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Blutlust

Blutlust

Titel: Blutlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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quetschten.
    Die beiden lächelten mich an, und als sich dabei ihre Lippen öffneten, konnte ich auch ihre langen Reißzähne erkennen.
    »Dürfen wir auch mal naschen?«, fragte der Rotschopf und griff nach meiner Brust.
    Jemand knurrte sie an – tief und aggressiv, fast raubtierhaft –, und sie machte einen erschrockenen Satz zurück. Erst als ihre angstgeweiteten Augen nicht aufhörten, mich zu fixieren, merkte ich, dass ich es gewesen war, die sie angeknurrt hatte.
    Ich?
    Ich hatte noch nie jemanden angeknurrt!
    Auch die anderen drei hatten einen Schritt zurück gemacht. Plötzlicher Respekt in ihren Blicken. Aber nur für einen kurzen, flüchtigen Moment. Dann kamen sie wieder näher.
    »Carla hat bestimmt nichts dagegen, wenn wir ein bisschen mit ihr spielen«, sagte Caligula. Jetzt sah ich auch seine Reißzähne.
    Ich bekam es mit der Angst zu tun.
    Angst ist nur gefährlich, wenn sie lähmt , sagte meine innere Stimme.
    Ich richtete mich auf und behauptete, so kühl ich konnte: »Oh, Carla hätte jede Menge dagegen. Seid euch dessen sicher.«
    Cyrus leckte sich die Lippen. Der Rotschopf stand jetzt neben ihm, griff ihm zwischen die Schenkel und massierte ihn.
    »Ich hab Hunger«, gurrte sie.
    So absurd mir die Situation erschien, so real war sie. Ich war hierhergekommen, um bei Carla Hilfe und Rat zu finden. Jetzt steckte ich noch tiefer in der Bredouille als zuvor. Die vier sahen aus, als würden sie jeden Moment über mich herfallen. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob sie mich ›nur‹ vergewaltigen wollten oder aussaugen. Ihre Reißzahnaufsätze wirkten echter und stabiler, als es mir lieb war.
    Dann geschah etwas noch viel Seltsameres.
    Mit einem aggressiven Fauchen und ohne jede Vorwarnung sprang die Asiatin vor – die langen Zähne gebleckt, die Fingerspitzen wie Krallen nach mir ausgestreckt. Und … überraschenderweise sprang ich ihr entgegen – ebenfalls fauchend. Doch bevor ich auf sie traf, stoppte sie … und machte, wie der Rotschopf eben, augenblicklich einen weiten Satz zurück. Sie beobachtete mich argwöhnisch mit ihren dunklen Mandelaugen.
    Hatte ich gerade eben gefaucht und war ihr entgegengesprungen?
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Irgendwie schien es, als würden meine Instinkte die Kontrolle übernehmen.
    Seltsame Instinkte. Fast animalische Instinkte.
    Ich verspürte den merkwürdig starken Drang, ja fast einen Trieb, irgendwem den Kopf abzureißen. Hatte mich die Anspannung der vergangenen Stunden überschnappen lassen, oder war ich nur Opfer eines bis zum Überlaufen hochgeschossenen Adrenalinpegels?
    »Carla hat uns gewarnt, sie sei gefährlicher, als sie aussieht«, grinste Cyrus. »Aber wir sind zu viert. Da müsste es uns doch gelingen, ein Tröpfchen oder zwei ihres einzigartigen Blutes zu zapfen.«
    Da war sie wieder – diese Anspielung auf meine ›Einzigartigkeit‹. Was am ersten Abend mit Max noch nach einem besonders wunderbaren Kompliment geklungen hatte, schien mich jetzt wie ein Fluch zu verfolgen. Ich war nicht einzigartig – und mittlerweile wünschte ich mir, es würde mich auch niemand dafür halten.
    Ich war hierher nach New York gekommen, um zu studieren – und kaum ein paar Tage nach meiner Ankunft steckte ich im tiefsten Schlamassel, den ich mir vorstellen konnte. Keine Ahnung, wie ich da hatte hineingeraten können.
    Sie umkreisten mich, und ich sah an ihren entschlossenen Blicken, dass es zu einem Kampf kommen würde … falls ich mich wehren würde.
    War es vielleicht klüger, mich nicht zu wehren? Sie tun zu lassen, was sie vorhatten? Käme ich dadurch heiler aus der Sache heraus? Auf jeden Fall würde ich Carla dafür zur Rechenschaft ziehen, mich hierhergeschickt zu haben. Oder hatte sie vielleicht gar keine Ahnung davon, dass ihre ›Pets‹ genau so abgedreht waren wie Max, wenn nicht noch abgedrehter?
    Aber auch wenn ich kurz überlegte, mich jetzt zunächst nicht zu wehren, begehrte alles in mir dagegen auf, mich kampflos in mein Schicksal zu ergeben. Meine Muskeln spannten sich ganz von selbst an, und ich ging in Angriffsposition.
    Seltsamerweise fühlte ich mich dabei plötzlich so lebendig wie sonst nur beim Sex. Ich konnte jede Faser meines Körpers spüren, und meine Sinne waren schärfer als je zuvor. Ich bildete mir sogar ein, ihre Herzen schlagen zu hören – und sie schlugen schnell.
    Bereit .
    Ihre Blicke suchten einander. Irgendwie schienen sie darüber zu kommunizieren. Ich bekam das Gefühl, dass sie gewohnt waren,

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