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Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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sich nicht lächerlich machen sollen, indem sie versuchte, einer Eingebung zu folgen. Wegen ihrer Fehleinschätzung hatte Art sie jetzt am Genick. Es würde unmöglich sein, ihm den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen. Vielleicht konnte sie sich mit Recherche über Banshees beschäftigen. Die Akten wurden in den oberen Stockwerken aufbewahrt. Art würde ihr vielleicht folgen, aber das Inderlanderverhältnis da oben tendierte überwiegend zu Hexen und Werwölfen. Also waren dort oben nicht nur die Pheromonlevel geringer, sondern es war auch einfacher, früher nach Hause zu gehen, weil der gesamte überirdisch liegende Teil des Hochhauses sich um Mitternacht leerte. Hexen und Werwölfe arbeiteten Schichten von drei Uhr bis Mitternacht. Nur in den unterirdischen Büros wurde nach dem sich jahreszeitlich verschiebenden Sonnenuntergang-bis-Sonnenaufgang-Schema gearbeitet.
    Wein , dachte sie und zwang sich dazu, selbstbewusst und unbesorgt zu wirken, als sie auf der Schwelle des Apartmenthauses stand und feststellte, dass der erste Nachrichtenwagen bereits angekommen war. Sie würde auf dem Heimweg zwei Flaschen Wein holen, damit Kisten betrunken genug war, um sich nicht darum zu kümmern, wenn sie ihn verletzte.

3

    Trotz ihrer Vorsätze, um Mitternacht zu gehen, war die Sonne bereits aufgegangen, als Ivy auf ihrer Maschine durch den morgendlichen Berufsverkehr glitt, auf dem Weg ins Hafenviertel und zu dem weitläufigen Apartment über Piscarys Restaurant, das sie und Kisten sich teilten. Dass sie für die Truppe arbeitete, die den Untergrund überwachte, den Piscary kontrollierte, war nicht überraschend oder unabsichtlich, sondern besonnene Planung. Obwohl er nicht auf der Gehaltsliste stand, lenkte Piscary die I.S. über ein kompliziertes System aus Gefälligkeiten. Er musste sich trotzdem an die Gesetze halten – oder zumindest durfte er sich nicht dabei erwischen lassen, wie er sie brach –, sonst würde er in den Knast wandern wie jeder andere auch. Ivy stellte sich immer vor, dass Camelot wahrscheinlich ungefähr so funktioniert hatte.
    Ihre Mutter hatte bis zu ihrem Tod ganz oben in der I.S.-Hierarchie gearbeitet, und Ivy wusste, dass sie und Piscary sie genau dort haben wollten. Piscary beschäftigte sich mit Glücksspiel und Personenschutz – auf dem Papier beides legale Wege, sein Geld zu machen –, und der Meistervampir war schlau genug, sie nicht in eine Position zu bringen, wo sie sich zwischen dem, was sie tun
wollte und dem, was ihr Job von ihr verlangte, entscheiden musste. So übel war die Korruption.
    Oder so gut , dachte Ivy und kontrollierte, ob der Kerl hinter ihr sie auch bemerkt hatte, bevor sie abbremste und nach links auf den Parkplatz des Restaurants abbog. Hätte es nicht die Drohung gegeben, dass Piscary sich auf seine Art um aggressive Vamps kümmerte, wäre die I.S. nicht in der Lage gewesen, die Situation zu beherrschen. Sie war sich sicher, dass dies der Grund war, warum die meisten Leute inklusive des FIB so oft beide Augen zudrückten. Die I.S. war korrupt, aber die Leute, von denen die Stadt tatsächlich beherrscht wurde, schafften es sehr gut, Cincy zivilisiert zu halten.
    Ivy stoppte ihre Maschine neben der Tür zur Küche und machte den Motor aus. Es war Mittwoch, und während an jedem anderen Tag die letzten Gäste gerade erst das Restaurant verlassen würden, lag der Parkplatz heute leer vor ihr. Piscary bestand auf einem Ruhetag. Zumindest würde sie nicht den Kellnern ausweichen müssen und natürlich ihren Fragen, warum ihre Pupillen halb erweitert waren. Sie brauchte vor dem Schlafengehen entweder ein langes Schaumbad, oder Kisten, oder beides.
    Die Brise, die vom nahe gelegenen Fluss heranwehte, war kühl und roch nach Öl und Benzin. Sie atmete tief durch, um den Kopf freizubekommen, dann drückte sie mit dem Vorderreifen ihres Motorrads die Lieferantentür auf. Sie hatte nicht mal ein Schloss, so dass die Lastwagen zu jeder Zeit liefern konnten. Niemand würde Piscary bestehlen. Allem Anschein nach hielt er sich an die Gesetze, aber irgendwie würden Diebe trotzdem plötzlich sterben.

    Mit ihrer Tasche und den zwei Weinflaschen in der Hand ließ sie ihre Maschine zwischen Kartons mit Tomaten und Pilzen stehen und stieg mit schnellen Schritten die Stufen zur Küche hinauf. Sie ging an den dunklen Arbeitsflächen und den kalten Öfen vorbei, ohne sie zu sehen. Der schwache Duft von gehendem Hefeteig vermischte sich mit den nachhallenden Gerüchen der Vampire, die hier

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