Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
ihr Leid endlich vorbei war. Erst lange nachdem die Schreie verstummt waren und sich Sonne und Mond immer wieder am Himmel gezeigt hatten, wurde der Tod der Königin bekannt gegeben. Nach einiger Zeit wurden Gerüchte laut, der König hätte einen Heiler oder Soldaten damit beauftragt seine Frau von ihren Qualen zu erlösen. Andere behaupten er habe selbst die befreiende Klinge geführt. Kaum jemand glaubte noch an ein natürliches Dahinscheiden. Aber niemand wagte diesen Gedanken in Gesellschaft laut auszusprechen. Seit diesem Tage begann jene Veränderung, welche vorher nur langsam eingehalten hatte, schnell voranzuschreiten. Neue Gesetze wurden erlassen, welche die Bürger verschiedener Rechte beraubten. Zuerst waren es harmlose Schriften und Maßnahmen, die niemanden zu stören schienen. Doch mit der Zeit weiteten sich diese Erlasse aus und schränkten das Leben jedes Einzelnen ein. Viele gaben dem Tod der Königin die Schuld für diesen Wandel. Obwohl auch schon zu ihren Lebzeiten die militärische Aufrüstung im Lande zu spüren war und die Bündnisse mit alten Freunden zu verfallen begannen, verspürte niemand eine solche Hilflosigkeit wie in jener Zeit nach ihrem Ableben.
Ein Schatten fiel auf Tymae und ließ sie aus ihren Gedanken den Weg zurück in die Gegenwart finden. Es war Warek, der über ihr stand und sie mit ausdrucksloser Miene ansah.
„Wir werden die Schleuse bald erreicht haben. Es besteht die Möglichkeit, dass man in
Elamehr
schon von den Ereignissen der letzten Tage gehört hat. Selbst wenn wir die Schleusentore passieren können, ist dies noch keine Gewähr für einen Zutritt zum Hafen. Um auf alles vorbereitet zu sein hat Brook dá Cal ein paar Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Sollte man uns nicht in die Stadt einlassen, werden wir uns Pferde kaufen und zu den westlichen Klippen reiten. Dort soll es einen verborgenen Pfad geben, der hinab an die Küste führt. Es wird uns ein Boot erwarten welches uns zur
Wellenschneider
bringt. Dies ist jedoch nur ein Notfallplan. Wir müssen zuerst versuchen durch den Hafen zum Schiff zu kommen. Dá Cal und seine Mannschaft werden, selbst wenn sie eine vorläufige Erlaubnis zum Anlegen bekommen, nicht lange ankern können. Die Soldaten in
Elamehr
mögen keine Außenstehenden in ihrer Stadt.“
Misstrauisch beäugte ihn die Schattenelfe.
„Warum erzählst du mir das alles, Seemann? Bring mich einfach nur zu Brook. Über die möglichen Umwege musst du mich nicht informieren.“
„Ich erzähle dir dies für den Fall, dass mir und Kumasin etwas zustößt. Die Meldereiter der Valantarier sind schnell. Und wir beide sind bloß Menschen und keine Elfenkrieger.“ Warek deutete auf sich und seinen Freund. „Wir haben nicht die kämpferischen Fähigkeiten, welche du besitzt. Sollten wir aufgehalten werden und kämpfen müssen kann es sein, dass du danach auf dich alleine gestellt bist. Und deswegen solltest du wissen was in diesem Falle zu tun ist.“
Warek wusste nicht warum, aber er hatte an dieser Stelle auf ein paar aufbauende Worte der Kriegerin gewartet.
„Weißt du, für einen Menschen bist du sehr scharfsinnig. Andere würden nicht so einfach über ihren bevorstehenden Tod reden wie du.“
Für einen Augenblick glaubte Warek ein leichtes Schmunzeln auf dem Gesicht seiner Gegenüber zu bemerken.
Was heißt denn hier „bevorstehend“? Ich sagte „möglichen“ Tod. Dieses kaltherzige Miststück. Wären ein paar Worte des Zuspruchs wirklich zuviel verlangt?
Darum bemüht die Spitzfindigkeiten der Schattenelfe zu ignorieren lenkte Warek sich ab indem er Kumasin am Ruder ablöste. Das Segel des kleinen Bootes lag gut im Wind und brachte sie schnell voran. Lediglich das Manövrieren um die Felskanten herum erwies sich als nicht ganz ungefährlich. Der
Mia Strom
führte zwar Hochwasser, dennoch war die Fahrrinne des Flussbettes nicht sehr breit. Vor vielen Jahrhunderten wurde dieser Fluss angelegt, um es den Menschen zu ermöglichen besseren Handel mit lebensnotwendigen Dingen zu betreiben. Er sollte nur so breit sein, dass die Flöße und kleinen Fähren auf ihm fahren konnten. Doch nachdem die Herrscher merkten, dass die militärische Nutzung nicht allzu groß war, kümmerten sie sich nicht darum, dass die Fahrwege weiterhin frei und befahrbar blieben. So war es heute den erfahrenen Fährmännern vorbehalten auf dem Strom zu reisen. Eine der Kaufmannsgilden aus
Inaros
hatte früher einmal Arbeiter damit beauftragt für die problemlose Nutzung des
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