Blutmond der Templer
Gral. Die beiden haben sich auf einer Ebene gefunden, die für mich nicht realisierbar ist. Aber es hat geholfen. Die magische Kraft dieser Gegner wurde vernichtet.«
»Nein, nicht das. Wir drängten sie zurück, John. Sie ist noch immer vorhanden, und sie wird auch nicht aufgeben.«
»Das befürchte ich auch. Von hier weg können wir nicht. Außerdem glaube ich fest daran, daß wir das eigentliche Zentrum noch nicht entdeckt haben. Zudem will ich unbedingt herausfinden, was mit Suko geschehen ist. Auch er muß die Verwandlung mitbekommen haben.«
Er nickte und ließ mich nicht mehr weitersprechen.
»Wir müssen auch mit den Templern rechnen.«
»Wie meinst du das?«
»Ihre Geister, verstehst du? Die Toten, die keine Ruhe finden können. Vielleicht können sie uns helfen. Schau dir Hector de Valois an. Ich hoffe, daß es ihm gelingt, sie aus ihrer verfluchten Gefangenschaft zu befreien, denn er besitzt das Siegel der Templer. Sie werden es nicht nur kennen, sie werden es auch anerkennen. Wenn es so ist, können wir gemeinsm darangehen, den unseligen Geist dieser Grabstätte für immer und ewig zu vernichten.«
»Falls es nicht schon zu spät ist«, erwiderte ich leise. Der Abbé schwieg. Möglicherweise dachte er ähnlich wie ich. Nur hatte er sich nicht getraut, es auszusprechen…
***
Suko wollte den Killer!
Daß es Dragut gelungen war, dem Inspektor zu entwischen, empfand Suko als eine persönliche Niederlage. Er hatte sich für diesen Mann verantwortlich gezeigt und stets auf ihn achtgegeben. Daß er ihm trotzdem entwischt war, ärgerte Suko doppelt. Er mußte ihn zurückhaben!
Suko hatte es Dragut nachgemacht und war ebenfalls durch die Öffnung gehechtet. Hinein in ein kleines Gewölbe aus alten Steinen und düsteren Mauern.
Im Gegensatz zu dem Killer kannte sich Suko in der Grabstätte nicht aus. Um sich orientieren zu können, war er gezwungen, seine schmale Leuchte einzuschalten.
Gleichzeitig gab er durch diese Tatsache auch seine Position preis. Bewaffnet war Dragut nicht, Suko hatte ihn schließlich gefilzt, aber er konnte sich durchaus noch bewaffnen und wenn es ›nur‹ mit einem Stein war, den er aus hinterhältiger Deckung schleuderte. Noch hörte Suko seine Schritte. Sie hallten nicht, dafür war die Grabkammer einfach zu eng, doch ihr hartes Tappen zeigte Suko genau die Richtung an, in die der Killer lief.
Tiefer in das Labyrinth hinein und weg vom Einstieg. Suko blieb ihm auf den Fersen. Er ging so schnell, wie es das Gelände zuließ. Der Lampenschein huschte dabei über hochkant stehende Steine, die ein treppenähnliches Aussehen angenommen hatte.
Er glitt vorbei an kleinen Altären und heidnischen Betstätten. Die in den Felsen geschlagenen Löcher kamen ihm vor wie inheimliche Glotzaugen, die sich einzig und allein auf ihn konzentrierten. An manchen Stellen hatte sich Feuchtigkeit gesammelt und den Boden glatt gemacht. Suko rutschte zweimal aus, konnte sich jedoch fangen. Es passierte nichts.
Dann wurde alles anders.
Dem Inspektor kam plötzlich zu Bewußtsein, daß er einem Phantom hinterherlief. Er hörte die Schritte des Killers nicht mehr. Nur seine eigenen irritierten ihn.
Er blieb stehen.
Rechts neben ihm zeichnete sich eine Mauer ab. Sie war nicht glatt, sie besaß nischenartige Einbuchtungen, die zu zweit nebeneinander standen.
In einer fand Suko Unterschlupf.
Er hatte seine Lampe gelöscht und hielt sich in der absoluten Schwärze auf.
Die Dunkelheit war tatsächlich so tief, daß kein Lichtschimmer hindurchdringen konnte. Fast zu vergleichen mit der Schwärze des Alls. Suko kam sich vor wie ein Teil dieser Finsternis, und das gefiel ihm überhaupt nicht.
Der Eindruck, bei lebendigen Leibe begraben zu sein, folgte automatisch. Er stand in der Nische, umgeben von der tiefen Schwärze, hörte sich selbst atmen und spürte, daß sich etwas verändert hatte. Lebte die Schwärze?
Die Welt um ihn herum war drückend geworden. Gleichzeitig erfüllt von einem ungewöhnlichen Leben. Kein normales, er hatte den Eindruck, eine Geisterwelt würde auf ihn zutreiben.
Sukos Herz klopfte schneller. Nichts in seiner unmittelbaren Umgebung rührte sich. Die Stille lastete wie ein gewaltiger Klotz auf ihm, der alles zusammendrücken würde.
Eine Zange aus Schatten, gebildet durch eine geisterhafte Welt, die sich im Unsichtbaren bewegte. Vor, hinter und neben ihm standen die alten Mauern der Grabstätte. Suko überkam der Eindruck, als würden sich die Mauern bewegen und auf ihn
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