Blutleer
einzigen Morgen entstanden.
»Gute Arbeit«, meinte Barbara zu Klasen.
»Aber jemand anderes sollte das hier weitermachen. Ich habe jedes Fotos zigmal gesichtet, ich sehe gar nicht mehr, was drauf ist.«
»Wie lange sind Sie schon dran?«, fragte sie und bemerkte dann erst die tiefen Ringe unter seinen Augen.
»Lassen Sie mich raten: Seit das Phantombild hier ist.«
Klasen nickte. »Es sind noch mehr als einhundert Bilder. Die sehe ich noch durch und ordne sie hier zu. Und dann gehe ich schlafen.«
»Gibt es Nachrichten aus dem Düsseldorfer Krankenhaus?«, hörte Barbara Jakubian draußen fragen.
»Sie ist im OP. Es gibt viele innere Verletzungen, der Düsseldorfer Kollege sagte, die Ärzte würden zu viert an ihr arbeiten.« Patrick Linssen hatte das Soko-Telefon in dieser Nacht übernommen.
Barbara fiel etwas ein. »Ruben, sind die neuen DNA-Auswertungen eigentlich schon gekommen?«
»Ja, gestern Nachmittag. Ich wollte dich eigentlich anrufen, aber dann …« Er musste den Satz nicht vollenden. Er hatte sie nicht anrufen wollen, während sie bei Thomas war.
»Und?«
»Sie haben an vier der Leichen übereinstimmende Spuren gefunden.«
»An den letzten vier, nehme ich an?«
Jakubian nickte. »Fatma, Julia, Herborn und Langhorn. Leider gab es bei den Überfällen keine sehr gründliche Spurensicherung. Jetzt überprüfen sie noch den Fall Giesen.« Er grinste. »Heyer hat getobt. Keine Übereinstimmung mit Harald Dewus.«
»Das hätte aber vieles einfacher gemacht.« Barbara runzelte die Stirn. »Dann ist Dewus schon wieder frei?«
»Nein. Es gab verdächtige Kontobewegungen vor dem Hirschfeldmord und kurz danach. Er hat große Summen Bargeld abgehoben, zweihundertfünfzigtausend Euro insgesamt. Und er kann den Verbleib des Geldes nicht nachweisen. Heyer hat sich an ihm festgebissen. Er überprüft gerade Handylisten und GPS-Daten.« Jakubian lächelte, als Barbara verstohlen gähnte. »Ich mach uns einen Kaffee.«
Heyer machte keine Nachtschicht, das Büro war leer und dunkel. Jakubian goss den trüben Kaffeerest ins Waschbecken und machte die Maschine flott.
Barbara war ihm gefolgt und hatte sich hinter Sven Heyers Schreibtisch gesetzt. »Das heißt also, dass Dewus mit großer Wahrscheinlichkeit den Mord an Hirschfeld in Auftrag gegeben hat. Seine DNA taucht nicht auf den Leichen auf.«
»Außer einigen Spuren an Julias Kleidung, die aber alle erklärbar sind«, unterbrach sie Jakubian. »Aber Dewus kann vor allem nicht unser Mörder sein, weil er in Untersuchungshaft saß, während der Überfall im Park stattfand. Dabei sieht er sogar dem Phantombild ein wenig ähnlich.«
»Jost Klasen hat mindestens zwanzig Fotos gekennzeichnet, auf denen Männer mit Ähnlichkeit zum Phantombild zu sehen sind.« Barbara dachte nach. »Solange das Opfer aus dem Park noch in Lebensgefahr schwebt und nicht ansprechbar ist, müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.«
Jakubian seufzte und starrte auf die Kanne, in die die Maschine mit lauten Geräuschen langsam den Kaffee spuckte. »Versuchen wir das nicht schon die ganze Zeit?«
Barbara setzte sich gerade hin. »Als ich vorgestern hierher kam, da waren Heinz und ich beide zu dem Schluss gekommen, dass Rebecca Langhorn ihren Mörder gekannt haben muss. Und als ich dann Dewus auf der Kundenliste fand, war für mich die Sache klar. Ich dachte, wir hätten unseren Mörder.«
Jakubian nahm sich eine Tasse Kaffee, Barbara lehnte trotz ihrer Müdigkeit ab.
»Wenn wir mit unserer Vermutung falsch liegen, dass der Überfall heute Nacht von unserem Serienmörder begangen wurde, dann könnte es immer noch Dewus sein«, meinte er.
Barbara schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Ich denke, er war es nicht. Aber das heißt auch, dass wir Rebecca Langhorns Umfeld noch mal gründlich durchforsten müssten.«
»Gründlicher als Lutz Kramer?« Jakubian schnaubte. »Wenn es da etwas gäbe, wüsste Kramer das, da bin ich sicher.«
»Ich werde die Akten trotzdem noch mal durchgehen und auch ein paar Leute befragen.«
»Das wird er dir übel nehmen, Barbara.«
»Im Gegenteil. Ich denke, er wird es mit mir gemeinsam tun. Ich kenne ihn länger als du.« Sie stand auf. »Ich bin todmüde. Ich helfe Jost Klasen jetzt noch bei den letzten Fotos, und dann brauche ich eine Mütze Schlaf.«
»Wo kann ich dich später erreichen?«, fragte er.
»Auf dem Handy.« Sie lächelte nicht.
Als Barbara gegen vier Uhr morgens zu ihrem Wagen kam, war sie ein paar Minuten lang
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