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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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habe ein Haus geerbt, das niemand haben will. Und ein Bankkonto, das mir mein Collegestudium finanziert hat, aber nicht viel mehr.«
    »Haben Sie sich gut mit Ihren Eltern verstanden, Lily? Oder gab es oft Krach?«
    »Wenn Sie glauben, ich könnte je …«
    »Alle Teenager haben Krach mit ihren Eltern. Aber bei Ihnen ging der Krach vielleicht ein bisschen weiter. Vielleicht konnten Sie es ja nicht erwarten, aus diesem öden Kaff rauszukommen und Ihr wahres Leben zu beginnen. Dann zieht Ihr Cousin für den Sommer zu Ihnen, und er bringt Sie auf Ideen, wie Sie Ihren Ausbruch vielleicht ein bisschen beschleu nigen, Ihrem Neuanfang auf die Sprünge helfen könnten.«
    »Sie haben doch keine Ahnung, was damals passiert ist!«
    »Dann sagen Sie es mir. Sagen Sie mir, warum Sie es waren, die Teddys Leiche im See fand, warum Sie es waren, die Ihre Mutter am Fuß der Treppe fand.«
    »Ich hätte ihnen nie etwas zuleide getan. Wenn ich gewusst hätte …«
    »Waren Sie ein Paar? Sie und Dominic?«
    Lilys Gesicht wurde kreidebleich vor Wut. Einen brenzligen Moment lang dachte Jane tatsächlich, die Frau würde sich auf sie stürzen.
    Plötzlich zerriss ein lautes Klingeln die Stille. Alle Blicke richteten sich auf Sansone.
    »Das ist unsere Alarmanlage«, sagte er und sprang auf, um zu einem in die Wand eingelassenen Bedienfeld zu gehen. »Sie meldet eine Einbruchstelle am Gartenfenster.«
    »Es ist jemand im Haus?«, fragte Jane.
    »Das ist er «, hauchte Lily.
    Jeremy kam ins Esszimmer. »Ich habe eben nachgesehen, Mr. Sansone. Das Fenster ist verschlossen.«
    »Dann ist es vielleicht nur eine Funktionsstörung.« San-sone sah die anderen an. »Ich glaube, es ist das Beste, wenn Sie alle erst einmal hierbleiben, während ich das System überprüfe.«
    »Nein«, rief Lily. Ihr Blick zuckte von einer Tür zur anderen, als rechnete sie damit, dass jeden Moment ein Angreifer hereinstürzen würde. »Ich bleibe nicht hier. Nicht in diesem Haus.«
    »Sie haben absolut nichts zu befürchten. Wir beschützen Sie.«
    »Und wer wird Sie beschützen?« Sie sah nacheinander Maura, Edwina und Oliver an. »Jemand von Ihnen vielleicht? Sie wissen ja gar nicht, womit Sie es zu tun haben!«
    »Sie bleiben jetzt alle da, wo Sie sind, okay?«, sagte Jane. »Ich gehe raus und sehe nach.«
    »Ich komme mit Ihnen«, sagte Sansone.
    Jane zögerte, im Begriff, das Angebot abzulehnen. Doch dann dachte sie an Eve Kassowitz, wie sie blutend über den vereisten Gartenweg geschleppt worden war, die Waffe noch im Holster an ihrer Hüfte. »Na schön«, sagte sie zu Sansone. »Gehen wir.«
    Sie zogen ihre Mäntel an und traten vor die Tür. In den Lichtinseln unter den Straßenlaternen glitzerte das Eis. Es war eine gefrorene Welt; alle Oberflächen glänzten wie poliertes Glas. Selbst wenn ein Eindringling heute Abend hier entlanggekommen wäre, würden sie keine Fußspuren fin den. Der Strahl von Janes Stablampe glitt über den diamanten glitzernden Asphalt. Zusammen mit Sansone ging sie an der Hausfront entlang zu dem eisernen Tor, öffnete es und trat in den schmalen Durchgang an der Seite des Grundstücks. Hier hatte der Mörder Eve Kassowitz überwältigt. Über diesen Weg hatte er ihre Leiche geschleppt, und das Blut aus der Wunde an ihrem Kopf hatte die Granitplatten beschmiert und war dort in roten Bahnen gefroren.
    Jane hatte ihre Waffe schon aus dem Holster gezogen; von einer Sekunde auf die andere lag sie plötzlich in ihrer Hand, wie eine Verlängerung ihres eigenen Körpers. Sie ging wei ter in Richtung Garten; der Strahl der Taschenlampe durchschnitt die Dunkelheit, während ihre Sohlen über die vereisten Platten rutschten. Vertrocknete Efeuzweige schienen im Lichtkegel auf. Sie wusste, dass Sansone direkt hinter ihr war, doch er bewegte sich so lautlos, dass sie innehalten und einen Blick über die Schulter werfen musste, um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich da war, dass er ihr Rückendeckung gab.
    Vorsichtig schob sie sich um die Hausecke und schwenkte den Strahl der Stablampe durch den ummauerten Garten, wo erst vor wenigen Wochen Eve gelegen hatte, wo ihre Muskeln allmählich starr geworden waren, während ihr Blut auf dem kalten Stein gefror. Jane sah keine Bewegung, keine Gestalten, die im Dunkeln lauerten, keinen Dämon im schwarzen Cape.
    »Ist das hier das Fenster?«, fragte sie. Sie richtete die Lampe darauf und sah, wie der Lichtstrahl von der Scheibe gespie gelt wurde. »Wo Ihre Alarmanlage einen Einbruch gemeldet

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