Blutlinien - Koeln Krimi
Neusser Straße
Die wenigen Schritte zur Bäckerei schaffte Maline am nächsten Morgen nur mit Mühe.
Michel legte in einer irrsinnigen Geschwindigkeit Teigrollen zu Zöpfen zusammen, einer so hübsch wie der andere.
»Wo ist Hanna?«, rief Maline, um den Lärm der Knetmaschine zu übertönen.
Michel zeigte über die Schulter und ließ sich nicht weiter stören.
Maline ging in den kleinen weiß gekachelten Raum und sah Hanna, die stehend Sahne auf Minitörtchen sprühte, die dicht an dicht auf einem Blech standen.
»Du meine Güte, wie siehst du denn aus? Komm, setz dich und trink einen Kaffee.« Hanna deutete mit dem Spritzbeutel auf eine Thermoskanne, die in einem Regal stand.
»Ich kann kaum aus den Augen gucken«, sagte Maline und berichtete Hanna von der nächtlichen Suchaktion und der Rettungsaktion um Dana.
Hanna legte den Spritzbeutel beiseite. »Das ist ja furchtbar! Wie geht es ihr denn?«
»Sie hat eine leichte Stichverletzung am Oberschenkel und viel Blut verloren«, sagte Maline. »Dazu hat sie einen heftigen Schlag auf den Kopf bekommen und war deshalb nicht bei Bewusstsein. Sie hätte sterben können, eine weitere Nacht im Freien hätte sie nicht überlebt. Wir wissen noch nicht, was passiert ist. Sie ist nicht ansprechbar.«
»Aber sie kommt durch, oder?«
»Ich will es hoffen.« Maline wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
»Und Lâle? Sie muss halb verrückt sein vor Sorge.«
»Zuerst mal ist sie natürlich erleichtert und weicht kaum von Danas Krankenbett. Ich werde mich, so gut ich kann, um sie kümmern. Morgen reist ihre Mutter an und wird darauf achten, dass Lâle sich nicht übernimmt.«
»Aber was vermutet ihr denn? Was war der Grund für den Überfall?«
»Wir können uns noch keinen Reim machen.« Maline schüttelte den Kopf. »Sicher ist, dass Dana bei ihren Eltern weggefahren und irgendwann am Rhein gelandet ist. Vielleicht ging es um Geld, und als sie nichts geben konnte, wurde zugestochen.«
»Hoffentlich verkraftet das Mädchen die Sache«, sagte Hanna nachdenklich. »Ich habe Dana bisher erst zweimal gesehen, aber auf mich wirkte sie immer so zerbrechlich.«
Maline nippte schweigend an ihrem Kaffee.
»Wilson hat mich gefragt, ob er mein Auto und den Anhänger bekommt.« Hanna wechselte das Thema, und Maline war ihr dankbar dafür. »Er hat für Frieda einen Motorroller besorgt, der allerdings nicht fährt. Offenbar besitzt Clemens irgendwo eine alte Garage, da will Wilson das Teil unterstellen und reparieren.«
»Echt?« Maline war angenehm überrascht. »Und? Leihst du ihm dein Auto?«
»Der Junge hat seinen Führerschein erst seit ein paar Monaten und keine Berechtigung, ein Auto mit Anhänger zu fahren. Und außerdem kann ich mich hier momentan kaum losreißen und …«
»Ich könnte Wilson fahren«, sagte Michel.
Maline zuckte zusammen, sie hatte ihn nicht kommen hören.
»Hast du mich erschreckt«, sagte auch Hanna.
»Sorry, das wollte ich nicht.« Michel schob seine mehlbestäubte Baseballkappe in den Nacken. »Ich bin fertig mit den Broten, wenn du willst, fahre ich jetzt die Brötchen ins St.-Agatha-Krankenhaus.«
»Damit bin ich heute dran«, sagte Hanna.
»Ich weiß, aber ich dachte, ich kann dir die Arbeit abnehmen.«
»Super. Danke.«
»Und wie gesagt, die Tour mit Wilson übernehme ich gerne, am besten gleich heute«, sagte Michel, bevor er sich zum Gehen wandte.
»Danke, das ist nett von dir«, rief Hanna ihm nach und fügte flüsternd hinzu: »Ich glaube, er will sich ein bisschen einschleimen.«
»Wieso?«
»Hier herrscht dicke Luft. Er ist zweimal zu spät zur Arbeit gekommen, und Kunden haben sich auch schon beschwert, weil er Brote nicht pünktlich geliefert hat.«
»Ach, ich dachte, er ist mit Leib und Seele bei der Sache?«
»War er auch«, flüsterte Hanna. »Ich weiß nicht, was mit ihm los ist.«
Maline stand auf. »Das PP steht Kopf. Unsere Serie ist noch längst nicht geklärt, und der Druck ist enorm. Aber wir kommen in unserer MK einfach nicht richtig weiter.«
»Wäre es nicht besser, wenn du dich mal so richtig ausschlafen würdest? Du siehst wirklich erbärmlich aus.«
»Geht leider nicht.«
Hanna brachte Maline zur Tür und drückte ihr eine Tüte mit Käsebrötchen in die Hand. »Ich habe gehört, das Marilyn Säuler und sein Partner auch Opfer dieses Killers geworden sind.«
»Komisch, viele Leute scheinen ihn gekannt zu haben. Ehrlich gesagt ist uns das nicht so recht. Dadurch ist die Aufmerksamkeit der
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