Blutlinien - Koeln Krimi
Maline.
»Wisst ihr, was komisch ist?«, sagte die Kollegin und beugte sich vor. »Im Zusammenhang mit den beiden Leichen fällt mir ein, dass es auf unserer Polizeiinspektion seit einiger Zeit Beschwerden hagelt. Irgendein Idiot geht anscheinend regelmäßig auf die Hohenzollernbrücke und schneidet Schlösser von den Eisengittern ab. Elf Anzeigen gegen unbekannt wurden in den letzten Wochen deswegen geschrieben.«
»Was hat das denn mit den Toten zu tun?«, fragte Chiara.
»Die Vorhängeschlösser gehörten ausnahmslos homosexuellen Paaren.«
Maline wollte etwas erwidern, sah aber in dem Moment Tom und Ben aus dem Gebäude kommen. Sie registrierten sie ebenfalls und kamen mit großen Schritten auf sie zu.
»Zwei tote Männer«, näselte Tom. »Mist, verdammt. Das wird wie ein Lauffeuer herumgehen.«
»Wieso? Ist denn schon sicher, dass unser Täter hier wieder zugeschlagen hat?«, fragte Maline.
»Klar ist noch gar nichts«, meinte Ben. »Aber laut Rechtsmediziner ist einer der Toten durch zwei Messerstiche gestorben, und wir lassen eine Schnellprobe von den Fingernägeln machen. Ehrlich gesagt habe ich wenig Hoffnung auf einen anderen Zusammenhang, auch wenn sich dieser Tatort sehr von den bisherigen unterscheidet. Es ist grauenvoll.«
Tom Lechners Handy klingelte. Er nahm ab und hörte mit gerunzelter Stirn zu. Dann hellte sich seine Miene auf.
»Die Kollegen aus Bonn haben den Mann, der auf Lou geschossen hat, auf einer Raststätte bei Stuttgart ausfindig gemacht«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte.
»Was?«, rief Maline. »Wie denn?«
»Durch eine Telefonüberwachung. Genaueres weiß ich auch noch nicht.« Er drehte sich zu Ben. »Ich muss ins Präsidium zurück, der Zugriff durch Spezialkräfte erfolgt in wenigen Minuten. Du regelst die Sache hier schon. Und denk dran, dich mit der Pressestelle abzustimmen. Die Medienvertreter werden uns ganz schön auf die Pelle rücken.«
Köln-Kalk, Evangelisches Krankenhaus, Buchforststraße
Lous Krankenzimmer glich einem Büro. Der Besuchertisch war zum Arbeitsplatz umfunktioniert. Neben einem Laptop stapelten sich Unterlagen. Auf dem Boden lagen Textmarker und große Papierbogen, die sie teilweise wild beschrieben hatte.
»Du meine Güte«, sagte Maline, begrüßte Clemens, der auf einem Besucherstuhl saß, und gab Lou einen Kuss auf die Wange. »Wer hat dir denn den ganzen Kram hergebracht? Wirklich, Lou. Du sollst dich doch erholen.«
»Die Krankenschwestern schimpfen auch schon. Aber ich kann doch nicht untätig sein, wenn ihr alle Hände voll zu tun habt. Außerdem geht es mir viel besser, jetzt, wo ich nicht mehr auf der Intensivstation liege.«
»Ist die Verlegung nicht etwas verfrüht?«
»Quatsch, letztlich habe ich doch nur einen Kratzer abbekommen.«
»Nein, wirklich, wie fühlst du dich?«
Maline räumte einige ungeöffnete Päckchen Klebezettel von einem Stuhl und legte sie auf den Tisch. »Ich habe übrigens Wilson dazu gebracht, dass er keine Post-its mehr schreibt.«
»Wie hast du das denn geschafft?«, fragte Lou und ließ sich in die Kissen fallen.
»Mit pädagogischem Sachverstand und Einfühlungsvermögen.« Maline grinste. »Hast du schon gehört? Sie haben den Mistkerl, der auf dich geschossen hat!«
»Ich kann euch sagen, mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.« Lou strahlte übers ganze Gesicht. »Schade nur, dass ich ihn nicht selbst stellen konnte. Ich hätte dem Kerl zu gern in die Augen geschaut.«
»Das fehlt gerade noch«, lachte Maline. »Der Typ kann froh sein, dass deine Kollegen die Sache übernommen haben.«
»Aber wie haben sie ihn aufgespürt?«, fragte Clemens.
Eigentlich verdanken wir die Festnahme der Angestellten einer Arztpraxis«, sagte Lou. »Der Typ hat sich da wegen seiner Schusswunde behandeln lassen, und das kam ihr merkwürdig vor. Erst hat sie noch gezögert, dann aber doch bei der Polizei angerufen.«
»Wie haben sie ihn dann ermittelt?«, fragte Clemens.
»Die Sprechstundenhilfe hat gesagt, dass der Typ mehrmals mit seinem Handy telefoniert hat, während er behandelt wurde.« Lou rückte ein Kissen zurecht. »Das reichte, um seine Nummer nachträglich herauszufinden und ihn schließlich zu orten. Der Zugriff auf der Raststätte glich wohl einem SEK -Einsatz, hat Ben eben am Telefon gesagt. Darüber wird bestimmt gleich in den Nachrichten berichtet.« Lou zog sich mit Hilfe der Plastiktriangel über ihrem Bett in eine bessere Sitzposition. »Und, was hast du Neues?«
Maline schaute von Lou
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