Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
beiden Axtschwinger einen unvorstellbaren Schaden beim Feind an, dennoch gingen sie oft zu viele Risiken ein, um sich gegenseitig in ihrem Kampfgeschick zu übertreffen. Die eine oder andere Narbe war ihnen schon geblieben. Und Malek wollte nicht dafür verantwortlich sein, wenn es einmal eine tödliche Wunde werden sollte. Lemok war da schon eher ein besonnener Zeitgenosse. Er trug außer seinem Ordensschwert einen handgeschnitzten Bogen aus feinster Königsfichte. Noch nie hatte Malek jemanden gesehen, der ein besserer Bogenschütze war als dieser junge Mann. Mit seinen zweiundzwanzig Sommern, die er auf dem Buckel hatte, machte er einen überrascht erwachsenen Eindruck. Während andere Soldaten seines Alters noch viel Unsinn trieben, konzentrierte er sich stets auf seine Aufgabe und fand auch in den ausweglosesten Situationen immer eine Lösung.
Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee von Mathir mir diese vier Soldaten mitzugeben. Wer weiß welche Gefahren noch vor uns liegen. Es ist ein beruhigender Gedanke zu wissen, dass meine Freunde mir zur Seite stehen.
„Also gut. Ich werde eure Hilfe nicht ausschlagen. Zwar liegt es nicht mehr in meiner Macht euch etwas zu befehlen, dennoch erwarte ich, dass ihr tut was ich sage. Unser Weg ist genauso ungewiss wie unser Schicksal. Ich muss mich darauf verlassen können, dass ihr meinen Anweisungen weiterhin Folge leisten werdet.“
Bolmar trat vor und umschloss die Runde der Krieger mit seinem eisernen Blick. Sein dicker Vollbart verlieh ihm das Aussehen eines grimmigen Graubären.
„Auch wenn wir dich nicht mehr „Gér“ nennen dürfen, unsere Loyalität ist ungebrochen. Du befiehlst, wir werden folgen!“
Jeder der vier Krieger packte den Griff seiner Waffe fester und bedeutete mit einem Kopfnicken seine Zustimmung. Mathir hatte sich während des Gespräches immer weiter zurückgezogen. Nun trat er erneut an die Gruppe heran und zog seinen Dolch aus der Scheide.
„In diesem, sowie im nächsten Leben, werdet ihr auf ewig mit den
Blutschwertern
verbunden sein. Eure Brüder und Schwestern werden stets an eurer Seite stehen. Bei meinem Blut schwöre ich, dass diese Bande niemals brechen werden!“
Mathir zog sich den Dolch in einer langsamen Bewegung über die Innenseite der Handfläche und ließ das hervorquellende Blut ungehindert fließen. Malek, Saba, Nissina, Lemok und Bolmar taten es ihm gleich. So wie sie sich im Kreis gegenüberstanden streckten sie ihre blutenden Hände aus und legten sie aufeinander. Feierlich begann Mathir ein Gebet zu sprechen.
„Oh Göttervater Zinakyl. Hier stehen wir und geloben uns ewige Verbundenheit. Unter deinem Himmel leisten wir den Blutschwur, der uns im Leben und im Tod vereinen soll. Segne deine Kinder mit dem Beistand der Götter und gebe ihnen die Kraft ihre Geschwister zu schützen und ihre Feinde zu zerschmettern.“
Die sechs Freunde sahen einander lange an, bevor sie im einvernehmlichen Schweigen auseinander gingen. Nur Malek und Mathir standen sich noch gegenüber und lächelten einander an.
„Dass ich einmal dein Nachfolger werde, hätte ich nie für möglich gehalten. Auf meine alten Tage erfahre ich noch die Ehre eines Gérs. Der Göttervater geht beizeiten wirklich seltsame Wege.“
„Du hast dir diesen Posten schon lange verdient, mein Freund. Nur dein loses Mundwerk den Höhergestellten gegenüber hat dich davon abgehalten. Doch hier, unter der Gnade Zinakyls und fern der Heimat, bestimme ich wer meine Nachfolge antritt. Sogar die Feldherren haben meine Entscheidung zu respektieren.“
Der beabsichtigte Händedruck zum Abschied verwandelte sich schnell in eine letzte Umarmung.
„Lebe wohl, mein Freund. Mögen deine Wege dich schnell zu uns zurückbringen.“
Malek schenkte seinem ehemaligen Berater ein gequältes Lächeln.
„Wie du schon sagtest. Die Wege des Göttervaters sind oft seltsam. Lebe wohl, mein Bruder.“
So gingen sie voneinander. Niemand warf mehr einen Blick zurück. Mathir zog mit den restlichen
Blutschwertern
gen Norden, um zur Küste zu gelangen. Dort sollte die
Sturmtaucher
unter dem Kommando von Rezzo dá Male sie erwarten und in die Heimat zurückbringen. Malek stand mit seinen langjährigen Kampfgefährten Saba, Lemok, Bolmar und Nissina an Alkeers Seite. Innerlich spürte jeder, dass der vor ihnen liegende Schwarzeschenwald ein dunkles Geheimnis verbarg. Eine unwirkliche Kälte ging von diesem Ort aus. Kein einziger Sonnenstrahl durchbrach das Blattwerk der stummen
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