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Blutlied -1-

Blutlied -1-

Titel: Blutlied -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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webte sich zusammen, schwang sich auf. Ein Hauch von Angst durchfuhr sie. In ihrer nichtmateriellen Sphäre kämpfte ihre Leib-Seele-Verbundenheit, eine geeignete Form für diese Empfindung zu erschaffen.
    Ich fühle Schmerz, fühle Lust - ich schmecke Süßes, rieche Rosenduft!
    »Ich werde nun die Kontemplation suchen ...«, hörte sie eine Frauenstimme sagen.
    Der Schmerz wurde fast unerträglich und Caroline jammerte still. Etwas riss an ihr, schob und stemmte sich gegen sie.
    Die Seance war im Gange. Sie schwebte über dem runden Tisch, an dem zwei ihr unbekannte Damen, Frederic, Ludwig und eine alte Frau saßen. Diese Frau schien das Medium zu sein, denn sie hatte die Handflächen auf den Tisch gelegt und murmelte mit geschlossenen Augen vor sich hin.
    Lediglich drei Kerzen beleuchtete die Szene.
    »Ich suche die Levitation – deine Levitation, Caroline Densmore, geborene Asbury, verwitwete Bailey. Im tiefen Raum des Körperlosen weilst du. Im tiefen Raum der Düsternis hegst du deine Zeit. Komme zu uns, spreche durch mich, zeige dich und gebe uns ein Zeichen.«
    Caroline huschte über die Kerzen. Ein Licht erlosch!
    Noch nie war es ihr gelungen, ihre Geistigkeit so direkt in die Realität strahlen zu lassen. Ungläubig betrachtete sie die erloschene Kerze. Das war sie gewesen. Noch einmal beugte sie sich hinunter und wieder erlosch eine Kerze. Die Gesichter der Teilnehmenden lagen im Dunkeln. Eine der Frauen ächzte.
    »Fasst euch an den Händen«, murmelte das Medium. So geschah es und ein Ruck ging durch Caroline. Vor ihr öffnete sich ein Fenster, eine Öffnung tat sich auf, weißes Licht strahlte herein, auf der gegenüberliegenden Seite wartete etwas auf sie. Aber was war das? Der Schmerz ließ nach, ihr wurde ganz leicht. Ein Gefühl der Liebe bemächtigte sich ihrer. Frederic! Ja, er war es, der sie rief. Sein Gesicht erstand vor ihr, sehr groß. Die langen Wimpern über die Augen gesenkt, was ihm etwas Demütiges gab, das schöne schmale Gesicht, die weiße Haut. Der geschlossene Mund mit den fein geschwungenen Lippen. Frederic! Er schwieg, öffnete seine Augen und tiefe Liebe sprach aus seinem Blick. Ein unhörbarer Ruf: Komme zurück zu mir! Caro! Befreie mich! Erhöre mich!
    Die Stimme des Mediums fasste Caroline an. Sie spürte die Berührung und ein Blitzschlag durchfuhr sie. Seit zwei Jahren hatte sie keinen Körperkontakt mehr gespürt, seit zwei Jahren verbrachte sie ihr Dasein in Körperlosigkeit und nun – schien alles anders zu sein. Alles veränderte sich. Ist es so, wenn man geboren wird? Wenn man den Mutterleib verlässt und den ersten trüben Blick in diese Welt wirft?
    Das Medium stöhnte.
    Frederic seufzte.
    Dann fuhren alle Köpfe herum.
    Und Caroline ahnte den Grund dafür. Sie sahen sie. Sie nahmen sie wahr. Sie erblickten ihren Geist. Caroline war anwesend.
    Das Medium heulte auf, sackte zusammen, trommelte auf den Tisch und wurde unversehens ganz ruhig. »Ich möchte deine Stimme hören ...«
    Frederic fuhr hoch. Die Hände hielten ihn auf seinem Sitz.
    »Caroline – meine Caroline«, stöhnte er.
    Caroline schwebte an ihn heran, ganz dicht, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Ihre Blicke trafen sich und erstmals, nachdem Regus sie getötet hatte, waren sie wieder beieinander. Caroline streckte ihre Finger aus und fuhr über Frederics Gesicht. Ihre Fingernerven jubilierten. Sein Gesicht war tränennass. Ja, er spürte sie. Zwischen ihnen schien die Zeit zu explodieren und gleichermaßen stillzustehen.
    Das Medium schwieg jetzt.
    »Seht ihr mich?«, fragte Caroline.
    »Ja, ja, ja«, hauchte Frederic. Die anderen nickten. In den Augen der Frauen funkelte Grauen und Entrückung. Ludwig lächelte still und passte auf, dass Frederic seine Hand nicht losließ.
    »Ich bin immer bei dir gewesen, mein Liebster«, flüsterte sie. Wie hörte man ihre Stimme? Als ein Wispern? Als Zischeln? Als Donnergrollen? »Ich habe dich nie verlassen, Frederic. Ich werde dich immer lieben!«
    »Dann – dann komme ich zu dir«, schluckte Frederic. Sein Kopf fuhr zum Medium herum. »Ich möchte sie umarmen. Was ist, wenn wir den Kontakt untereinander verlieren?«
    »Das Pneuma heiligt die Glaubenden. Selbst ihr Leib ist ein Tempel des Pneuma. Es bedeutet Freiheit von der Herrschaft der Sünde, des Todes ...«, sagte das Medium geheimnisvoll.
    Frederic riss sich los.
    Etwas schleudert Caroline zurück. Sie krachte an die Wand. Wie von Geisterhand entzündeten sich die erloschenen zwei

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