Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutlinien - Koeln Krimi

Blutlinien - Koeln Krimi

Titel: Blutlinien - Koeln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
Vom Netzwerk:
nie. »Der Junge ist unberechenbar«, so lautete die offizielle Erklärung.
    Die Glocke der Schulkapelle begann zu läuten. Sämtliche Internatsbewohner stürmten ins Haus und verschwanden für eine Stunde von allen öffentlichen Plätzen. Auch sein Zimmergenosse kam herein, legte sich aufs Bett und schloss die Augen.
    Samuel mochte ihn nicht und ärgerte ihn, wann immer sich die Gelegenheit ergab.
    »Hey, Beckmann, Jakob hat erzählt, dass du auf Fiona stehst.«
    Aber zu Samuels Enttäuschung ließ sich der Streber nicht provozieren und legte lediglich einen Finger auf die Lippen.
    »Leck mich!« Samuel stemmte die Füße gegen die Wand und versuchte weiter, seine Mutter zu erreichen. Aber auch während des Silentiums hatte er kein Glück.

Köln-Nippes, Kuenstraße
    Das Überbringen von Todesnachrichten gehörte zum Unangenehmsten, was die Arbeit als Polizistin für Lou bereithielt. An der Tür eines ahnungslosen Angehörigen zu klingeln, ihn aus dem Alltag zu reißen und mit dem Unabänderlichen zu konfrontieren, wurde auch nach Jahren keine Gewohnheit. In diesem Fall war zusätzliches Fingerspitzengefühl gefragt. Eine der Halterfeststellungen führte zu Dr. Karina Marcks. Das musste längst noch nichts bedeuten. Aber zum einen parkte ihr Auto unmittelbar neben dem Fundort der Lebensmitteltüte, und zum anderen war die Ähnlichkeit zwischen dem Foto der Toten und dem Bild ihres Personalausweises aus dem Register des Einwohnermeldeamtes frappierend.
    Nach Sekunden, die endlos erschienen, ertönte der Türsummer, und die Kommissarinnen betraten den dunklen Treppenaufgang des Mietshauses.
    Im ersten Stock erwartete sie ein drahtiger, etwa vierzigjähriger Mann in Anzug und Krawatte.
    »Herr Thomas Marcks?«, fragte Lou vorsichtshalber.
    Anstelle einer Antwort reagierte er mit abschätzenden Blicken und einem kurzen Nicken.
    »Kriminalpolizei Köln«, sagte Lou und zeigte wie Maline ihren Ausweis.
    Marcks wich ein wenig zurück. »Ist was mit dem Jungen? Was hat er angestellt?«
    »Nichts«, sagte Lou schnell. »Können wir reinkommen?«
    Marcks ging vor in die Küche und blieb mitten im Raum stehen. Es roch nach Kaffee. Die Sonne schien durch geputzte Fenster. Ein Tisch, drei Stühle, Krimskrams, das rote Lämpchen eines DeLonghi-Kaffeeautomaten blinkte. An den Wänden hingen ungewöhnlich schöne Porträtaufnahmen von Menschen aus aller Welt.
    »Tolle Bilder«, bemerkte Maline.
    Marcks reagierte nicht.
    Am Retro-Kühlschrank hielten kleine Magneten eine Kinderzeichnung. Ein dreibeiniges Pferd fraß Gras. Lou spürte einen Kloß im Hals.
    »Was ist denn los?« Marcks fuhr sich durch die Haare und sah auf seine Armbanduhr. »Eigentlich muss ich dringend los.«
    Lou räusperte sich. »Herr Marcks, wir haben ein Tötungsdelikt und vermuten, dass es sich bei der betroffenen Person um Ihre Frau handeln könnte. Wir möchten Ihnen daher gerne ein Foto zeigen.«
    Maline gab ihm das Bild, das lediglich das Gesicht der Toten zeigte. »Ist sie das?«
    Marcks hielt das Foto, zitterte leicht, nickte und wurde blass.
    Geduldig behielt Lou ihn im Auge und wartete. Auf diese Nachricht reagierten Menschen sehr unterschiedlich. Schreie, Stille, Wutausbrüche, Grinsen, Aggression, Tränenbäche. Es war klug, abzuwarten und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
    Maline legte das leere Portemonnaie auf den Küchentisch, das die Kollegen bei der Leiche gefunden hatten. »Gehörte das Ihrer Frau?«
    Thomas Marcks griff danach, drückte es an die Brust und starrte Maline an. »Aber wie … was ist passiert …?«
    »Herr Marcks, es tut mir leid, aber wir gehen beim bisherigen Ermittlungsstand davon aus, dass Ihre Frau ermordet wurde.«
    Dieser Satz durchstieß endgültig Marcks’ Selbstbeherrschung. Er wankte und klammerte sich an die Kante der Spüle.
    »Was meinen Sie mit … ermordet?«
    »Die genauen Umstände müssen noch untersucht werden.«
    Er taumelte. Lou half ihm auf einen Stuhl.
    Maline reichte ihm ein Glas Wasser. »Sollen wir einen Arzt rufen oder einen Freund, eine Freundin?«
    Marcks trank einen Schluck. Beide Hände zitterten, ein Augenlid begann heftig zu zucken. »Nein, es geht schon.«
    Lou nahm Platz, während Maline an der Tür blieb. Minuten verstrichen. Sie warteten, bis Marcks das Gespräch von sich aus aufnahm.
    »Wissen Sie schon, wer meiner Frau das angetan hat?«, fragte er schließlich und suchte Lous Blick.
    »Wir haben gehofft, dass Sie uns weiterhelfen können.«
    »Sie ist ausgezogen … schon vor

Weitere Kostenlose Bücher