Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
ließen. Als wäre ihm eine schwere Last abgenommen worden, richtete er sein Haupt zum Himmel und sprach ein stilles Gebet des Dankes an den Göttervater.
Alkeer stand an Mifars Trage und reichte ihm zum Abschied die Hand.
„Was wirst du tun wenn ihr wieder nach
Obaru
zurückkehrt? Heuerst du erneut als Ruderer auf einem Schiff an?“
Mifar dachte für einen kurzen Moment nach. Dann machte sich ein breites Grinsen in seinem Gesicht bemerkbar.
„Nein. Vom Rudern habe ich die Nase voll. Mein Bruder lebt auf
Obaru
und geht dort einem ehrlichen Handwerk nach. Vielleicht lässt er mich ja in das Geschäft mit einsteigen.“
„Und was ist das für ein Handwerk? Zimmermann? Schmied? Gerber?“
Mifar lächelte und entblößte dabei seine gelben Zähne.
„So ähnlich. Er vergräbt die Toten, spricht Gebete für sie und von Zeit zu Zeit bringt er ihnen auch ein kleines Liedchen zu Gehör.“
Alkeer verzog das Gesicht.
„Dein Bruder ist Totengräber?“
„Wie kommst du denn darauf? Er buddelt sie ja schließlich nicht aus, sondern ver-gräbt sie in der Erde. Er ist ein TotenVERgräber. Seit frühester Jugend geht Nassiehm nun schon dieser Arbeit nach. Ich glaube es wird höchste Zeit, dass ich in sein Geschäft mit einsteige.“ Mifar drückte Alkeers Hand fester und sah ihm tief in die Augen. „Ich wünsche dir nur das Beste für die Zukunft und hoffe sehr, dass du findest wonach du suchst. Lebe wohl, mein Freund.“
Alkeer musste sich zu einem freundschaftlichen Lächeln zwingen. Alles in ihm sehnte sich danach mit Mifar und den
Blutschwertern
zu reisen. Je länger er sich unter ihnen aufhielt, umso mehr spürte er den Druck wachsen, welcher auf ihm ruhte.
„Leb wohl“, war alles was er noch zum alten Ruderer sagen konnte, ehe er sich abwendete und Malek bedeutete, dass er am Rande des Schwarzeschenwaldes auf ihn warten würde.
Der ehemalige Gruppenführer schritt unterdessen mit Trimalia auf dem Grashügel nahe der Senke entlang und suchte noch immer nach ein paar Worten der Aufheiterung. In den Jahren, in denen sie zusammen gereist waren, hatte sich ein starkes Band zwischen ihnen gebildet. Tief in seinem Inneren hatte Malek immer gehofft eines Tages ein Leben in friedlicher Zweisamkeit mit ihr führen zu können.
„Mathir wird dich in den kommenden Tagen brauchen. Sei ihm eine Stütze und gib acht wenn er seine Wutanfälle hat. Als Anführer muss er nun daran denken einen kühlen Kopf zu bewahren.“
Trimalia nickte nur und versuchte dem suchenden Blick ihres heimlichen Verehrers auszuweichen.
„Ich werde ihm helfen so gut ich kann. Pass du nur auf dich auf und sieh zu, dass du so schnell wie möglich wieder zu deiner Truppe zurückkehrst. Mathir wird sich sonst noch an den Posten des Anführers gewöhnen.“
Malek blieb abrupt stehen und griff nach Trimalias Schulter. Sie drehte sich zu ihm hin und blieb wie versteinert stehen. Lange sahen sie sich einander an. Malek bewunderte ihre Haltung. Sie war eine Kriegerin durch und durch. Der durchtrainierte Körper, über den sich ihre braungebrannte sanfte Haut spannte und das wallende schwarze Haar fesselten ihn nach all den Jahren immer noch so, als wäre es das erste Mal, dass sie sich begegneten. Ihre Augen leuchteten in einem tiefen Grün, das ihn stets alle Sorgen vergessen ließ wenn er sie erblickte. Über ihrem Kürass trug sie die Schärpe der
Blutschwerter
. Sie lag eng an ihrem Körper und erlaubte der Fantasie die anzüglichsten Gedanken. Malek konnte ihren Duft riechen, der ihm vom Wind entgegen getragen wurde. Der Geruch von Kirschblüten und frischen Früchten mischte sich mit dem Aroma ihrer Haut und brachte ihn dazu vor Sehnsucht zu erschauern. Erst jetzt bemerkte er, dass er sie die ganze Zeit an der Schulter festhielt und löste daraufhin seinen Griff. Als er jedoch bemerkte, dass ein Anflug von Enttäuschung von Trimalia Besitz zu ergreifen schien, kam er ihr näher und nahm ihre Hand.
„Vertraue bitte nicht darauf, dass ich zurückkehren werde. Mein Schicksal wird sich jenseits deiner Welt entscheiden. Ich weiß nicht wohin mein Weg mich führen wird, aber mein Gefühl sagt mir, dass die Götter kein glückliches Ende für mich vorgesehen haben.“
Eine einzelne Träne ran an Trimalias Wange hinab. Die sonst so stolze Kämpferin verfügte nicht über die Kraft ihre Empfindungen für Malek länger zu verbergen.
„Ich habe dir niemals gesagt...“
„Du musst mir gar nichts sagen. Ich weiß es.“
Lange standen sie da und
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