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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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umgehe. Aber nun weiß ich ja, wo ich in seiner Rangfolge stehe.«
    »Blödsinn.« Heinz schob den Suppenteller weg. »Er hat sich doch deutlich für dich entschieden, Barbara. Er kann sich nur nicht gegen diese durchtriebene Person durchsetzen.«
    »Und? Passt das zu ihm?«, fragte Barbara. »Der Thomas, den ich kenne, bekommt immer, was er will. Ganz ohne Anstrengung.«
    Heinz zuckte hilflos die Schultern. »Er hat sich doch schon immer um Frauen gekümmert, die Hilfe brauchten. Aber vielleicht hast du Recht damit, dass du ihn nicht mehr kennst.«
    Barbara schluckte. »Ja. Und vielleicht war der Auszug längst fällig.«
    Jakubian sah sie aufmerksam an. »Du musst ihm eine Chance geben, es wieder gutzumachen, Barbara. Es ist in Ordnung, wenn du die Nacht woanders verbringst. Aber brich den Kontakt nicht ab. Nicht aus solch einem Grund.«
    »Welchen Grund brauche ich denn noch, wenn seine Geliebte in unserem Haus wohnt?«, flüsterte Barbara. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass Heinz kurz verschwunden war. Jetzt stellte er eine Flasche Wein auf den Tisch. Barbara sah ihn erstaunt an.
    »Den habe ich für Gäste. Ich denke, der täte dir jetzt ganz gut.«
    Er stellte zwei Weingläser auf den Tisch und füllte sein Wasserglas nach, während Jakubian die Flasche entkorkte und Barbara und sich einschenkte. »Was ist mit dir, Heinz?«
    »Nein danke. Ich bin Alkoholiker.« Er lächelte. »Trocken seit elf Jahren. Ich kann ganz gut zusehen dabei, keine Angst.«
    »Ich trinke nur ein Glas. Ich muss ja nachher noch fahren«, meinte Jakubian.
    Heinz sah Barbara an. »Eigentlich hatte ich Jakubian das Gästebett angeboten.«
    Ruben winkte ab. »Nein, ich fahre natürlich nach Hause.«
    »Warum wolltest du denn hier übernachten?«, fragte Barbara.
    Jakubian seufzte. »Weil Heinz ein Bett hat, das zwar auch zu kurz ist, aber auf dem ich mich immerhin so einigermaßen ausstrecken kann. Und weil mein Apartment so trostlos ist.«
    »Dann schlafe ich auf der Couch. Ist das in Ordnung, Heinz?«, fragte Barbara.
    Der nickte.
    »Und morgen suche ich mir adnn aber ein Hotel.« Barbara nahm einen kräftigen Schluck Wein. Er schmeckte nicht übel. »Habt ihr was dagegen, wenn ich mich richtig betrinke?«, fragte sie.
    Heinz lachte. »Das ist die einzige Flasche. Du müsstest noch zu einer Tankstelle.«
    Barbara schüttelte den Kopf. »Ich wusste, dass das ein beschissener Tag ist heute.« Doch dann lachte sie auch. Es tat gut, mit zwei Menschen zusammenzusitzen, die sie mochte und von denen sie sich verstanden fühlte.
    In der Nacht schlief Barbara schlecht. Sie wachte immer wieder auf und das Sofa erwies sich als unbequemer, als sie vermutet hatte. Irgendwann gab sie auf, machte das Licht an und besah sich Heinz’ Bücher. Es gab viel Fachliteratur, aber seine Frau war wohl in einem Buchclub gewesen, Barbara erkannte die gängigen Renner aus den 70ern und 80ern. Aber es gab auch moderne Klassiker. Sie entdeckte Werke von Erich Kästner, neben den Romanen auch die wunderbaren Kinderbücher.
    Barbara wollte schon zu
Pünktchen und Anton
greifen, das sie als Kind sehr geliebt hatte, aber dann fiel ihr ein Gedichtband ins Auge.
    Sie nahm ihn aus dem Regal und blätterte darin. Dann hatte sie sie gefunden: die
Sachliche Romanze
.
    Als sie einander acht Jahre kannten
    (und man darf sagen sie kannten sich gut)
,
    kam ihre Liebe plötzlich abhanden
.
    Wie andern Leuten ein Stock oder Hut
.
    War ihr und Thomas das passiert? Acht Jahre. Sie legte den zerlesenen Band aufgeschlagen auf den Wohnzimmertisch und löschte das Licht wieder.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort und konnten es einfach nicht fassen
. Der Schluss des Gedichts ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
    Gerade war sie wieder fast eingedöst, als sie auf der Treppe Schritte hörte. Es war Jakubian auf dem Weg zur Toilette.
    »Kannst du nicht schlafen?«, fragte sie in die Dunkelheit hinein, als er wieder herauskam.
    »Und du?« Er knipste das Wohnzimmerlicht an. Er trug nur Boxershorts, und Barbara war erstaunt, wie gut er gebaut war. Sie hatte immer vermutet, dass hinter seiner massig wirkenden Gestalt in den lässigen, teuren Anzügen einige Kilos Übergewicht steckten, doch bis auf einen kleinen Bauchansatz gab es nur wohlgeformte, aber keineswegs übertriebene Muskeln.
    »Ich kann nicht aufhören, über Thomas und mich nachzudenken«, sagte sie leise. »Mal denke ich, das kann es nicht gewesen sein. Wir beide, Thomas und Barbara, das ist doch ein feststehender Begriff. Und

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