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Blutlinien - Koeln Krimi

Blutlinien - Koeln Krimi

Titel: Blutlinien - Koeln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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obwohl es Amerikaner gab, die er für sein Leben gern aß. Schon bei dem Gedanken an die dicke Zuckergussschicht lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Pech gehabt. Heute gab es Wichtigeres.
    Er musste seine Mutter erreichen, am besten vor dem Abendsilentium. Zwischen siebzehn und achtzehn Uhr war es den Internatsbewohnern untersagt, Telefonate zu führen. In dieser Zeit sollten alle ihre Handys, Computer oder Spiele ausschalten.
    Silentium bedeutete Stille, und zwar kategorisch. Silentium und kategorisch, diese beiden Wörter waren die meistbenutzten in diesem bescheuerten Internat.
    In Ausnahmefällen waren Telefongespräche natürlich erlaubt, Samuel hätte nur einen Ton sagen müssen, aber genau das wollte er vermeiden.
    Vier Monate lebte er jetzt hier, und sein Fazit war ernüchternd.
    Er vermisste Köln, seine Freunde, und ja, auch wenn er es nicht gerne zugab, er vermisste auch seine Mutter. Zum wiederholten Mal drückte er die Taste mit der Kurzwahl, auf der er ihre Nummer gespeichert hatte, aber sie nahm wieder nicht ab. Stattdessen lief diese beknackte Ansage. The person you have called …
    Durch das geöffnete Fenster hörte er Gelächter, Geschirrgeklapper und das Singen der Kleinen, die in der Sonne Gummitwist sprangen. Er ließ sich aufs Bett fallen und strich den langen Pony hinter die Ohren.
    Parallel drückte er die Kurzwahltaste. Wieder und wieder.
    Für dich bin ich Tag und Nacht erreichbar.
    Von wegen!
    Gelaber und leere Versprechungen. Darin war sie ganz große Klasse. Abgeschoben hatte sie ihn, fortgeschickt in die Einöde.
    Unterstaat lag einen Steinwurf von der Bergischen Schweiz entfernt. Die Waffeln, die es dort gab, waren super, aber das war auch schon alles. Samuel langweilte sich zwischen Wiesen, Feldern und den Fachwerkhäusern des Internats, in dem seiner Meinung nach überwiegend rückständige Kids lebten, die ihn ständig vollblubberten. Samuel, willst du Fußball spielen? Reiten? Für den Debattierklub üben? Hallo? Er wurde in zwei Wochen sechzehn und nicht neun.
    »Hey, Sammy, es gibt Kuchen.« Fiona hatte sich mal wieder angeschlichen, ihr rundes Grinsegesicht erschien im Fensterrahmen. Sie ging ihm so was von auf die Nerven.
    »Kommst du?«, fragte sie mit ihrer gellenden Stimme.
    »Keinen Bock.«
    »Aber du magst doch Kuchen so.«
    »Verzieh dich.«
    Wieso führten sich hier alle auf wie in Bullerbü?
    Mit Blick auf seine Armbanduhr wurde ihm klar, dass ihm die Zeit davonlief, und damit schwand die Möglichkeit, dass er seine Mutter erreichte. Und je häufiger er ihre Nummer wählte, ohne sie an die Strippe zu bekommen, umso wütender wurde er. Er tippte die Handynummer jetzt ohne Pause und steigerte sich immer mehr in Rage.
    »Shit! Verdammter!«, schrie er und sah, wie sich Fiona wegduckte. Impulsiv nahm er sein Kopfkissen, warf es durch das Fenster und hoffte, Fiona zu treffen.
    Er musste nachdenken, weil er große Scheiße gebaut hatte. Das passierte einfach so, da konnte er gar nichts machen. Nächtliches unerlaubtes Entfernen war hier eine große Sache, die Direktorin machte einen unheimlichen Wind deswegen. Dabei wusste sie nicht mal, dass er nach Köln getrampt war. Und was er dort gemacht hatte, behielt er bisher auch für sich. Seiner Mutter hätte er sich anvertraut, wenn sie endlich an dieses beknackte Handy gegangen wäre.
    Samuel wollte einfach nicht, dass ihm die Direktorin der Schule zuvorkam. Warum gab es hier auch tausend Regeln? Gäbe es die nicht, hätte er keinen »eklatanten Vertrauensbruch« begangen, so einfach war die Sache. Wie sich die alte Schulleiterin aufgeregt hatte und mit ihr das ganze verklemmte Kollegium. Unerlaubtes Entfernen vom Internatsgelände bei Nacht. Hu, welch schreckliches Vergehen. Asche auf sein Haupt.
    Er konnte wirklich nur den Kopf über das Theater schütteln, das die alte Ziege veranstaltete.
    Samuel, das ist kein adäquates Verhalten.
    So ein Scheiß, wenn er das schon hörte. Er hasste es, eine Sonderrolle zu spielen, und noch weniger mochte er es, wenn seine Mutter oder irgendwelche bekloppten Lehrer über ihn mit gedämpfter Stimme sprachen. Die Defizite seiner ersten Lebensjahre kann er ja kaum aufholen. Als adoptiertes Kind soll er die bestmögliche Erziehung genießen, damit ihm später wirklich alle Türen offen stehen.
    Wie ihn dieses pädagogische Gelaber ankotzte. Und seine Mutter konnte ihm auch gestohlen bleiben. Seine schlechten Leistungen waren nicht der Grund, warum er hier gelandet war. Zugeben würde sie das

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