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Blutlied -1-

Blutlied -1-

Titel: Blutlied -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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mir sicher. Tagebuch und Großes Buch wurden getrennt voneinander aufgewahrt, wie Albert schreibt. Wusste Regus etwas von dem Tagebuch? Wir müssen davon ausgehen. Vermutlich war er auf der Suche danach, als er von Caroline überrascht wurde, damals, als sie die erste Nacht im Haus verbrachte.«
    »Und du hast es gefunden ...!«
    »Nach zwei Jahren Suche, Ludwig! Ein winziger Schnappmechanismus in einer Bodenfliese.«
    Ludwig schüttelte den Kopf. «Du bist ein Teufelskerl, mein Junge.«
    Frederic lächelte dankbar, auch über die persönliche Anrede, die der Butler nur selten gebrauchte: »Albert schrieb in sein Tagebuch, welche Pläne er hegte. Er schrieb, dass sein neues Dasein ihm völlig andere Welten eröffnete. Eines Tages bekam er Visionen.«
    »Visionen?«
    »Ja! Zuerst ging er strategisch vor. Er erfand eine Geschichte, erfand das Buch, erfand den Geweissagten. Und dann geschah etwas Seltsames: In Visionen wurde ihm der Geweissagte vorhergesagt. Albert war erschüttert, schien völlig durcheinander gewesen zu sein und schrieb, er begreife nicht, woher die Visionen kämen. Er halte sich nur noch für ein kleines Rädchen in einem großen Spiel. Er fragte sich, warum er auf diese ungeheuerliche Idee gekommen war, ein Vampir sein zu wollen. Und er erkannte, dass er nur ein Spielball einer höheren Macht gewesen war. Ich glaube, er hat geahnt, dass Regus ihn töten würde und er hat es nicht verhindert. Laut seines Tagebuches starb er als verbitterter und verzweifelter Mann. Er war eine Schachfigur in einem Spiel, das er nicht mehr kontrollieren konnte«, sagte Ludwig dumpf.
    »Und dieser Geweissagte bin ich?«
    »Ja ... Aber das ist noch nicht alles ...« Frederic blätterte und las:
    » Und es werden sein derer Zwei, die dem Dunkel entgegentreten. Ihre Schwingen werden überdecken das Böse. Ihre Liebe wird zerreißen den Hass! Sie werden vernichten die Sphäre des Blutes und gewinnen des Menschen Seele «.
    »Deren Zwei? Die dem Dunkel entgegentreten?«
    »Die sich den ... Vampiren stellen. Sie vernichten!« flüsterte Frederic.
    »Wer ist der Zweite?«
    »Schau dir die beiden Buchstaben an. Zweifellos ein Zeichen, fast schon ein Wappen«, tippte Frederic mit dem Zeigefinger auf eine Zeichnung. »Das Zeichen könnte selbstverständlich genauso gut Football Club bedeuten.«
    Ludwig biss sich auf die Unterlippe. »Zweifel sind Verräter, sie rauben uns, was wir gewinnen können, wenn wir nur einen Versuch wagen«
    »Shakespeare?«
    »Ja! Ich weiß aber nicht mehr, aus welchem Stück!«
    »Der Meister hat recht! Das Schicksal liegt nicht in der Hand des Zufalls, es liegt in deiner Hand, du sollst nicht darauf warten, du sollst es bezwingen.« Frederic lachte. »Zitat erinnert, Stelle ebenfalls vergessen!«
    »Angenommen, dieser Alptraum hat Substanz. Angenommen, wir beide sind noch halbwegs normal im Kopf. Wie also wird uns das Tagebuch helfen, Regus zur Strecke zu bringen?«
    Frederic lachte bitter. »Zuerst müssen wir Caroline zu uns holen. Ich glaube, deine Idee, eine Seance zu veranstalten, ist gar nicht so übel.«
    Ludwig nickte ruhig. »Also tun wir es.«
     

F und C
     
     
    Seancen, also spiritistische Sitzungen, galten als gruselige Belustigung an langweiligen Abenden. Zu allen Zeiten dieses Jahrhunderts begegneten sich Menschen, um über die Nutzung eines Mediums mit der Welt der Toten in Kontakt zu treten.
    Kaum ein Schriftsteller oder Intellektueller, der diese Erfahrung nicht gesucht hatte. Ob Dostojewski oder Dickens, sie alle hatten sich mit dem Übersinnlichen versucht. Kaum ein Haus in ganz England, in dem es keine Seancen gab. Manchmal wurden sie in Hinterzimmern abgehalten, manchmal galten sie als stillschweigender Höhepunkt der gesellschaftlichen Saison.
    Ludwig und Frederic wussten genau, dass sie für eine erfolgreiche Seance einen illustren Kreis nach Asburyhouse einladen mussten. Zu zweit oder zu dritt war die Wahrscheinlichkeit, mit dem Übernatürlichen in Kontakt zu treten, sehr gering. Außerdem benötigten sie ein Medium, wenn möglich das Beste. Nur ein erfolgreiches Medium trat in Kontakt mit dem Verstorbenen, kommunizierte mit ihm, entweder über Worte oder über das sogenannte Automatische Schreiben.
    Obwohl Seancen überall abgehalten wurden, galten sie als Geheimnis. Kein anerkanntes Mitglied der Society sprach zu einem anderen über das Erlebte. Die Medien wurden größtenteils anonym behandelt. So sehr es der allgemeinen Belustigung galt, so sehr wurden diese Stunden

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