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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Abschlussgutachten über die Vernehmungen Hirschfelds zu schreiben.
    Sie fand Jakubian hinter seinem kleinen Schreibtisch, auf dem sich inzwischen so viele Akten türmten, dass er nur noch wenig Platz zum Arbeiten hatte.
    »Was ist denn das?«, fragte sie und deutete auf die Stapel.
    »Ach, das hat Zeit. Und? Wie war dein letztes Gespräch mit Hirschfeld?«
    »Ich habe eine kleine räumliche Eingrenzung zum Tatort Julia.« Sie zog den Zettel aus der Tasche.
    Jakubian sah ihn sich an. »Das ist nicht sehr hilfreich«, meinte er.
    »Hirschfeld war auf einen Ortstermin aus. Er behauptet, sich nur dann erinnern zu können. Ich dachte, das hier ist besser als nichts. Wir können die Zeit seiner Begutachtung nutzen.«
    Jakubian nickte. »Erhard wird sich freuen, ein so großes Gelände umpflügen zu müssen. Und sonst? Hat er noch etwas Interessantes zu Fatma gesagt?«
    »Möglicherweise tut es ihm um Fatma Leid und er hat sich deswegen gestellt. Er behauptet, er hätte ein Kind gewählt, weil das die größte Aufmerksamkeit erregt. Ekelhaft. Er spekuliert darauf, in einem meiner Bücher zu landen.« Sie setzte sich. »Ich bin total erschöpft.«
    »Du hast ja auch kaum geschlafen letzte Nacht.«
    »Nein, das ist es nicht. Es ist, weil es nun erst einmal vorbei ist mit dem Fall Hirschfeld, denke ich.«
    Er nickte. »Du musst jetzt nicht mehr so oft herkommen.«
    Barbara glaubte, etwas Bedauern aus dem Satz heraushören zu können. Sie lächelte. »Es wird noch oft genug sein. Schließlich stütze ich meine Arbeit nicht nur auf Hirschfelds Aussagen.«
    »Wirst du bei Heinz bleiben?« Er sah sie nur kurz an, als er die Frage stellte, und notierte dann hastig etwas auf einen Zettel.
    »Ein paar Tage, denke ich. Wenn sich dann nichts getan hat, gehe ich in ein Hotel.«
    Eigentlich hatte sie gleich heute in ein Hotel gehen wollen, aber Heinz hatte sie überredet zu bleiben. »Es ist schön, Gesellschaft zu haben«, hatte er gemeint. »Und du kannst ja ins Gästezimmer, schließlich übernachtet Jakubian nicht immer hier.« Die Pempelforter Wohnung sprach er nicht an. Er wusste auch so, dass Barbara nirgendwo hinwollte, wo Thomas mit Katharina geschlafen hatte.
    »Jakubian, fragst du wegen des Gästebetts?«, neckte sie ihn.
    Er lachte. »Das ist schon verlockend. Seit gestern weiß ich, dass ich mir eine neue Bleibe suchen muss. Mit einem großen Bett. Ich habe zwar nicht viel geschlafen, aber es war sehr erholsam. Wenn der Fall abgeschlossen ist, werde ich auf Wohnungssuche gehen.«
    »Das wird ja auch nicht mehr lange dauern.«
    »Wenn diese S-Bahn-Sache nicht noch durchgezogen und ausgewertet werden müsste, könnten wir schon fertig sein.« Er seufzte. »Stattdessen haben wir uns damit noch jede Menge Arbeit aufgehalst. Kommst du morgen, wenn Hirschfeld verlegt wird?«
    »Ich kann nur vormittags. Nachmittags habe ich einen privaten Termin.« Barbara erinnerte sich daran, dass Jakubian Bescheid wusste. »Thomas hat den ersten Termin bei der Eheberatung gemacht.«
    »Der Transport ist am späten Vormittag.«
    »Das werde ich schaffen.«
    Barbara verabschiedete sich von Jakubian. Die Wand, auf der die Ergebnisse der S-Bahn-Befragungen festgehalten wurden, war inzwischen übersät mit Fotos und Aussagen. Irgendjemand hatte sie neu geordnet und eine Zeitleiste angebracht.
    Düsseldorf -> Dortmund, 7.00 - 9.30 Uhr
stand dort, darunter alles zu den Fällen Langhorn, Herborn und Janicek.
    Dortmund -> Düsseldorf, 16.00 - 19.00 Uhr
war die zweite Kategorie. Auch hier fanden sich neben Fatma und Oma Koslinski die Fälle Herborn und Janicek. Aussagen, die sich auf Hirschfeld bezogen, waren besonders gekennzeichnet.
    Barbara trat näher heran. Da war die Aussage von Verena Bläcker, einer rothaarigen Neunundzwanzigjährigen. Sie beschrieb sehr genau die Leute, die regelmäßig morgens mit der gleichen S-Bahn fuhren, darunter drei Männer verschiedenen Alters, meist mit hellen Mänteln, teuren Aktentaschen und der
FAZ
unter dem Arm – oder dem
Handelsblatt
. Einer von ihnen frühstückte immer in der S-Bahn, mit der Thermoskanne und seinem Brot ausgebreitet auf dem Aktenkoffer auf dem Schoß. Dann war da die Frau, die immer Krimis las, und die beiden Malergesellen, die stets in ihrer mit Farbe beklecksten Arbeitskleidung unterwegs waren. Hirschfeld gehörte nicht zu denen, die so regelmäßig fuhren, dass es einem auffiel, wann sie Urlaub hatten oder krank waren. Aber wiedererkannt hatte sie ihn doch. »Ich mochte ihn nicht, ich kann

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