Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
finden, Blut zu nehmen«, stellte sie fest, entschlossen, sich nicht aufzuregen und unwissentlich diese … Frau zu füttern. »Liebe ist wunderschön, und Blut ist grausam, die hässliche Befriedigung eines Bedürfnisses.«
    »Und du brauchst keine Liebe?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Ivy fühlte sich unwirklich und umklammerte den Rand ihres Tisches. »Blut ist kein Weg, um seine Liebe auszudrücken.« Ivys Stimme war ruhig, aber innerlich schrie sie. Sie war so krank, dass sie einem Freund nicht ihr Mitgefühl aussprechen konnte, ohne es mit der Lust nach Blut zu beschmutzen. Ihr Bedürfnis nach Liebe und ihren Drang nach Blut zu vermischen korrumpierte die Liebe und machte sie hässlich. Ihr Verlangen, die zwei getrennt zu halten, war ihr so unheimlich
wichtig und machte sie so verletzlich, dass sie fast würgte, als Mia den Kopf schüttelte.
    »Das ist nicht, wer du sein willst«, spottete sie. »Ich sehe es. Es fließt aus dir wie Tränen. Du belügst dich selbst und sagst, dass Blut und Liebe zwei getrennte Faktoren sind. Du lügst, wenn du sagst, dass die geistige Gesundheit daran hängt, sie als zwei Dinge zu sehen statt als Einheit. Nur wenn du es akzeptierst, kannst du dich über das erheben, was dein Körper von dir verlangt – dem gerecht werden, was du sein willst … mit jemandem, den du liebst und der stark genug ist, es zu überleben, dich ebenfalls zu lieben.«
    Schockiert erstarrte Ivy. Diese zierliche Frau zog ihre verzweifelten, tief vergrabenen Wünsche hervor und brachte sie ans Licht, wo jeder sie sehen konnte. Sie wollte die Blutlust kontrollieren … aber es fühlte sich so verdammt gut an, sich von ihr kontrollieren zu lassen. Und wenn sie es Liebe nannte, dann hatte sie sich ihr halbes Leben lang zur Hure gemacht.
    Während sie Mias wissendes Lächeln anstarrte, stiegen Erinnerungen in ihr auf: Erinnerungen an Piscarys Berührung, sein Lob, daran, wie er alles von ihr genommen und gesagt hatte, dass es ein Beweis ihrer Ergebenheit und Liebe sei … und ihre beschämte Akzeptanz, weil sie Selbstwert darin gefunden hatte, alles zu sein, was er wollte. Es war so frisch als wäre es letzte Nacht passiert, nicht schon vor fast zehn Jahren. Darauf waren Jahre der Schwelgerei gefolgt, während sie herausfand, dass sie mit wachsender Dominanz nach mehr und mehr Befriedigung lechzte und immer weniger fand. Es war ein grausamer Henkersknoten, der sie bettelnd zu Piscary laufen
ließ, damit er ihr Selbstwert vermittelte. Und obwohl sie ihn niemals fand, hatte er ihr den Schmerz versüßt.
    Und jetzt wollte diese Frau, die so einfach das Leid anderer aufsaugte wie sie atmete, dass sie die Zweiteilung, an der ihre geistige Gesundheit hing, als falsches Dilemma anerkannte. Dass sie Schönheit in ihrem Verlangen fand, indem sie es Liebe nannte?
    »Das ist keine Liebe«, sagte sie gepresst.
    »Warum widersetzt du dich dann Art?«, erwiderte Mia. Auf ihren Lippen lag der Ansatz eines Lächelns, und sie hatte die Augenbrauen spöttelnd hochgezogen. »Das gesamte Stockwerk stellt sich diese Frage. Du weißt, dass es mehr ist als ein beiläufiger Akt. Es ist ein Weg, deine Liebe zu zeigen, und es Art zu geben würde bedeuten, dass du ein halbseidenes Mädchen bist; nein – eine Hure. Ein dreckiges, perverses Flittchen, das sich für einen Moment fleischlicher Lust und beruflichen Aufstieg verkauft.«
    Das kam ihren eigenen Gedanken so nah, dass Ivy die Zähne zusammenbiss. Sie war froh, dass die Bürotür geschlossen war. Sie fühlte, wie ihre Pupillen sich erweiterten, aber die Erinnerung an Mias gezügelten Hunger hielt sie auf ihrem Stuhl. Ihr war klar, dass Mia sie provozierte, Wut aus ihr herauskitzelte, um sie aufsaugen zu können. Das machten Banshees nun mal so. Dass sie dafür oft die Wahrheit einsetzte, machte es nur schlimmer. »Man kann Liebe nicht dadurch zeigen, dass man Blut nimmt«, sagte Ivy leise.
    »Warum nicht?«
    Warum nicht? Es klang so einfach. »Weil ich zu Blut nicht Nein sagen kann«, sagte Ivy bitter. »Ich brauche es. Ich lechze danach. Ich will den Drang befriedigen, verdammt nochmal.«

    Mia lachte. »Du dummes, weinerliches Mädchen. Du willst den Drang befriedigen, weil er an dein Bedürfnis nach Liebe gekoppelt ist. Für mich ist es zu spät. Ich kann keine Schönheit in der Befriedigung meiner Bedürfnisse finden, weil jeder stirbt, der von einer Banshee geliebt wird. Du kannst es, und zu sehen, wie selbstsüchtig du bist, bringt mich dazu, dich ohrfeigen zu wollen. Du

Weitere Kostenlose Bücher