Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Brüder und Schwestern ihr Leben für meine Entscheidung verpfänden. Ich folge dem Weg, den mein Herz mir rät. Und wenn ihr ebenso für mich empfindet, wie ich für euch, dann achtet ihr meine Worte.“ Malek legte eine Hand auf die Schulter des zornigen Mathirs, sprach aber dennoch weiter zu der ganzen Gruppe. „Es stimmt, dass meine Entscheidung die
Blutschwerter
zu verlassen mit diesem Jungen zu tun hat. Doch es ist nicht der Trank einer Hexe, welcher mich diesen Schritt tun lässt. Der junge Alkeer hat seiner Bestimmung zu folgen.“ Zögernd blickte Malek in die Runde. „Und ich habe ihm zu folgen!“
Leises Tuscheln, welches sich schnell in laute Streitgespräche verwandelte, überkam nun den gesamten Kriegertrupp. Die Soldaten konnten einfach nicht fassen was sie da hörten. Ihr großer Anführer würde sie verlassen, um einem dahergelaufenem Jungen zu folgen, den niemand von ihnen vermisst hätte wenn er in den Fluten ertrunken wäre.
„Mathir!“, rief Malek so laut, dass alle sich wieder zu ihm wandten. „Du wirst meinen Platz als Anführer der
Blutschwerter
einnehmen. Führe deine Brüder und Schwestern auf sicheren Pfaden zurück in die Heimat und stehe ihnen zur Seite für die Zeit, welche der Göttervater dir gewährt!“
Da war er wieder. Der schmerzhaft traurige Gesichtsausdruck, den Mathir auch schon hatte als er von der Seeschlacht berichtete, bei der so viele ihrer Kameraden starben. Malek würde zwar nicht sterben, aber er würde kein Mitglied ihres Ordens mehr sein. Die Blutbände würden zerreißen.
„Es gibt Jüngere, die dir nachfolgen könnten. Ich bin zu alt, um noch Gruppenführer zu werden.“
„Alt? Nein. Erfahren? Ja. Die Truppe braucht deine Erfahrung, um diesen Ort sicher verlassen zu können. Und in der Zukunft braucht es jemanden, der es versteht sich um die Sorgen und Ängste zu kümmern, welche sie plagen. Tapferkeit und Kampfgeist steckt in allen von ihnen. Doch in Zeiten der Hilflosigkeit bedarf es jemanden, der ihnen ein Gefühl von Hoffnung geben kann. Du bist der einzige, welcher es vermag ihnen aus der Dunkelheit und der Angst zu helfen wenn die Zeiten schlechter werden. Und dass werden sie.“
Malek hielt Mathir die Hand zum Zeichen des Führungsabtrittes mit nach oben gerichteter Handfläche hin. Es war das Symbol dafür, dass er seinem Waffenbruder seinen Platz als Gruppenführer darbot. Zögerlich nahm dieser an und legte zum Zeichen der Rangübernahme seine geschlossene Faust in die offene Handfläche. Sie nickten sich gegenseitig zu und Malek sprach seine letzten Worte als Gér.
„Ihr seid Zeugen eines bedeutungsvollen Tages. Heute findet die Ernennung eines neuen Gérs der
Blutschwerter
statt. Von diesem Augenblick an bin ich nicht länger der Führer dieser stolzen Gemeinschaft. Nun soll Gér Mathir euer neuer Befehlshaber sein. Ich weiß, dass er diesen Rang mit Ehre und Pflichtgefühl innehaben wird. Viele Jahre hat er mir als Berater zur Seite gestanden. Ohne ihn wären die
Blutschwerter
nicht jene gefürchteten Krieger, die sie heute sind. Erweist ihm den gleichen Respekt, den ihr auch mir in all den Jahren entgegengebracht habt!“ Malek wandte sich an Mathir. „Ich frage dich nun, Mathir, Sohn von Juthana und Olmond, nimmst du den Platz des Gérs der
Blutschwerter
ein? Wirst du sie durch die Dunkelheit in das Licht führen? Ihr Leben stets über das deinige stellen und sie leiten in der letzten Schlacht der Menschheit?“
Stolz reckte Mathir das Kinn nach oben, blickte in die feierliche Runde und sank dann auf ein Knie herab.
„Ich schwöre es. Beim Blute meiner Ahnen und bei meiner Treue zum Göttervater Zinakyl. Sollte ich jemals meine Pflicht als Gér der
Blutschwerter
vergessen oder sie in Zeiten der Not im Stich lassen, soll mein Körper vom göttlichen Licht verbrannt werden und meine Seele im Nichts vergehen!“
Malek legte nun die Handfläche seiner anderen Hand auf die geschlossene Faust von Mathir. Der Nachfolgeritus war damit beendet.
„So sei es! Erhebe dich, Gér Mathir. Gruppenführer der
Blutschwerter
.“
Ein Jubel ging durch die Gruppe der Soldaten. Zwar fühlten sich einige immer noch überrumpelt von der Tatsache, dass Malek sie nun verlassen würde, aber dennoch wussten sie, dass Mathir der beste Nachfolger war, den es geben konnte. Sie alle würden ihm blind vertrauen und seinen Befehlen folgen.
Mit einem Gefühl der Erleichterung sah Malek, dass die Soldaten den neuen Anführer in ihre Mitte nahmen und hochleben
Weitere Kostenlose Bücher