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Blutmond der Templer

Blutmond der Templer

Titel: Blutmond der Templer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und verlassen.
    Da streckte der Abbé den Arm aus. »Stop, Suko«, sagte er, »du darfst nicht mehr fahren.«
    »Weshalb nicht?«
    »Es wird uns rammen.«
    Der Inspektor lachte. »Wieso denn? So schwerfällig, wie dieser Kahn ist, wird eres…«
    Von wegen schwerfällig. Plötzlich wurde das Schiff schnell — und es drehte bei.
    Wir bekamen große Augen, als wir sahen, mit welch einer Geschwindigkeit es ankam. Als würde es über den Wellen schweben, so sah es aus.
    »Verdammt!« Suko konnte den Fluch nicht unterdrücken. »Der ist wirklich schnell.«
    Er kam.
    Gewaltig, unheimlich, begleitet vom kalten Hauch des Todes und der Verwesung, den er uns entgegenschickte. So etwas Ähnliches mußten auch die Mitglieder der Besatzung in ihrem Rettungsboot erlebt haben. Nur hallen sie es nicht mehr schallen können. Wie sah es mit uns aus?
    »Wenn du etwas erreichen willst, mußt du auf das Schiff, John. Geh an Bord.«
    »Und dann?«
    »Wirst du es zerstören.«
    Der Abbé hatte Nerven. Ich fragte mich, wie ich einen so gewaltigen Kahn klein bekam. Auch für dieses Problem wußte Bloch eine Lösung.
    »Leg an und nimm den Würfel. Schnell, ich spüre, daß sie sich bereitmachen. Beeilt euch.«
    »Soll ich?«
    »Okay, Suko!« Ich mußte den Worten des Abbé einfach vertrauen, sonst würden wir mit hundertprozentiger Sicherheit gerammt. Suko gab sein Bestes. Noch einmal fuhr er einen Bogen, dann aber ließ er sich von einer großen Welle hochtragen und ritt praktisch den Kamm ab. Ich kniete im Boot und beobachtete sehr genau den Kurs. Himmelhoch kam mir die Bordwand vor, als wir uns ihr näherten.
    »Nimm den Würfel, John. Du weißt, daß er dich stark macht und du ihn einsetzen mußt.«
    Der Abbé gab ihn mir. Ich verbarg ihn unter meiner Kleidung, weil ich die Hände freihaben wollte.
    Noch tanzten wir auf dem Kamm, doch einen Augenblick später glitten wir in das Wellental.
    Ich kam mir wie ein Surfer vor. Die Geschwindigkeit war hoch, die Bordwand näherte sich zu rasch, und die an ihr herabhängenden Taue peitschen im Rhythmus der anlaufenden Wellen.
    Wir kollidierten nicht. Zudem schaffte mein Freund es, das Boot beizudrehen. Wieder glitten wir parallel zur Bordwand, bis wir Glück hatten und uns eine querlaufenden Welle erwischte. Sie drückte uns direkt bis an das Ziel.
    Da war auch ein Tau.
    Ich sprang - und hatte Glück. Zwar prallte ich hart gegen das faulige Holz, aber mir war es gelungen, das Tau mit beiden Händen zu umklammern. Zudem war es nicht so morbide, daß es riß. Es würde mein Gewicht auch halten, wenn ich hochkletterte. — Ich erreichte das überstehende Schanzkleid und war ziemlich außer Atem. Um den letzten Rest noch überwinden zu können, ruhte ich mich etwas aus und schielte zur Seite.
    Meine Augen weiteten sich vor Staunen. Das durfte nicht wahr sein. Ich war nicht der einzige, der an Bord wollte. Dicht unter mir kletterte das silberne Skelett des Hector de Valois in die Höhe…
    ***
    Mein auf magische Art und Weise verwester und in mir wiedergeborener Ahnherr wollte zusammen mit mir gegen die Mächte der Finsternis kämpfen. Das hatte ich auch noch nicht erlebt. Im ersten Moment war ich sprachlos, zwar nicht entsetzt, aber wahrscheinlich habe ich so ausgesehen. Im Gegensatz zu mir kletterte das Skelett weiter. Auch ich wollte nicht länger in dieser Haltung bleiben und setzte meinen Weg fort. Das Schanzkleid zu überwinden, war nicht einfach. Glücklicherweise fand ich genügend Lücken in der Verkleidung, die mir den nötigen Halt gaben.
    Ich betrat noch vor dem Skelett das Deck. Als erstes warf ich einen Blick zurück.
    Unser Boot befand sich in Sichtweite. Als ich den Arm hob und winkte, grüßte Suko zurück.
    Dann erschien das Skelett. Ich wunderte mich darüber, wie geschmeidig es sich bewegen konnte. Zudem geriet es in den roten Schein des Blutmondes, der auf den silbernen Knochen einen reflektierenden Schein hinterließ.
    Ich holte den Würfel hervor, wie mir der Abbé geraten hatte. Nur sah ich keinen von der Besatzung. Das breite und lange Deck war leer. Mein Blick glitt an den Aufbauten hoch und auch an den langen Segelmasten. Die Segel selbst zeigten an einigen Stellen Löcher, durch die der Wind fahren konnte.
    Nicht zum erstenmal stand ich auf einem alten Geisterschiff, aber diesmal mit einem Helfer, der den Tod auf seine Art und Weise überwunden hatte. Wohin sollten wir uns wenden?
    Ich befand mich mittschiffs. Vor mir wuchsen die Aufbauten hoch. Das Holz war angefault.

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