und das geschah immer nur beim Zusehen?«
    »Ich hab manchmal Tiere getötet. So einer kleinen Katze den Hals umgedreht, aber das war nicht so toll. Besser war es, wenn es blutete.«
    Barbara sah ihm direkt ins Gesicht. »Wann wurden es denn Menschen?«
    Er schien plötzlich zu erstarren und sah zur Seite. »Die Oma in Bochum war die Erste. Vorher, als ich mir noch ein Auto leisten konnte, bin ich schon mal zu Unfällen gefahren.« Er sah sie immer noch nicht an. »Ich bin müde. Man schläft hier nicht gut.«
    Barbara wusste, er machte jetzt zu. Es wunderte sie etwas, da er doch so begierig darauf zu sein schien, über die Morde zu reden. Trotzdem ließ sie ihm seinen Willen. Sie hatte noch Zeit genug. »Heute Abend werden wir wissen, ob Sie wirklich der Mörder sind, der zu sein Sie behaupten. Und dann werden wir uns weiter unterhalten.«
    Jetzt sah er sie wieder an. »Sie glauben mir immer noch nicht?«
    »Vor Gericht zählen Beweise, Herr Hirschfeld. Spuren, Zeugenaussagen.« Sie machte das Diktiergerät aus und packte ihre Sachen zusammen.
    »Warum vernehmen Sie mich nicht zu den Morden? Ich kann Ihnen Einzelheiten nennen, die nur der Mörder, nur ich allein, wissen kann.« Er schien erschüttert, dass sein Geständnis offensichtlich so wenig Eindruck gemacht hatte.
    »Später, Herr Hirschfeld. Wir müssen unsere Kräfte ökonomisch einsetzen. Wenn die Beweise sagen, dass Sie der Mörder sind, dann dürfen Sie so lange reden, wie Sie möchten.« Barbara ging zur Tür und klopfte. Der Beamte ließ sie heraus und nahm dann Hirschfeld am Arm. Während sie am nächsten Gitter stand und darauf wartete, herausgelassen zu werden, sah sie, wie die beiden langsam den Gang zu den Zellen hinuntergingen.
    Barbara fuhr zum Polizeipräsidium und fand Jakubian an einem kleinen Behelfsschreibtisch in Heyers Büro. Es sah ein bisschen so aus, als säße er an einem Kindertischchen. »Das ging ja schnell«, meinte er. »War er nicht kooperativ?«
    »Wie man’s nimmt. Solange das Gespräch dahin läuft, wo er es hinhaben will, ist er sehr kooperativ. Er war etwas entsetzt darüber, dass wir erst Beweise wollen, bis wir ihm das Geständnis abnehmen.« Sie nahm die Kassette aus dem Diktiergerät und warf sie auf den Schreibtisch. »Trotzdem haben wir eine Menge zu überprüfen.«
    Jakubian griff zum Telefon. »Wir haben hier etwas abzutippen«, sagte er knapp, und wenig später kam ein junger Mann herein, um das Band abzuholen.
    »Zum einen sollte ein medizinischer Gutachter ihn gründlich untersuchen, einschließlich aller Unterlagen, die zu seiner Berufsunfähigkeitsrente geführt haben«, meinte Barbara. »Ein findiger Anwalt könnte Dinge wie Rheuma und einen Leberschaden schon zu Hirschfelds Gunsten nutzen. Wir müssen klar darlegen, dass er rein körperlich in der Lage war, die Morde zu begehen.«
    Jakubian machte sich eine Notiz. »Darum kann sich die Staatsanwaltschaft kümmern.«
    »Dann hat er ein paar Dinge über seine Kindheit erzählt. Seine Angehörigen sind alle tot, aber vielleicht finden sich noch Nachbarn, Freunde oder Schulkameraden, die seine Geschichte bestätigen können. Er gibt zu, damals Tiere gequält und getötet zu haben. Und er stammt aus sehr üblen Familienverhältnissen.«
    »Es ist schon jemand dran, alle offiziellen Unterlagen über ihn zusammenzutragen. Der könnte dann auch da weitermachen.« Er lächelte. »Ein Duisburger. Es ist besser, wenn das einer macht, der sich hier auskennt.«
    »Und was tust du, außer hier zu warten, bis das Ergebnis des DNA-Vergleichs da ist?«, fragte Barbara spöttisch.
    »Ich bereite die Pressekonferenz vor.«
    Barbara seufzte, aber Jakubian winkte ab. »Wenn wir es gut machen, dann werden sie zufrieden sein mit den Informationen, die wir ihnen liefern. Der Staatsanwalt und ich haben jemanden ausgeguckt, der sie

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