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Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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das nicht getan, Ivy!«, rief er, als sie weiter schwieg. Sie streckte den Arm über das Mädchen hinweg aus, um ihm die Haare aus der Stirn zu streichen. Die sanfte Erweiterung seiner Pupillen brachte ihren Atem zum Stocken. Gott, er war schön, wenn er aufgeregt war.
    »Ich weiß, dass du es nicht warst«, sagte sie, und sofort entspannten sich Kistens breite Schultern. Sie fragte sich, ob das der Grund war, warum er so aufgeregt war. Nicht, weil er sich um Piscarys Fehler kümmern musste, sondern weil Ivy denken könnte, er habe es getan. Und so wurde ihr klar, dass er sie liebte.
    Die hübsche Frau war Piscarys Lieblingstyp, mit langen hellen Haaren und einem kantigen Gesicht. Wahrscheinlich hatte sie blaue Augen. Scheiße, scheiße und nochmal scheiße . Ihr Hirn arbeitete daran, herauszufinden, wie man den Schaden minimieren konnte. »Wie lange ist sie schon tot?«
    »Minuten. Auf keinen Fall mehr.« Kistens resonante Stimme klang wieder normaler. »Ich habe versucht, rauszufinden, wo sie wohnt, und wollte sie ein wenig saubermachen, aber sie ist direkt hier auf der Couch gestorben. Piscary …« Er suchte ihren Blick und hob die Hand, um an einem von zwei Diamantohrringen in seinem Ohr zu ziehen. »Piscary hat mir gesagt, ich solle mich darum kümmern.«
    Ivy schob sich auf den Rand der Couch hinter ihr. Es sah Kisten nicht ähnlich, so in Panik zu verfallen. Er war Piscarys Nachkomme, die Person, die der untote Vampir erwählt hatte, um sein Restaurant zu führen, seine Tagesarbeiten zu erledigen und seine Fehler zu vertuschen. Fehler, die gewöhnlich ungefähr einen Meter fünfzig groß und blond waren und ungefähr fünfzig Kilo wogen.Verdammt
bis zur Hölle. Piscary hatte sich keinen solchen Ausrutscher mehr geleistet, seit sie gegangen war, um die High School an der Westküste zu beenden.
    »Hat sie die Entlastungspapiere unterzeichnet?«, fragte sie.
    »Glaubst du, ich wäre so aufgeregt, wenn sie das getan hätte?« Kisten strich das Haar der kleinen Frau glatt, als würde das etwas helfen. Gott, sie wirkte wie vierzehn, auch wenn Ivy wusste, dass sie eher an die zwanzig war.
    Ivy presste die Lippen aufeinander und seufzte. Soviel zu einer Mütze Schlaf. »Hol die Plastikverpackung des Klaviers aus dem Müll«, sagte sie entschieden. Kisten stand auf und zog sein Seidenhemd zurecht. »In acht Stunden öffnet das Restaurant für die Inderlander und ich will nicht, dass der Laden nach totem Mädchen riecht.«
    Kisten ging Richtung Treppe. »Beweg dich schneller, außer du willst, dass wir den Teppich mit dem Dampfreiniger bearbeiten müssen!«, rief Ivy und hörte, wie er den Rest der Treppe in einem Satz nahm.
    Müde schaute Ivy auf die Tasche der Frau auf der Couch. Sie war emotional zu ausgelaugt, um sich darüber im Klaren zu sein, was sie fühlen sollte. Kisten war Piscarys Nachkomme, aber Ivy war diejenige, die im Notfall die Denkarbeit leistete. Es war nicht so, als wäre Kisten dumm – überhaupt nicht –, aber er war daran gewöhnt, dass sie die Kontrolle übernahm. Erwartete es. Mochte es.
    Ivy stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und dachte darüber nach, ob Piscary das Mädchen wohl getötet hatte, um Kisten dazu zu zwingen, Verantwortung zu übernehmen. Dann glitten ihre Augen zu den dreckigen Fenstern und dem Fluss in der Morgensonne. Es klang
nach dem manipulativen Bastard. Wenn Ivy Art nachgegeben hätte, hätte sie den Morgen in seiner Wohnung verbracht – was nicht nur der nächste Schritt auf dem Weg zu der Management-Position gewesen wäre, die Piscary für sie wollte, sondern auch Kisten gezwungen hätte, allein damit klarzukommen. Dass die Dinge nicht so gelaufen waren, wie er sie geplant hatte, freute Piscary wahrscheinlich; er war stolz auf ihren Widerstand, weil so ihre Kapitulation nur umso süßer sein würde, wenn sie nicht mehr kämpfen konnte.
    Verkorkst, ruiniert, hässlich , dachte sie und beobachtete, wie die Touristen-Raddampfer rauchten, weil sie ihre Kessel anheizten. Hatte es eine Zeit gegeben, in der sie nicht so gewesen war?
    Das schleifende Geräusch von Plastik ließ sie den Kopf wenden und ohne eine überflüssige Bewegung oder Augenkontakt wickelten Kisten und sie die Frau in die Folie, bevor ihr Schließmuskel sich öffnen konnte. Sie verschränkten die Arme wie bei einer ägyptischen Mumie über der Brust und wickelten sie eng ein. Ivy schaute auf ihre Hände, nicht auf das verschwommene Gesicht hinter der Folie, und versuchte so, sich von dem zu

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