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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Atem des Cops hinter ihr begann schneller zu gehen.
    Er spürt sie auch. Die Gegenwart des Bösen.
    Jane stieg die knarrenden Stufen zur Luke empor. Mit feuchter Hand packte sie den Knauf. Sie drehte sich zu ihrer Verstärkung um und sah ein knappes, angespanntes Nicken.
    Sie stieß die Luke auf und kletterte rasch durch die Öffnung, um sofort mit dem Strahl ihrer Taschenlampe eine Schneise durch die Dunkelheit zu schlagen. Schemenhafte Formen tauch ten auf. Sie sah Messing aufblitzen, bedrohliche Silhouetten, bereit zur Attacke.
    Dann hatte der Cop hinter ihr endlich den Lichtschalter gefunden und drückte drauf. Jane blinzelte, als es plötzlich taghell wurde. In Sekundenschnelle verwandelten die lauernden Angreifer sich in Möbel, Lampen und zusammengerollte Teppiche. Sie waren auf eine Schatzkammer voller kostbarer Antiquitäten gestoßen. Sansone war so verdammt reich, dass selbst seine ausrangierten Möbel wahrscheinlich noch ein Vermögen wert waren. Als sie den Dachboden abschritt, begann ihr Puls sich zu verlangsamen, und ihre Angst löste sich in Erleichterung auf. Hier oben gab es keine Monster.
    Sie steckte die Waffe ein und stand ein wenig betreten inmitten all dieser Kostbarkeiten. Die Anlage musste wohl einen Fehlalarm ausgelöst haben. Aber woher stammt dann die Kerbe in diesem Fenstersims?
    Da meldete sich plötzlich das Funkgerät des Cops. »Graffam, wie sieht's aus bei Ihnen?«
    »Sieht aus, als wäre hier alles sauber.«
    »Ist Rizzoli bei Ihnen?«
    »Ja, steht direkt neben mir.«
    »Wir haben hier ein Problem.«
    Jane warf dem Cop einen fragenden Blick zu.
    »Was gibt's?«, sprach er ins Funkgerät.
    »Dr. Isles will, dass sie sofort zu ihr rauskommt.«
    »Sind schon unterwegs.«
    Jane blickte sich ein letztes Mal auf dem Dachboden um und stieg dann die Treppe hinunter, lief den Flur entlang, vorbei an den Schlafzimmern, die sie bereits durchsucht hatten, an den Porträts, die erst vor wenigen Minuten auf sie herabgestarrt hatten. Wieder vollführte ihr Herz einen Trommelwirbel, als sie aus der Haustür trat und die Nacht von grellen Lichtern erhellt fand. Zwei weitere Streifenwagen waren inzwischen eingetroffen, und sie blieb stehen, vorübergehend
    geblendet von dem kaleidoskopischen Geflimmer.
    »Jane, sie ist durchgebrannt!«
    Sie sah Maura an, die im Gegenlicht der Dachscheinwerfer stand. »Was?«
    »Lily Saul ist weg. Wir standen dort drüben auf dem Gehsteig. Und als wir uns umdrehten, war sie plötzlich verschwunden.«
    »Mist.« Jane suchte die Straße ab, ließ den Blick über die schemenhaften Umrisse von Cops gleiten, von neugierigen Anwohnern, die sich aus ihren Häusern in die Kälte hinausgewagt hatten, um das aufregende Schauspiel zu beobachten.
    »Es ist erst ein paar Minuten her«, sagte Maura. »Weit kann sie nicht sein.«

35
    Lily Saul rannte eine Seitenstraße hinunter, dann die nächste, drang tiefer und tiefer in das Labyrinth dieses unbekannten Viertels ein. Sie kannte Boston nicht, hatte keine Ahnung, wohin sie lief. Sie konnte die Sirenen von Streifenwagen hören, die sie wie ein Schwarm Haie umkreisten. Scheinwerfer flammten auf, und sie tauchte blitzschnell in eine Gasse ab, duckte sich hinter ein paar Mülltonnen, während ein Streifenwagen langsam die Straße hinauffuhr. Kaum war er um die Ecke verschwunden, war sie schon wieder auf den Beinen und rannte in die andere Richtung weiter. Sie lief jetzt bergab und rutschte immer wieder auf den vereisten Pflastersteinen aus, während der Rucksack ihr rhythmisch gegen die Schulterblätter schlug. Sie war viel zu dünn angezogen für dieses frostige Wetter; schon jetzt schmerzten ihre Füße von der Kälte, und ihre bloßen Hände waren taub. Plötzlich glitten ihre Tennisschuhe unter ihr weg, und sie landete auf dem Hintern. Beim Aufprall schoss der Schmerz ihr wie ein Pfeil ins Rückgrat. Ein paar Sekunden lang saß sie benommen und mit dröhnendem Schädel da. Als der Nebel vor ihren Augen sich endlich verzog, sah sie, dass sie am Fuß des Hügels angelangt war. Auf der anderen Straßenseite war ein Park, gesäumt von Büschen, mit kahlen Bäumen, deren dürres Ge äst geisterhafte Schatten auf den vereisten Schnee warf. Ein leuch tendes Symbol fiel ihr ins Auge.
    Es war ein U-Bahn-Schild.
    Sie würde einfach auf einen Zug springen, und binnen Minuten könnte sie an jedem beliebigen Ort in der Stadt sein. Und sie wäre im Warmen. Sie rappelte sich auf. Ihr Steißbein schmerzte von dem Sturz, und die aufgeschürften

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