Blutlinien - Koeln Krimi
Medien jetzt natürlich noch größer.«
»Ich habe im Radio gehört, dass ein Kondolenzbuch in einem Beerdigungsinstitut ausliegt«, sagte Hanna. »Mal sehen, vielleicht gehe ich hin und schreibe etwas hinein. Es ist eine so schreckliche Geschichte, und Marilyn war ein toller Künstler.«
Köln-Kalk, Polizeipräsidium, Walter-Pauli-Ring
Vor dem Eingangsbereich des Polizeipräsidiums standen Übertragungswagen verschiedener Medien. Daneben hatte sich eine Handvoll Vertreter von Schwulen- und Lesbenverbänden postiert. Sie hielten Schilder hoch, auf denen »Stoppt den Homo-Killer!« und ähnliche Sprüche zu lesen waren. Maline wunderte sich, wie schnell sich die Menschen organisieren konnten, und betrat das Präsidium.
Die beiden Pförtner hinter dem lang gezogenen Tresen gaben mit versteinerten Mienen Auskunft. Professionell abweisend. Egal ob es sich um Medienvertreter oder Menschen handelte, die einen Termin hatten und mit den Geflogenheiten des Präsidiums nicht vertraut waren.
Maline mied die Kantine, verzichtete auf ihren obligatorischen Caffè Latte. Das Bistro war öffentlich zugänglich, und darin wimmelte es mit Sicherheit von Medienleuten. Wahrscheinlich befand sich Jasmin Klerk unter ihnen, und ihr wollte sie jetzt auf keinen Fall begegnen.
Auf dem Flur des KK 11 war die Hölle los. Kollegen eilten von Zimmer zu Zimmer, Telefone und Handys läuteten.
Bevor Maline ihr eigenes Büro erreichte, lief sie Ben über den Weg.
»Chloropren-Kautschuk unter Marilyn Säulers Fingernägeln«, sagte er im Gehen. »Gerade kam die Analyse per Fax.«
Malines Handy klingelte. Es war eine der Schwestern aus dem Pflegeheim. Sie hatte darum gebeten, angerufen zu werden, wenn es Probleme gab.
»Ihr Vater fragt ständig nach Ihnen und spricht die ganze Zeit von irgendwelchen Fotos. Er kennt kein anderes Thema und wird mitunter richtig böse.«
Maline versprach, so bald wie möglich vorbeizukommen.
Chiara saß im Büro und blickte sie aus verweinten Augen an.
»Was ist denn mit dir los?« Maline schloss die Tür.
»Cesare Salviati könnte noch leben, wenn ich mich mehr hinter die Sache geklemmt hätte.«
»Unsinn.« Maline reichte Chiara ein Taschentuch. »Mach dich nicht verrückt. Er wollte nicht mehr leben, ohne seinen Partner gab es für ihn keine Zukunft. Selbst wenn wir seinen Selbstmord verhindert hätten, dann hätte er es an einem anderen Tag noch einmal versucht.«
Chiara putzte sich die Nase.
»Solche Dinge passieren leider in unserem Beruf.« Maline legte einen Arm auf die Schulter der Praktikantin.
»Heute ist mein letzter Tag auf dieser Dienststelle. Den nächsten Praktikumsabschnitt absolviere ich bei der Polizeiinspektion in Chorweiler.«
»So hörst du dich gleich besser an.«
Chiara konnte schon wieder lächeln. »Ist eigentlich etwas bei der Sichtung der Supermarkt-Videobänder herausgekommen?«
»Negativ«, sagte Maline. »Bisher wurde Karina Marcks auf keinem Band gesehen. Im Prinzip kann sie ja auch überall eingekauft haben. Von dieser Spur erwarte ich nicht mehr viel.«
»Soll ich der Sache mit den Schlössern nachgehen, herausfinden, ob die bisherigen Opfer welche an der Brücke angebracht hatten?« Chiara schob ihre Brille zurecht.
»Gute Idee. Vielleicht hat der Täter sie dabei beobachtet, wie sie die Schlösser angebracht haben, und so als Opfer ausgesucht. Notfalls müssen wir die Hohenzollernbrücke observieren.«
* * *
Schneller als geplant werde ich meine Zelte in Köln abbrechen und weiterziehen. Heimisch wollte ich hier sowieso nicht werden, und woanders warten neue Herausforderungen.
Wieder verschwinde ich, hinterlasse Fragezeichen. Auch eine Frau muss ich zurücklassen, sie fängt an, mich zu mögen, aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Diese Gefühle gehen nicht tief.
Köln. Die Stadt könnte auch Babylon heißen und der Rhein Euphrat. Hoffnungslos unterwandert sind all die Rechtschaffenen von denen, die keine Berechtigung haben, aber sie sind eine unvorstellbare Größe. Ich komme mit Sicherheit wieder, muss das fortführen, was ich begonnen habe. Mein System wird mir helfen, wenn ich wieder da bin, egal, wie lange ich weg sein werde.
Marburg oder München. Beide Städte sind in der engeren Wahl. Ich war dort und habe mir die Linien angesehen und das Volk inspiziert. Es ist erschreckend: überall das gleiche Bild, Arbeit bis zum Abwinken.
Meine Blutspur zieht Kreise, und der Polizeiapparat bewegt sich schwerfällig, vielleicht bin ich auch einfach zu
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