Blutlust
treffen wollten.«
»Du machst mir Angst«, sagte Maggie.
»Gut«, antwortete Jane, als sie sah, dass auch Maggie ihren Schlagstock hervorkramte. Klack-klack-klack . »Lasst uns von hier verschwinden.«
Die Gestalt im Schatten kicherte leise – und die drei jungen Frauen fuhren herum.
»Zu spät, meine Süßen. Viel zu spät.« Reißzähne blitzten im Schein der Laterne.
Maggie schrie auf und wollte direkt losrennen, doch Jane hielt sie am Arm fest. »Wir müssen dicht zusammenbleiben.« Sie griff wieder in die Handtasche und holte einen kurzen Krummdolch hervor.
»Rückzug über den Weg, den wir gekommen sind.« Auch Britney hatte jetzt zwei Messer in den Fäusten. »Haut und stecht nach allem, was sich bewegt.«
Sie bildeten ein Dreieck, von dem aus sie in alle Richtungen schauen konnten, und gingen langsam in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
»Sollten wir nicht lieber rennen?«, fragte Maggie unsicher.
»Auf keinen Fall«, sagte Jane. »Wenn es ihnen gelingt, uns auseinanderzutreiben, schlachten sie uns einzeln ab wie Vieh.«
»Danke für den Tipp.« Das lüsterne Kichern schien jetzt von mehreren Seiten gleichzeitig zu kommen.
»Es ist nur einer«, bemerkte Britney trotzdem. »Es ist die gleiche Stimme wie eben.«
»Für euch drei reicht es«, knurrte die Gestalt im Schatten amüsiert.
Schritt um Schritt schlichen die drei durch die nur vereinzelt von Laternen unterbrochene Dunkelheit. Ihre Füße wirbelten dabei den Nebel auf.
»Oh, ihr hättet erleben sollen, wie dunkel es hier vor gerade noch 250 Jahren war«, flüsterte die Stimme, als hätte sie die Gedanken der drei gelesen. »Da gab es von New York City noch nicht mehr als die Battery, die Festung zwei Meilen südwestlich von hier. Und die Stadt hatte kaum mehr als 20 000 Einwohner. Damals hat sich kein Mensch bei Nacht nach draußen gewagt. Und ganz bestimmt nicht drei einsame Frauen mit nicht mehr bewaffnet als Stöckchen und Taschenmessern.«
»Hört nicht hin«, sagte Jane. »Er will euch nur Angst machen.«
»Mit Erfolg«, wimmerte Maggie leise.
»Je zivilisierter ihr Menschen werdet, umso dümmer werdet ihr«, sagte die Stimme, die schon wieder aus einer völlig anderen Richtung kam. »Ihr vergesst alles, was euch überhaupt erst die Chance gegeben hat, euch so weit zu entwickeln. Eure Vorfahren wussten, dass man uns nicht in die Quere kommen darf. Und ihr wollt uns jetzt auch noch jagen . Das ist lächerlich. Ihr habt keine Ahnung, womit ihr es wirklich zu tun habt.«
»Hört nicht hin«, sagte Jane noch einmal.
»Derjenigen von euch, die sich als Erste ergibt, werde ich die Chance geben zu verstehen«, flüsterte die Stimme verführerisch. »Ich werde sie zu einer von uns machen, und sie wird lernen, wer wir wirklich sind. Wie mächtig wir wirklich sind. Wie wir leben und wie wir herrschen. Die anderen beiden werde ich tatsächlich schlachten wie Vieh. Na, wer will zuerst?«
»Das ist nur ein Trick«, sagte Britney. »Er will uns trennen. Uns schwach machen.«
»Schwach machen ?« Die Stimme lachte auf. »Ihr seid schwach geboren. Aber eine von euch bekommt jetzt die Gelegenheit, das zu ändern. Für immer.«
»Nimm mich!«, rief Maggie und rannte los.
»Nein!«, schrie Jane ihr hinterher.
»Ich bin es leid, immer Angst haben zu müssen.«
»Er wird dich töten, Maggie!«
Inzwischen war Maggie gut zehn Meter von den anderen beiden entfernt. Jetzt hielt sie abrupt an, drehte sich zweifelnd zu ihren Freundinnen herum.
Jane und Britney wollten ihr entgegenlaufen.
»Aber er hat gesagt …«, wimmerte Maggie und schob eine ihrer blonden Locken aus der Stirn.
»Ich habe gelogen«, knurrte die Stimme von direkt neben Maggie, und das Letzte, das sie in ihrem noch so jungen Leben sah, war ein hochgewachsener, breitschultriger Schatten im Nebel, in dessen dunklem Gesicht Reißzähne aufblitzen.
Jane stolperte und fiel auf die Knie. Britney rannte alleine weiter in Richtung des leblosen Körpers. »Warte, Britney!«
Doch Britney hörte zu spät.
»Hallo, Britney!« Die Gestalt war wie aus dem Nichts direkt neben ihr aufgetaucht und grinste lüstern. »Ich brauche Blut. Ich habe mich heute Nacht ziemlich verausgabt.«
Jane sah aus der Entfernung, wie die große Gestalt Britney unter den Achseln packte und in die Luft hob. Seine Fangzähne bohrten sich in ihren Hals.
Er hielt sie fest wie eine wehrlose Puppe und fing damit an, sie auszusaugen. Dabei suchte sein gieriger Blick Jane – und er betrachtete sie mit
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