Blutlinien - Koeln Krimi
zu Clemens.
»Ich verziehe mich in die Ecke«, sagte er sofort, holte sein Smartphone hervor und steckte sich Ministöpsel in die Ohren. »Ich muss ein paar Nachrichten abhören, E-Mails checken und nebenbei kurz die Welt retten.«
Maline setzte sich vom Tisch neben Lous Bett. »Hat Ben dir von den beiden toten Männern in der Salzstraße berichtet?«, fragte sie leise.
»Er hat sie erwähnt.«
»In der Wohnung der beiden haben wir den blutigen Abdruck einer Profilsohle gefunden«, flüsterte Maline, »die keinem der Opfer zugeordnet werden kann.«
»Wie sah es am Tatort aus?«, fragte Lou.
Maline seufzte. »Schrecklich. Es sieht so aus, als hätte der Lebenspartner den Leichnam seines Freundes gebadet. Spurentechnisch ist die ganze Wohnung eine Katastrophe.«
Maline berichtete Lou von Cesare Salviatis Reise nach Venedig, von der Viktor ausführlich erzählt hatte.
Clemens stand auf und verschwand auf der Toilette.
»Das ist ja Wahnsinn«, sagte Lou. »Der Mann ist unterwegs, um Geld aufzutreiben, damit er die finanzielle Not abwenden kann, während sein Freund bei der Auflösung der gemeinsamen Wohnung ermordet wird?«
»Wir gehen davon aus, dass Cesare Salviati seinen Freund nach seiner Rückkehr aus Venedig tot in der leer geräumten Wohnung aufgefunden hat und völlig abgedreht ist.«
»Ermordet wurde also nur einer der beiden?«, fragte Lou.
»Ja, und die Art und Weise der Verletzungen trägt die Handschrift unseres Serientäters. Ich bin wirklich auf die Laboranalysen gespannt. Aber so oder so, es gibt eine weitere offensichtliche Übereinstimmung mit den anderen Morden: Marilyn Säulers Papiere wurden einige Wochen vor der Tat gestohlen.« Maline seufzte. »Ich mache mir Vorwürfe. Wären wir doch nur früher gekommen, vielleicht könnten beide noch leben. Andererseits … wir sind sofort in die Salzstraße gefahren, als wir die Adresse hatten.«
Lou legte Maline eine Hand auf den Arm. »Zerreißen kannst du dich auch nicht.«
Maline erzählte Lou von den Schlössern, die ein Unbekannter von der Hohenzollernbrücke entfernte.
»Was sagt Ben dazu?«, fragte Lou.
»Ich bin noch nicht dazu gekommen, es ihm zu erzählen, das mache ich morgen vor der Frühbesprechung.«
Clemens kam aus dem Bad zurück, setzte sich an den Tisch, steckte die Kopfhörer wieder ein und beachtete Lou und Maline nicht weiter. Kurz darauf erschien die Nachtschwester in der Tür und zeigte sich wenig erfreut über den späten Besuch, was Clemens nicht zu beeindrucken schien.
Maline hingegen stand sofort auf und zog ihre Lederjacke über. »Ich muss los und nachsehen, ob Frieda und Wilson das Haus nicht abgefackelt haben. Außerdem wartet Lâle auf mich.«
»Wo?«
»In deinem Haus, ich denke, Frieda hat sie reingelassen.«
»Die Kinder sind ins Bergische gefahren und bleiben zwei Nächte«, sagte Lou.
»Ach Mist, das hatte ich vergessen.« Malines Handy klingelte. Es war ein Kollege von der PI Nord. »Ich glaube, ich muss mich jetzt dringend um Lâle kümmern.«
Köln-Nippes, Gustav-Nachtigal-Straße
»Danke, dass du mich auf der Polizeiinspektion abgeholt hast«, sagte Lâle.
»Kein Problem. Lou hat gesagt, du kannst so lange hierbleiben, wie du möchtest.«
Maline setzte sich ans Fußende des Klappbetts, das sie gerade für Lâle aufgestellt hatte.
»Ich bin halb verrückt vor Angst«, sagte Lâle und begann wieder zu weinen. Ihre großen braunen Augen waren völlig verheult. »Wo kann Dana nur sein? Ich spüre, dass ihr etwas passiert ist! Wirklich, dafür haben alle Frauen in meiner Familie eine Antenne.«
»Aber …«
Das Display von Lâles Smartphone leuchtete auf. »Ich habe eine Nachricht bekommen.«
»Von wem?«
»Dana! Sie hat mir eine What’s App mit Standort zugeschickt. Endlich ein Lebenszeichen!«
Maline schaute aufs Display.
»Komisch«, sagte Lâle, streifte ihre Jeans über und band die schwarzen schulterlangen Haare schnell zu einem Pferdeschwanz zusammen. »Warum ruft sie mich nicht an?«
»Das ist wirklich höchst sonderbar«, sagte Maline.
»Egal!« Lâle strahlte und ihre Augen glänzten. »Immerhin hat sie sich gemeldet.«
Das sah Maline anders. Diese What’s-App-Nachricht bedeutete nur, dass jemand das Handy in Betrieb gesetzt hatte. Aber das würde sie Lâle nicht erzählen. Vielleicht war es ja wirklich die ersehnte Kontaktaufnahme.
Sie sah noch mal auf das Display. »Die Nachricht wurde in Stammheim abgesetzt, in der Moses-Heß-Straße.« Sie schnappte sich ihre
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