Blutlust
da, ohne sich zu mir herumzudrehen. Bewegungslos. Es war eine merkwürdige Spannung im Raum.
»Du hast für mich gelogen«, sagte er dann leise. »Du warst nicht die ganze Nacht wach.«
»Aber du warst die ganze Nacht bei mir«, sagte ich und trat von hinten an ihn heran. »Ich hätte es gespürt, wenn du gegangen wärst.« Der Traum war nichts weiter als ein Traum .
Jetzt drehte er sich zu mir herum, nahm meine Hände in seine. »Ich würde nie etwas tun, das dich in Gefahr bringt«, sagte er – und dabei verriet sein Blick, dass ihn irgendetwas irritierte.
»Das weiß ich, Max«, sagte ich und legte meine Hand an seine Wange.
Seine warme Stirn sank gegen meine. »Ich bin noch nie jemandem wie dir begegnet, Sinna. Ich habe auch noch nie für eine Frau empfunden, was ich für dich empfinde.«
Unwillkürlich entfuhr mir ein freudiges Quieken.
Er lachte auf. »Das ist mein Ernst.«
»Ich bin auch noch nie jemandem wie dir begegnet, Max«, sagte ich – jetzt wieder feierlicher. Trotzdem griff ich zugleich nach seiner Hose und öffnete sie.
Er küsste mich. »Wie kannst du jetzt nur an Sex denken?«, fragte er, aber er lächelte dabei.
Ich wusste es auch nicht. Die Wahrheit war: »Seit ich dich kenne, denke ich an fast nichts anderes mehr.«
Seine Hand packte mir unvermittelt zwischen die Schenkel – und wenn ich bis dahin schon halbwegs wieder bereit war, war ich es jetzt vollends. Er drückte einen Finger in mich, und ich grabschte nach seinem Schwanz.
»Fessle mich an einen der Balken, und nimm mich von hinten«, krächzte ich lüstern.
»Dein Wille geschehe, meine Dunkle Göttin.«
Und er geschah.
– Kapitel 9 –
Zweifel
Ich verließ die Wohnung vor Max.
Es war später Nachmittag. Als hätte ich mich in den vergangenen Stunden noch nicht genug bewegt, zog ich die Treppe dem Aufzug vor. Mein Gang war trotz Kratzern und Bissen überall und Muskelkater leicht und geschmeidig. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so kraftvoll gefühlt – so lebendig. Den Besuch der beiden Polizisten und dessen schrecklichen Anlass hatte ich tatsächlich fast schon wieder vergessen. Mein Gehirn arbeitete auf einer niedrigen, aber glücklichen Flatline. Alles, woran ich zur Zeit denken konnte, war Sex mit Max. Den vergangenen und den künftigen; den nächsten davon hoffentlich schon ganz bald wieder.
Da erklangen auf einmal andere Schritte von hinter mir, und jemand sagte. »Sinna?«
Ich drehte mich überrascht nach oben. Es war Carla.
Sie trug ein leichtes Kleidchen und sah darin fast aus wie ein Highschool-Mädchen. Extrem, wie die Frau allein mit der Wahl ihrer Klamotten ihren Look verändern konnte.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich sie irritiert.
Auch sie blickte erstaunt und kam die letzten Stufen herab zu mir.
»Ich wohne hier«, sagte sie. Dann sog sie – mir schien eilig – die Luft ein, so, als ob sie witterte. »Du riechst nach Sex mit Max. O Gott, doch schon so schnell.«
Ich hatte ausgiebig geduscht. Wie zur Hölle konnte sie das riechen? Oder zog sie nur eine Show ab, um mich aus der Reserve zu locken? Weil, wenn ich jetzt aus Max’ Wohnung kam, war es nach unserem Gespräch gestern in der Mall ja wohl ziemlich klar, dass wir Sex gehabt hatten.
Und was meinte sie mit »schnell«? Ich hatte drei verdammt lange Tage darauf gewartet.
»Hat er dich gebissen?« Sie tat einen raschen Schritt vor und zog den Kragen meiner Bluse beiseite. Erleichtert atmete sie aus. »Dem Himmel sei Dank! Nur Knutschflecke.«
»Du wohnst hier? Bei Max?« Ich war in mehr als einer Hinsicht irritiert.
Sie lachte. Ihre Besorgnis von eben war schlagartig verschwunden.
»Nein. Nicht bei Max«, sagte sie. »Zwei Stockwerke darüber. Dank Papas Großzügigkeit. Und, nein, ich bin nicht nach Max hier eingezogen, um ihn zu stalken. Wir haben uns hier im Haus kennengelernt.«
Dabei verfinsterte sich ihr Gesicht wieder. »Du hast Glück, dass er dich nicht wirklich gebissen hat.«
»Er hat mich gebissen«, sagte ich – und ärgerte mich darüber, dass es trotzig klang; ganz so, als wollte ich damit mein Claim auf Max Carla gegenüber abstecken.
»An dir geknabbert, vielleicht, ja«, sagte Carla einräumend. »Aber er hat keines seiner perversen Sex-Spiele mit dir gespielt. Ich frage mich ernsthaft, ob Max weich wird auf seine alten Tage.«
Langsam ging sie mir wieder auf die Nerven wie neulich im Park. Ich musste daran denken, was Max gestern Nacht über sie gesagt hatte.
»Lass mich in Ruhe, Carla. Wenn sich
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