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Blutlied -1-

Blutlied -1-

Titel: Blutlied -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Kerzen. Jemand schrie auf. Das Medium heulte. Mit einem krachenden Laut fuhren Funken im Kamin hoch. Wie ein Gaslicht entzündeten sich die Scheite und das plötzlich erwachte Feuer tauchte die Szenerie in ein alptraumhaftes Licht.
    Caroline stieß sich von der Wand ab, stolperte nach vorne. Unter ihren Füßen war Holzboden. Sie stand. Sie spürte ihre Beine, ihren Körper. Sie machte zwei ungelenke Schritte nach vorne. Frederic sprang auf. Er breitete die Arme aus. Er umfing sie. Die anderen Teilnehmer der Seance sprangen hoch. Ein Stuhl fiel um. Das Medium brüllte Befehle.
    Caroline fand sich in Frederics Arm. Sie drückten sich aneinander.
    »Ich komme mit dir ...«, stöhnte Frederic. »Ich bleibe bei dir!«
    »Nein –das geht nicht«, sagte sie. Himmel, wie gut er roch. Wie gut es tat, ihn zu spüren. Ihn, den sie ewig lieben würde.
    »Dann töte ich mich«, keuchte Frederic. »Damit wir beieinander sind.«
    »Du bist unsterblich«, murmelte Caroline ganz leise, damit es die Anderen nicht hören konnten.
    Ihre Lippen waren sich ganz nahe. Nur dieser eine Kuss! Danach sehnte sie sich! Ihn noch einmal spüren, ganz nahe bei ihr...
    Im selben Moment implodierte Caroline Welt. Es gab einen grellen Lichtblitz, Funken sprühten, ihre Seele fing Feuer und sie fand sich wieder, wo sie gelegen hatte.
    Auf der Abdeckung des Kamins.
    Nebenan polternde Schritte, aufgeregte Stimmen, eine Tür schlug, etwas fiel auf die Fliesen, zerschellte genauso, wie Carolines Traum.
    Die Seance war beendet.
     

     
    »Ich habe die Schnauze voll!«, brüllte Frederic. Er schlug mit der Handfläche auf den Schachtisch, der in tausend Holzsplitter barst.
    »Du gebärdest dich wie Hamlet«, grollte Ludwig, der nun jede Distanz vermissen ließ. »Ungestüm, jung, unreif!«
    Frederic reckte sich. Er kniff die Augen zusammen und nickte. »Vermutlich hast du recht, Ludwig. Ich war einst ein überragender Anwalt. Ich war souverän und überlegt. Nun bin ich ein Nervenbündel. Aber verstehe doch – ich hielt sie in meinen Armen ...«
    »Himmel noch mal, ich weiß es!«, schnauzte Ludwig. »Aber es wird nicht besser dadurch, dass du es tausendmal wiederholst. Du weißt, dass sie bei dir ist. Sie hat es dir bestätigt. Sie ist auch – jetzt! – bei dir. Sie sieht dich.«
    »Du hast wie immer Recht. Es wird Zeit, etwas zu unternehmen. Regus versprach mir vor zwei Jahren, ich würde irgendwann stark genug sein, um zu ihm zu gehen. Stärker sogar als er, hatte er gesagt. Angenommen, das ist nun so, wird es Zeit, ihn zu suchen. Nun ist es soweit. Es wird Zeit, die Trübsal abzuschütteln. Es wird Zeit, dass ich mich der Weissagung stelle. Was immer auch geschehen wird, es muss jetzt sein.«
    »Das Tagebuch spricht von zwei Personen ...«
    »Ich weiß, mein Lieber!« Frederics Lippen waren zwei scharfe Linien.
    »Sir, Sie wollen alleine zu Regus? Sie wollen ihn alleine suchen? Ich weiß nicht, ob ich das gutheißen kann ... Sir!«
    »Ob einer oder zwei – Onkel Albert war ein cleverer Mann. Auch er war alleine. Ich bin sein Erbe? Sei’s drum! Ich werde mir Regus schnappen. Ich werde ihn vernichten. Ich werde den Mörder meiner Frau nicht ungeschoren davonkommen lassen. Danach wird man sehen, was geschieht.«
    »Warte noch ...« Ludwig machte eine entsprechende Geste. »Warte den heutigen Abend noch ab ... bitte!«
    »In Ordnung, Ludwig! Und du entscheide dich endlich mal, wie du mich ansprichst ...«
    Ludwig nickte und grinste.
    »Was hast du dir einfallen lassen?«
    »Wir erwarten Besuch.«
    »Wen?«
    »Madame deSoussa!«
    »Kenne ich nicht!«
    »Sie ist unsere letzte Chance ...«

Voodoo
     
     
    Madame deSoussa schob ihren Körper über die Türschwelle.
    Die Droschke rollte über den Kiesweg davon. Kühler Wind strich ins Asburyhouse.
    Madame deSoussa blieb stehen und blickte sich um. Ihre schwarzen filzigen Haare sahen aus wie Krähennester. Sie war eindeutig kreolischer Abstammung. Ihr flammendrotes Kleid, verfleckt zwar, dennoch imposant, leuchtete im Schein der Gaslampen. Sie war behängt mit Schmuck, der golden schimmerte, sich aber auf den zweiten Blick als Blech entpuppte. Eine an Fäden aufgereihte Knochengalerie wölbte sich über ihrem mächtigen Busen. Die Ohrläppchen wurden von glänzenden Ringen langgezogen.
    Ludwig trat zur Seite, machte eine Geste der Begrüßung und schloss die Tür. Er trat zum Kamin.
    »Mich habt ihr verdammten Kolonialisten nicht zum Christentum zwingen können!«, sagte sie mit lauter Stimme, die in der

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