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Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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bist ein Feigling«, beschuldigte sie Ivy. »Zu verängstigt, um Schönheit in deinen Bedürfnissen zu finden, weil es bedeuten würde, zuzugeben, dass du Unrecht hattest. Dass du dir für den größten Teil deines Lebens etwas vorgemacht hast, dir vorgelogen hast, dass es keine Bedeutung hat, um in deinen Lüsten schwelgen zu können. Du bist eine Hure, Ivy. Und du weißt es. Hör auf, dir vorzumachen, es wäre anders.«
    Ivy fühlte, wie ihre Augen vor Wut vollkommen schwarz wurden. »Sie müssen gehen«, sagte sie, die Muskeln so angespannt, dass sie ihren gesamten Willen aufwenden musste, um die Banshee nicht zu schlagen.
    Mia stand auf. Sie war lebendig und strahlte, ihr glattes Gesicht war wunderschön – ein anklagender Engel, hart und gefühllos. »Du kannst dich über dein Schicksal erheben«, spottete sie. »Du kannst sein, wer du sein willst. Dann hat Piscary dich eben verkorkst. Dann hat er dich eben gebrochen und als nachgiebige Blutquelle neu aufgebaut. Es ist an dir, es entweder zu akzeptieren oder zu leugnen.«
    »Glauben Sie, ich bin gerne so?«, fragte Ivy und stand ebenfalls auf, als ihr Frust ihr nicht mehr erlaubte, still zu sitzen. »Dass es mir gefällt, dass jeder mit langen Zähnen sich an mir gütlich tun kann? Ich wurde dazu geboren – es gibt keinen Ausweg. Es ist zu spät! Zu viele Leute erwarten,
dass ich bin, wie ich bin, zu viele Leute zwingen mich, so zu sein, wie sie mich haben wollen.« Die Wahrheit kam heraus, und das machte sie wütend.
    Mias Lippen waren leicht geöffnet. Ihre Augen waren hinter der Sonnenbrille verborgen, und die goldenen Spitzen ihres schwarzen Haares fingen das Licht ein. »Das ist die Ausrede eines faulen, verängstigten Feiglings«, sagte sie, und Ivy spannte sich an, bereit, ihr zu sagen, sie solle den Mund halten. Aber die Erinnerung an den gezügelten Hunger in diesen Augen hielt sie zurück. »Gib zu, dass du Unrecht hattest. Gib zu, dass du abstoßend bist und eine Hure. Und dann sei nicht mehr so.«
    »Aber es fühlt sich zu gut an!«, schrie Ivy, und es war ihr egal, ob das gesamte Stockwerk sie hörte.
    Mia zitterte am ganzen Körper. Sie atmete schnell und hielt sich an der Stuhllehne fest. Als sie den Blick wieder hob, realisierte Ivy, dass die Luft im Raum rein und makellos war, als hätte diese Diskussion nie stattgefunden. Ivys Puls raste, als sie tief einatmete und nur den Duft von Mias Parfüm und einen leichten Hauch ihres Schweißes witterte. Verdammt. Das Miststück ist gut .
    »Ich habe nie gesagt, dass es einfach wird«, sagte Mia leise und Ivy fragte sich, was zur Hölle gerade passiert war. »Der Hunger wird immer da sein, wie ein eingewachsener Dorn. Jeder Tag wird schlimmer sein als der letzte, bist du glaubst, dass du keinen Moment mehr ertragen kannst. Aber dann wirst du die Hässlichkeit in deinen Augen sehen, die raus will – und wenn du stark bist, wirst du es einen weiteren Tag aufschieben. Und einen weiteren Tag wirst du die sein, die du sein willst. Außer du bist ein Feigling.«

    Die darauffolgende Stille war fast tief genug, um Mias Herzschlag zu hören. Ivy stand reglos hinter ihrem Schreibtisch. Die Gefühle, die in ihr tobten, gefielen ihr gar nicht. »Ich bin kein Feigling«, sagte sie schließlich.
    »Nein, bist du nicht«, gab Mia zu, kleinlaut und ruhig. Gesättigt.
    »Und ich bin nicht willensschwach«, fügte Ivy lauter hinzu.
    Mia atmete tief durch und umklammerte fester ihre Tasche. »Doch, bist du.« Ivy kniff die Augen zusammen, und Mias Haltung veränderte sich wieder. »Vergib mir die Frage«, sagte die Banshee gleichzeitig peinlich berührt und nervös, »aber würdest du darüber nachdenken, mit mir zusammenzuziehen?«
    Ivys Magen verkrampfte sich. »Raus.«
    Mia schluckte schwer und nahm ihre Sonnenbrille ab, so dass Ivy ihre fahlblauen Augen sehen konnte, die Pupillen in vertrauter Weise erweitert. Sie wirkte verletzlich. »Ich kann dafür sorgen, dass es deine Mühe wert ist«, sagte sie und ließ ihren Blick über Ivy gleiten als wäre sie eine ehemalige Geliebte. Dann leckte sie sich über die Lippen. »Mein Blut für deine Gefühle? Ich kann alles befriedigen, was du brauchst, Ivy, und noch mehr. Und mit dem Schmerz, den du in dir trägst, könntest du ein Kind in mir entfachen.«
    »Verschwinden … Sie.«
    Mit gesenktem Kopf nickte Mia und ging Richtung Tür.
    »Ich bin nicht willensschwach«, wiederholte Ivy, und Scham mischte sich unter ihre Wut, als Mia durch das kleine Büro ging. Mia

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