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Blutlied -1-

Blutlied -1-

Titel: Blutlied -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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dann sah sie Frederic im Raum stehen. Hinter ihm hatte sich eine Klappe in der Wand geöffnet. Er hielt ein Buch an sich gedrückt. Er drehte sich um, klatschte das Buch auf den Schreibsekretär und öffnete es. Er schlug Seite nach Seite um, las, die nächste Seite, las. Dann schlug er mit der Faust auf die Tischplatte. Sein Kopf ruckte hoch. »Verdammt, Regus! Jetzt habe ich dich!«
    Das Gesicht des Mannes hatte vor Hass geglüht. Das versetzte sie in eine Schwingung, die sie fast zerriss. Sie hatte Frederic sich selbst und seinem Fund überlassen.
    Ludwig war erst spät in der Nacht von seinem Besuch zurückgekehrt. Da hatte Ludwig schon tief geschlafen, berauscht von seinem Erfolg und jeder Menge Schweineblut.
     

     
    Sie war neben ihrem Mann. Ihre Hand lag auf seinem Rücken.
    »Woher, um alles in der Welt, haben Sie das Tagebuch?« fragte Ludwig und hielt sich am Geländer fest.
    »Wir beide waren stets der Meinung, die Antwort müsse sich hier im Haus befinden. Diese Idee war zwar unlogisch und barg nur eine winzige Erfolgsaussicht, aber wir waren uns einig, die Existenz, die Schwingung von etwas ... zu spüren. Ich habe das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Wir haben das erste Jahr damit verbracht, es zu suchen und wir haben es nicht gefunden. Wir haben es als eine Idee abgetan. Als ein Phantasiegebilde. Es gab unendlich viele Tage und Nächte, in denen ich nichts anderes tat, als jeden Stein umzudrehen. Und endlich fand ich es, endlich! Gestern fand ich es!«
    Caroline schloss ihre Augen. Sie stellte sich vor, wie es sei, Frederic zu spüren. Nur einmal noch, einmal wollte sie sich an Frederic schmiegen. Nur einmal noch seine Lippen spüren. Ihm Trost spenden. Seine Tränen trocknen.
    Ludwig streckte die Hände nach dem Buch aus. Frederic reichte es ihm. »Und du sagst, das Buch könne uns helfen?«
    Frederic nickte. »Ja! Albert Ashbury, Carolines Onkel, war ein Gauner! Er strebte nach Unsterblichkeit. Und nach Macht. Zweifellos ein harter Bursche. Absolut kompromisslos! Er forderte die Gruppe der Vampire heraus. Er wollte gebissen werden. Er wollte ein Leben als Untoter führen. Er wusste, dass er die Vampire nur von innen heraus beherrschen würde, gäbe er ihnen, was sie sich wünschten. Sein Ziel war, ein Vampir zu sein, aber ein Mensch zu bleiben.«
    Frederic öffnete die Tür.
    Ludwig folgte ihm.
    Er schüttete Ludwig einen Drink ein. Sich selber bediente er aus einer Flasche mit Blut.
    »Er gab den Vampiren, was sie sich wünschten?«, fragte der Butler.
    »Er schenkte ihnen einen Mythos! Ganz schön gerissen! Er schenkte ihnen das Große Buch ! Noch gerissener! In seinem Tagebuch schreibt er, er habe einen Kaligraphen in der Londoner City damit beauftragt, das Buch geheimnisvoll und mythisch wirken zu lassen. Das Ergebnis scheint seinen Zweck erreicht zu haben. Ich vermute, es befindet sich jetzt im Besitz von Regus«, sagte Frederic und leerte das Glas. Er verzog angewidert das Gesicht. »Ein Sodawasser wäre mir lieber ...« Er fuhr fort: »Albert begab sich in ihre Hände, wurde einer von ihnen. Vampire halten sich für etwas Gott gleiches. Sie sind anfällig für Weissagungen und düstere Geheimnisse, um es ganz einfach auszudrücken. Onkel Albert konstruierte für diese Wesen eine neue Religion. Er schuf einen neuen Verkünder. Er stellte sich als dessen Prophet hin und man glaubte ihm, machte ihn zum Großmeister. Sein Geld – und darum ging es ihm - verdiente er durch den Einfluss seiner neuen Freunde. In vielen wirtschaftlichen Schlüsselpositionen finden sich Vampire. Wie wir inzwischen nur zu gut wissen, ist es ein Gerücht, dass Vampire bei Tageslicht nicht existieren können, nicht wahr?«
    »Sie sagen es ...«, knurrte Ludwig.
    »Innerlich blieb Albert stets ein Mensch. Er kontrollierte seine Gelüste bis zuletzt ... genauso wie ich es tue.«
    »... bis man ihn tötete!«
    »Ja!«, nickte Frederic. »Bis man ihn beiseite schaffte.«
    »Regus?«
    »Zweifellos! Regus hat Alberts Machenschaften schon lange skeptisch betrachtet. Er will die Herrschaft. Was ihm dazu fehlte, war das Buch. Ob er an das Buch glaubte oder nicht – er wusste, dass er dieses Artefakt benötigte, um seine Leute zu kontrollieren. Sie alle glauben an das Buch, verrückt, nicht wahr? Albert muss ein sehr beeindruckender Mann gewesen sein. Auch Regus hatte, wie alle anderen, nur daraus gehört . Nämlich das, was Albert vorlas. Er benötigt das Buch. Er tötete den Alten und nahm ihm das Große Buch ab, da bin ich

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