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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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fahren und die Yildirims nach ihrem Onkel Hassan Ali fragen. Über den gibt es beim BKA eine dicke Akte. Es ist Waffenhändler. Und heute Nachmittag geht es nach Bochum, um mir den Koslinski-Clan mal vornehmen. Alter Knastadel. Die Nachbarn sagen aus, die Enkel hätten sich rührend um ihre Oma gekümmert, sie war ihre einzige Familie und hat sie aufgezogen. Das nenne ich ein Motiv.«
    Barbara ging noch kurz mit ins Präsidium, weil sie ein paar Akten mitnehmen wollte. Das Gefühl der Aussichtslosigkeit, das sie in Julias Zimmer überfallen hatte, war nicht wieder verschwunden. Es war erst Mittag, aber sie sehnte sich nach einem Bad, einem Glas Rotwein und viel Schlaf.
    »Barbara!« Jakubian hielt sie auf, als sie in der Tür stand. »Hast du irgendetwas gefunden in Julias Zimmer?«
    Sie schüttelte resigniert den Kopf. »Eigentlich ist das auch nicht zu erwarten. Es sind Zufallsopfer, möglicherweise beobachtete er sie ein paar Tage, aber mehr Berührungspunkte gibt es nicht. Ehrlich gesagt, bin ich ratlos.«
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    »Aber wir können nichts anderes tun als so weitermachen wie bisher.«
    »Vielleicht doch. Du hast doch erzählt, dass du Ellen Zeiss nach sadistischem Sex gefragt hast.« Jakubian überlegte. »Die Essener müssen sich noch mehr reinhängen, um die Identität der Prostituierten zu klären. Wir könnten dort nach ihren Spuren suchen und gleichzeitig nach einem Freier, der gern den Frauen die Kehle zudrückt oder ihnen kleine Wunden zufügt.«
    »Das ist eine gute Idee, das könnte etwas bringen«, meinte Barbara. »Aber die haben es in der ganzen Zeit nicht geschafft, sie zu identifizieren.«
    Jakubian sah sie prüfend an. »Lass dich nicht hängen, Barbara. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Und das ist, wenn die Soko aufgelöst wird.«
    »Wovor ich mehr Angst habe, ist, dass es dann nicht wirklich vorbei ist, Ruben. Er wird wieder zuschlagen.«
    »Wir schaffen es.« Er lächelte sie an. »Lass uns nach Dortmund fahren.«
    »Jetzt?«, fragte Barbara erstaunt. »Sven will doch morgen hin.«
    »Er will die Männer der Familie zum Hirschfeld-Mord befragen. Wir haben heute eine Chance, die Mutter der kleinen Fatma allein zu sprechen. Du brauchst doch noch ein paar Eindrücke von den Opfern, nicht wahr? Ich habe gerade dort angerufen.«
    Sie gingen hinaus zum Wagen. Barbara wollte gerade einsteigen, als sie sah, wie ein schwarzer CLK auf den Parkplatz einbog. Thomas. Sorgte er sich doch um sie?
    »Einen Moment, Ruben. Ich muss kurz mit jemandem sprechen.« Sie lief auf den Mercedes zu und winkte. Er hielt und stieg aus.
    »Sie ist verschwunden«, sagte er.
    »Wer?«, fragte Barbara, dann dämmerte es ihr. Katharina war wieder untergetaucht.
    Thomas sah, dass sie begriffen hatte. »Der Arzt rief an. Sie war freiwillig dort, er konnte nicht verhindern, dass sie gehen wollte. Er meinte, sie käme vielleicht wieder zu mir. Ich habe gewartet. Aber sie ist nicht gekommen.«
    »Wann war das? Wann hat sie die Klinik verlassen?«
    »Um halb acht heute morgen. Was soll ich denn jetzt tun? Der Arzt hält sie für suizidgefährdet.«
    Da hat der Arzt wohl Recht, dachte Barbara. »Mach, was du schon einmal getan hast, Thomas. Engagiere Özay. Wenn einer sie finden kann, dann er.«
    Thomas sah sie unschlüssig an. »Ich dachte, vielleicht könntest du … oder die Düsseldorfer Polizei …«
    Barbara runzelte die Stirn. »Sag mal, warst du schon bei der Polizei?«
    Er nickte. »Du weißt ja, die tun nichts. Sie ist eine erwachsene Frau, und auch der Klinikaufenthalt hat sie nicht überzeugt. Barbara, bitte.«
    »Ruf Özay an. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.« Sie streichelte ihm leicht über die Schulter. »Ich muss jetzt mit Jakubian nach Dortmund.«
    »Kommst du … heute Abend?« Thomas sah sie flehend an.
    Barbara wollte im ersten Moment ein klares »Ja« sagen, aber dann hielt sie irgendetwas zurück. »Ich werde es versuchen, Thomas. Ich denke, ich werde vorbeikommen und hören, was es Neues gibt. Ob ich bleibe, weiß ich nicht.«
    »Sie ist doch jetzt weg«, sagte er leise.
    Das war mehr als die Feststellung, dass der Grund für ihren Auszug nicht mehr da sei. Konnte sie da einen Vorwurf heraushören oder war sie inzwischen so empfindlich, dass sie etwas hineininterpretierte? Ich fühle mich zurzeit nicht mehr wohl in der Villa, hätte sie ihm am liebsten gesagt, doch stattdessen gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Wir sollten später darüber reden.

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