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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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unschlüssig, ob sie zu Thomas fahren sollte oder lieber zu Heinz. Sie malte sich aus, dass Thomas aufwachen würde oder vielleicht sogar gewartet hätte. Dass er reden wollte. Sie fühlte sich zu erschöpft für eine Diskussion. Aber wenn sie jetzt in Rheinhausen übernachtete, wie würde Thomas reagieren? Sie erinnerte sich, ihm gesagt zu haben, dass sie die ganze Nacht weg wäre. Die Müdigkeit siegte.
    Zwanzig Minuten später schlich sie sich in das kleine Bergmannshäuschen. Kaum hatte sie den Schlüssel umgedreht, als oben das Licht anging. Heinz hatte einen leichten Schlaf. »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, als du gar nicht mehr auftauchtest. Aber dann hat mir Jakubian von der Leiche erzählt. Und dass du bei Thomas bist.«
    »Ich habe es versucht, Heinz.« Sie war so erschöpft, dass sie sich auf die Treppe setzte. »Ich habe wirklich versucht, für ihn da zu sein.« Der Gedanke an den gestrigen Tag mit Thomas, diese quälenden Stunden zwischen dem Versuch, ihr altes Leben zu leben und der bitteren Erkenntnis, dass nichts mehr so war wie vorher, entzog ihr die letzte Kraft. »Ach, Heinz, es ist so viel passiert seit vorgestern.«
    »Ein bisschen weiß ich schon. Jakubian steht kurz vor dem Rauswurf, aber Petermann hat sich noch mal umstimmen lassen.«
    Barbara sah ihn ungläubig an. »Das warst du? Du hast Petermann bearbeitet?«
    »Ich konnte ihn davon überzeugen, dass Jakubian ein guter Mann ist, der etwas Spielraum braucht. Aber einfach war das nicht. Hat es wenigstens etwas gebracht?«
    Barbara nickte und erzählte ihm dann, was er noch nicht wusste, nur die Sache mit dem Kuss ließ sie aus. »Ich werde morgen mit den Leuten aus Rebecca Langhorns Umfeld reden. Der Mörder muss da mal aufgetaucht sein, da bin ich sicher.«
    Heinz nickte. »Ich will dich ja nicht beunruhigen, aber morgen ist längst, es ist schon fast fünf. Du solltest versuchen, noch ein bisschen zu schlafen.«
    Barbara stolperte wie betrunken die Treppe hinauf. Sie schaffte es gerade noch, sich die Hose und den Blazer auszuziehen, bekleidet mit Unterwäsche und T-Shirt fiel sie ins Bett und war sofort eingeschlafen.

10.
    Barbara traf sich am nächsten Morgen gegen zehn mit Kramer in Düsseldorf. Kramer hatte die Nacht durchgearbeitet, was deutliche Spuren hinterlassen hatte.
    »Sie arbeiten zu viel, Kramer«, sagte Barbara.
    »Ich könnte schon im Bett liegen, wenn ich nicht mit Ihnen im Fall Langhorn herumwühlen müsste«, knurrte er, lächelte aber dabei. Barbara wusste, in dieser Phase des Falles würde er erst nach Hause gehen, wenn er kurz vor dem Zusammenbruch stand.
    Sie gönnten sich ein gemeinsames Frühstück in einem Stehcafé und machten sich dann auf den Weg zu Rebecca Langhorns Werbeagentur. »Ein Privatleben hatte sie praktisch nicht. Sie hatte sich mit ein paar Freunden selbstständig gemacht, privates und berufliches Umfeld waren praktisch gleich«, erläuterte er.
    »Ich nehme an, Sie haben damals nach Bekanntschaften außerhalb der Agentur gefragt?«
    Kramer nickte. »Es gab keine. Keiner wusste etwas. Dafür dass die Kollegen auch ihre Freunde waren, waren sie sich ziemlich fremd.«
    Sie fanden einen Parkplatz in der Nähe. Die Agentur residierte in einem früheren Wohnhaus in einer Seitenstraße vom Kennedydamm.
    »Die wissen, dass wir kommen«, sagte Kramer, als er klingelte.
    Eine Frau in den Dreißigern öffnete. Sie war sehr attraktiv und teuer gekleidet. »Guten Tag, mein Name ist Jenna Gerling«, stellte sie sich vor. Sie hatte einen leicht amerikanischen Akzent, und trotz der Tatsache, das sie über dreißig sein musste, fühlte Barbara sich sofort an einen Cheerleader erinnert. Perfektes Styling, perfektes Lächeln.
    »Sie sind neu hier.« Kramer war überrascht.
    »Nicht wirklich. Ich bin die Frau des Geschäftsführers. Das hier ist ein kleiner Laden, und wenn die Rezeptionistin krank wird, springe ich schon mal ein.«
    »Dann kannten Sie Rebecca Langhorn auch?«, fragte Barbara.
    »Ja sicher, wir waren eng befreundet.« Sie schien zu erschaudern. »Tut mir Leid, mir wird immer noch ganz kalt, wenn ich daran denke, was mit ihr passiert ist. Sie wollen sicher mit meinem Mann sprechen.«
    »Also, wenn Sie nichts dagegen haben, dann würden wir gern auch mit Ihnen sprechen.«
    »Gut. Wenn Sie nichts dagegen haben, dass ich zwischendurch ans Telefon gehen muss.«
    Barbara verneinte, und sie und Kramer folgten Jenna Gerling hinter die Rezeption. Barbara nahm auf dem zweiten Stuhl Platz, Kramer lehnte sich

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