Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Tradition zu folgen und bis in alle Ewigkeit eine Tempelpriesterin zu sein. In ihr lockte stets der Ruf des Abenteuers. Melyna kämpfte im großen Trollkrieg und tötete dort etliche von Gegnern mit einer einzigen magischen Geste. Seit diesem Erlebnis schwor sie sich nie wieder von dieser Magie Gebrauch zu machen. Sie konnte beim beschwören des Zaubers die sterbenden Seelen der Trolle in ihrem Kopf hören. Das wollte sie nie wieder erleben. Seit dieser Zeit setzte sie ihre Magie nur noch ein, um zu heilen oder um eine Geistwanderung zu unternehmen. Elynos wusste, dass es seinen Freunden nicht leicht gefallen war gegen die Ordnung der Herrscher zu verstoßen und mit ihm zu reisen. Umso größer war seine Angst, einer von ihnen könne Schaden nehmen auf dieser Mission. Er hatte heute zum ersten Mal einen Elfen getötet. Die Tatsache, dass es sich dabei um eines der Schattenkinder handelte, änderte nichts an seinen gemischten Gefühlen. Einen bösartigen Feind im Krieg zu töten war eine Sache. Aber gegen Kinder des Göttervaters zu kämpfen stand im Gegensatz zu allem was er in sich selbst sah. Doch nun war nicht die Zeit um über Taten nachzudenken, welche nicht wieder rückgängig zu machen waren. Jetzt galt es, die Menschenkinder zu finden. Mit neuer Entschlossenheit blickte er seine Gefährten an.
„Lathivar. Du wirst mit dem Mensch voraus reiten und dafür Sorge tragen, dass er unbeschadet zur Küste gelangt! Insani begibt sich in den Wald und sucht die beiden Menschenkinder. Die Nacht bricht bereits herein und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich so lange draußen herumtreiben dürfen. Sie müssen in der Nähe sein.“
Mit einem mitleidigen Blick sah er zum Körper der toten Mutter.
Wie soll ich ihnen bloß erklären was hier passiert ist? Sie gehen in den Wald um Feuerholz zu schlagen oder um Nahrung zu sammeln und kehren zu einem zerstörten Heim und einer ermordeten Mutter zurück.
„Befay. Wir beide werden die Leichen der Schattenkinder beseitigen. Niemand darf sie hier finden. Wir legen sie auf den Karren welcher vor der Scheune steht und bringen sie zur Küste. Dort wird jemand sein der sich ihrer annimmt.“
Elynos ging in das Haus und sah sich um. Das Blut der ermordeten Menschenfrau hatte den Fußboden Rot getränkt. Er wollte das Haus in Brand stecken. Alle Spuren mussten restlos verschwinden. Vorher hielt er jedoch nach Dingen Ausschau, die für den Mann und seine Söhne von Bedeutung sein konnten.
Befay hatte bereits alle Leichname der Schattenkinder auf den Karren geladen, als Elynos immer noch das Haus durchsuchte. Einem Elf fiel es nicht schwer die Verstecke der Menschen zu finden. Ein Geheimfach unter ein paar Holzdielen oder hinter einem Bild an der Wand hätte er sofort erkannt. Doch nichts von dem was er erhoffte zu finden schien hier zu sein. Gerade als er aufgeben wollte fiel sein Blick auf eine verschließbare Holzschatulle, die unter dem Bett der Eltern hervorlugte. Elynos hob sie auf und besah sie sich genauer. Sie war nicht übermäßig groß, dafür aber ungewöhnlich schwer. Der Elf hatte nicht den Eindruck, dass der Inhalt aus Münzen oder etwas ähnlichem bestand. Das Holz der Schatulle war das eines alten Baumes, der auf
Obaru
nicht vorkam. Da war er sich sicher. Es war dunkelbraun und war an den Kanten mit schmalen, aber dicken Eisenplättchen verstärkt. Der abgerundete Deckel wies ein kompliziertes Muster auf, das mit blauer Farbe nachgezogen war. Vereinzelt waren goldene Symbole zu erkennen, die für Elynos nach einer ihm unbekannten Runenschrift aussahen. Der Übergang zwischen Deckel und Truhe wurde von Eisenbeschlägen verdeckt. Dies sollte anscheinend verhindern, dass sie jemand einfach aufhebeln könnte. Was dem Elfenkrieger jedoch am befremdlichsten erschien war das Schlüsselloch. Es gab nämlich keines. An seiner Stelle war ein tiefer runder Abdruck zu sehen, in dessen Mitte ein paar nicht zu deutende Unebenheiten zu sehen waren.
Hier bedarf es offenbar mehr als eines Schlüssels um sich Zugang zu verschaffen,
dachte sich Elynos. Bei dem Gedanken die Schatulle aufzubrechen verspürte er ein seltsames Kribbeln in den Fingerspitzen.
Magie. Das kann doch nicht sein. Die Truhe wurde mit elfischer Magie verschlossen. Wie kann es sein, dass diese Menschen ein solch…?
Wie ein Blitz traf ihn die Erkenntnis.
Kolahr! Alkeers Großvater wurde von meinem Volk mit der Gabe der Langlebigkeit gesegnet. Sollten sie ihm noch andere Fähigkeiten zum Geschenk gemacht
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