Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
großer, aber billiger Fernseher, noch billigere Stereoanlage und Hunderte von CDs. Selbst gerahmte Bilder hingen an den Wänden und waren über die Regalbretter aus Pressspan verteilt. Weibliche Noten gab es nur vereinzelt, wie Farbtupfer. Das Opfer hatte hier noch nicht lange gelebt.
    Ivy atmete tief durch, witterte die Wut, die noch in der Luft hing, ein unsichtbarer Wegweiser, der mit der Sonne verschwinden würde. Sie folgte dem Geruch von Blut ins Bad. Ein roter Handabdruck war am Rand der Toilette zu sehen und es gab mehrere Spuren auf der Badewanne und dem Vorhang. Jemand hatte sich seinen Kopf an der Badewanne aufgeschlagen. Die pinkfarbene Glühbirne tauchte alles in ein unwirkliches Licht. Ivy schaltete mit dem Ende ihres Bleistiftes den Ventilator ab und erinnerte sich selbst daran, Rat zu sagen, dass sie das getan hatte.
    Das sanfte Brummen stoppte. In der einsetzenden Stille konnte sie leise Gespräche und die Lachkonserven einer Sitcom aus einer benachbarten Wohnung hören. Arts zufriedene Stimme drang aus dem Flur, und Ivys Blutdruck stieg an. Rat hatte gesagt, dass der Mann seine Frau erwürgt
hatte. Sie hatte schon Schlimmeres gesehen. Und obwohl er ihr nicht gesagt hatte, wo sie die Leiche gefunden hatten, drang fast spürbare Wut über die Türschwelle des Schlafzimmers. Das Schloss war vor kurzem aufgebrochen, dann aber wieder repariert worden.
    Ivy berührte den versteckten Schaden mit einem Finger. Das Schlafzimmer zeigte dieselbe Mischung aus nachlässigem Junggesellen und junger Frau, die sich mit wenig Geld Mühe gibt. Billige Rüschenkissen, pinkfarbene Spitze über hässlichen Lampenschirmen, dicker Staub auf den Metalljalousien, die nie hochgezogen wurden. Kein Blut außer ein paar Flecken, und die stammten wahrscheinlich vom Verdächtigen. Hübsche Kleider in Pink und Weiß lagen auf Bett und Boden verteilt und der Schrank war leer. Sie hatte versucht, ihn zu verlassen. Ein schwarzer Fernseher stand in einer Ecke, die Fernbedienung lag zerbrochen unter einer Dulle in der Wand, die nach Pflaster roch.Auf dem Teppich lagen Rats Karte und ein Foto der Frau, verdreht auf dem Boden neben dem Bett.
    Ivy zwang sich, die Zähne voneinander zu lösen, und sog die Luft tief in sich auf. Sie las den Raum, als hätten die Gefühle der letzten paar Stunden ein Aquarellbild gemalt. Jeder Vampir konnte das.
    Der Mann im Streifenwagen hatte die Frau verletzt, ihr panische Angst gemacht und sie zusammengeschlagen, und ihre Magie hatte ihn nicht aufgehalten. Sie war hier gestorben und der berauschende Duft ihrer Angst und seiner Wut löste eine verstörende und nicht ganz unwillkommene Blutlust in Ivy aus. Ihre Fingerspitzen schmerzten, und ihr Hals schien zuzuschwellen.

    Das Geräusch von Arts schlurfenden Schritten war fast schmerzhaft für ihre angespannten Sinne. Ein Adrenalinstoß schoss in ihre Adern. Mit nur halbgeöffneten Augen drehte sie sich um und legte einen verführerischen Schwung in ihre Hüften. Arts Pupillen waren fast vollständig erweitert. Offensichtlich sprachen die Angst des Mannes draußen und die Gefühlsechos, die noch in diesem Raum widerhallten, seine Instinkte an. Vielleicht arbeitete er deswegen weiter im Morddezernat. Konnte der hübsche Mann vielleicht seine Reißzähne nicht ohne ein wenig Hilfe versenken?
    »Ivy«, sagte er, und seine Stimme jagte wieder einen Schauder über sie, während sie gleichzeitig spürte, wie ihre Pupillen sich erweiterten. » Ich rufe die Spurensicherung, nicht du.«
    Ivy veränderte ihre Haltung und machte einen Schritt zur Seite, um dafür zu sorgen, dass er nicht zwischen ihr und der Tür stand. »Du warst zu sehr damit beschäftigt, dir über der Angst des Verdächtigen einen runterzuholen«, sagte sie. Sie bewegte sich, als wollte sie gehen, weil sie genau wusste, dass das arme Opfer zu spielen seine Blutlust auslösen würde. Wie erwartet wurden Arts Pupillen größer, schwärzer. Sie fühlte ihn hinter sich, fast als würde sie gegen ihn gedrückt. Er zog sie in einen Bann, noch nicht richtig, aber er verstärkte seine vampirische Präsenz.
    Art packte herrisch und besitzergreifend ihren Arm. Spielerisch tat sie so, als wolle sie sich ihm entziehen, bis er sie fester packte. » Ich rufe die Spurensicherung«, wiederholte er mit gefährlich leiser Stimme.
    »Was ist los, Art?«, fragte sie träge und zog ihr Handgelenk zusammen mit seiner Hand an ihre Brust. »Magst du
keine Frauen, die denken?« Hitze schoss durch ihren Körper. Sie

Weitere Kostenlose Bücher