Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Todfeinde. Die Pferdemänner haben nicht viel übrig für das magische Echsenvolk. Und den Sahlets geht es ähnlich mit den Zentauren. Warum die Götterboten ausgerechnet diese beiden für unsere Mission ausgesucht haben ist mir schleierhaft.“
Wieder einmal wurde Elrikh klar, wie wenig er bisher über die Völker
Berrás
wusste. Unterdessen gingen die Beleidigungen Rethikas weiter.
„Dein Volk lebt doch ansonsten nur von dem Tod anderer! Wie viele der Knochen, die du an deinem Leibe trägst, sind von Angehörigen meines Volkes, Echsenweib? Wie viele Krieger meines Stammes habt ihr hinterhältig in die Sümpfe gelockt, um sie dort im Moorland ertrinken zu lassen und später ihre Knochen für eure Hexengebräue zu zermahlen? Dein Volk hat keine Ehre!“
Elrikh und Draihn sahen einander an und rollten mit den Augen.
Das fängt ja gut an,
dachte sich Elrikh.
Das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel und diejenigen, die dazu bestimmt wurden das Böse abzuwenden, sind kurz davor sich die Köpfe einzuschlagen.
Jeden anderen hätte die Ansprache des Zentauren wahrscheinlich eingeschüchtert. Die Sahlet-Schamanin hingegen hielt dem Blick des Pferdemenschen stand und erwiderte sogar etwas auf seine Anfeindungen.
„Du sprichst von Ehre? Unter dir und deinesgleichen ist es üblich meine Art zu jagen und zu töten wenn ihr euren Ritus des Erwachsenwerdens abgeschlossen habt. Jeden Winter kommen Zentauren in die Wälder und vergießen das Blut der meinen um sich ihre Kriegsbemalung der Tapferkeit zu verdienen. Und auch anderen gegenüber seid ihr nicht gerade freundlich gesinnt. Ihr vertreibt jeden, der euch bei der Besiedlung der Steppen
Obarus
im Wege ist. Nur mit den Menschen habt ihr bisher jeden Krieg vermieden. Vermutlich weil die Geschäfte mit ihnen so lohnenswert sind. Glaubst du etwa ich wüsste nicht, dass die Zentauren für die Menschen Waffen schmieden und sich diese mit purem Gold aufwiegen lassen?“
Stolz reckte die Schamanin ihr Kinn nach oben. Elrikh erinnerte dies an seinen Besuch auf dem Stadtmarkt von
Inaros
. Dort gab es so genannte Schlangenbeschwörer. Sie spielten auf Flöten und Pfeifen und ließen auf diese Weise Giftschlangen vor sich hin und her tanzen. Zwar ähnelten die Sahlets eher Echsen als Schlangen, dennoch verleitete die schuppige grüne Haut zu diesem Vergleich.
„Ich fürchte mich nicht vor dir Pferdemann! Mit deinem Speer und deinem Dolch vermagst du mir nichts zu nehmen dessen ich mich nicht auch selbst entledigen könnte! Ich bin Rigga. Schamanin der Sahlet-Stämme des Nordens. Und in mir schlummern der Geist und die Macht unzähliger Magier, die seit tausenden von Jahren in dieser Welt gewandelt sind. Mit deinen Waffen kannst du vielleicht das Blut, welches in meinen Adern fließt, vergießen, doch mein Geist würde dich mit in den Tod reißen noch bevor mein Herz aufhört zu schlagen!“
Elrikh war wie gefesselt von diesem unwirklichen Anblick. So was hätte er sich auch in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Ein mächtiger Zentaurenkrieger und eine Sahlet-Schamanin, die sich herausfordernd gegenüberstanden. Auch wenn es ihrer Mission ganz und gar nicht zuträglich war, niemand konnte verneinen, dass dies ein unglaublicher Anblick war.
„Genug. Jetzt reicht es mir!“
Es war Draihn der die Fassung verlor. Erst vor kurzem hatte er nicht nur einige seiner treuesten Kameraden verloren, auch sein Bruder war unter den Opfern des Rantohr zu beklagen. Alle seine Waffenbrüder wären bereit gewesen für ein höheres Ziel zu sterben. Doch die Gruppe, welche nun vor ihm stand würde sich anscheinend eher gegenseitig umbringen, anstatt zusammenzuarbeiten.
„Wie kannst du es wagen…?“, setzte die Schamanin an. Jedoch fiel ihr der Mensch sofort wieder ins Wort.
„Wir sind hier weil eine höhere Macht uns dazu berufen hat die Welt vor ihrem Untergang zu bewahren. Und was macht ihr? Bewerft euch gegenseitig mit unausgegorenen Anschuldigungen die uns nicht im Geringsten weiterhelfen. Sollten wir es nicht schaffen zusammenzuarbeiten werden alle, die uns lieb und teuer sind, den Tod finden! Tausende von Menschen sind bereits tot! Sie fielen in einer Seeschlacht, die irgendwie mit diesem göttlichen Auftrag zu tun hat. Ich werde nicht zulassen, dass ihr Andenken entehrt wird, nur weil ihr der Meinung seid eure kleinen Streitigkeiten ausgerechnet jetzt austragen zu müssen!“
Rigga fühlte sich in ihrem Stolz verletzt. Sie wollte sich nicht von einem menschlichen
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